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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Restaurator fest: Seine Danjela hat es gut gemeint, und zwar definitiv ein paar Breiten- und vor allem Celsiusgrade zu gut.
    So ist es auch jetzt, denn gerade zurückgekehrt vom verärgerten Füßevertreten, ringt ihr die einsam durch die Reihen laufende, nach ihrem Hund schreiende Dame eine gehörige Portion Mitgefühl ab, was sich durch das hämische Grinsen der übrigen Gäste nur noch verstärkt. Wobei, leicht ist das natürlich nicht, ernst zu bleiben, wenn auf der einen Seite eine Frauenstimme hysterisch nach ihrem Hündchen Tino brüllt und auf der anderen Seite ein Mann mit weißem T-Shirt, weißer kurzer Hose, buntem Hut, einem Kübel Wasser und einem Korb voll ausgelöster Kokosnüsse lauthals »Vitamine, Proteine, coco! Coco bello! Bello coco!« verkündet. So ein langgezogenes »Bello« in Kombination mit dem verzweifelten hinterhergeschickten »Tino« reißt eben jeglicher Schadenfreude die Maske von der Fratze. Es wird also gelacht.
    Lange dauert es nicht, und Frau Würtmann ändert wutentbrannt das von ihr gerufene Tier: »Ihr Schweine! Ihr elenden Schweine!« Das Seidentuch rutscht ihr von den Schultern, und auch wenn es ohnedies nur der Hauch einer Verhüllung war, steht sie nun doch wie entblößt vor der gar nicht mehr so belustigten Liegestuhl-Belegschaft. Jeder Stolz ist ihr entwichen, gebückt ist ihr Körper, die bisher stramm unter ihrem Bikini getragenen Brüste hängen wie kleine Taschen abwärts, die Bräune ihres ledernen, zusammengesunkenen Körpers verbirgt das Alter nicht länger, der Lidschatten verlässt sein Schattenplätzchen und macht sich auf den Weg abwärts über die Wange. Eva-Carola Würtmann heult Rotz und Wasser.
    In Höchsttempo eilt Danjela durch den Wald aus Sonnenschirmen, klarerweise nicht am eigenen Bäumchen, sprich ihrem undankbaren Willibald, vorbei, sondern direkt auf Frau Würtmann zu. Lautstark schüttet diese an endlich interessierter Stelle unter Tränen ihr Herz aus und erklärt schließlich,
     
dass Tino gestern beim Abendessen noch da gewesen sei, was ein Großteil der anwesenden Badegäste durch eine angewiderte stille Zustimmung bestätigen;
dass sie dann bei ihrer Tochter, wegen der sie ja hier sei, zuerst in der Mani-, dann in der Pediküre gewesen sei und sich spätnachts frisch lackiert noch an die frische Luft begeben musste, weil Tino den ganzen Tag keinen Haufen herausgebracht habe;
dass Tino ihr dann die Leine aus der Hand gerissen habe, was er sonst nie mache, in der Dunkelheit verschwunden und bellend davongelaufen sei Richtung Kiddyklub-Zelt – und seither ist das Bettchen leer.
    »Welches Bettchen?«, will Danjela erstaunt wissen, noch erstaunter aber ist der ihr entgegengebrachte Gesichtsausdruck, als läge die Antwort auf der Hand.
    »Na, das Reisegitterbett.«
    Tino nächtigt also in einem Kinderbett, Tino geht auf Reisen, Tino isst bei Tisch, und Tino ist in der Nacht verschwunden, möglicherweise sogar freiwillig, wissen somit sowohl Danjela als auch ein paar Reihen weiter der Metzger.
    Denn Tino wird, wie so vielen seiner Kollegen, die Rolle eines mit allerlei humanen Eigenschaften versehenen Angehörigen abverlangt, was durchaus einer Herabwürdigung des Tieres gleichkommt. Eine Herabwürdigung, die bis zur Erwähnung in diversen Testamenten, ja Stammbäumen führen kann. Immerhin ist erstens der Weg in die Zoohandlung nicht selten ein leichterer als der auf diverse Mitmenschen zu, und tut sich zweitens so ein Hund zwar mit der zwischenmenschlichen verbalen Kommunikation ziemlich schwer, beherrscht aber trotzdem ein Wort bei weitem besser als sein zweibeiniger Quartiergeber: Treue.
    Eva-Carola Würtmann, dreimal geschieden und trotzdem nicht stinkreich, ist untröstlich: Der erste und einzige männliche Partner ihres bisherigen Leben, dem es bisher gelungen ist, mit seinem Schweif in der Gegend herumzuwedeln, ohne sie dabei bis ins tiefste Innere zu verletzen, ist verschwunden.
    Und auch Willibald Adrian Metzger, noch nie verheiratet, noch nie geschieden und folglich noch nicht verarmt, ist, wenn schon nicht untröstlich, dann zumindest verunsichert:
    Der erste und einzige weibliche Partner seines bisherigen Lebens, dem es bisher gelungen ist, mit ihm das Auslangen zu finden, kehrt nicht an den Platz zurück, sondern sucht erhobenen Hauptes das Weite. Seite an Seite marschieren die beiden Damen eifrig plaudernd den Strand entlang.
    Ein wenig sieht er seiner Danjela hinterher. Lange allerdings dauert es nicht, und zum Verlust der

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