Der Milliardär und das Kindermädchen
Geburtstag oder zu Weihnachten schaut er natürlich vorbei. Hin und wieder nutzt er die Räume für eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Er hat eben immer viel zu tun. Trotzdem sorgt er dafür, dass Livie alles bekommt, was sie braucht.“
Sie hat jedenfalls immer eine Nanny, dachte Melanie und erinnerte sich daran, dass sie ihrem Chef versprochen hatte, nicht über ihn zu urteilen. Und weil Monty so wirkte, als wollte er nicht weiter darüber sprechen, beschloss Melanie, ein anderes Thema anzuschneiden. Allerdings war das auch ziemlich heikel.
„Komisch, wie es manchmal so kommt im Leben“, bemerkte sie. „Wenn Harry McCord damals Gavin Foley nicht beim Kartenspiel betrogen hätte, dann hätten die Foleys vielleicht heute ein Schmuckimperium.“
„Stimmt“, bestätigte Monty. „Auf dem Grundstück gab es nämlich sage und schreibe fünf Silberminen. Da hat der alte Foley ganz schön was aufs Spiel gesetzt.“ Der Chauffeur lachte leise. „Zu der Geschichte mit dem Kartenspiel gibt es übrigens noch ein paar andere Versionen, nicht nur die der Foleys.“
„Wie meinen Sie das?“
Monty warf ihr einen kurzen Schulterblick zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. „Was ich Ihnen gleich erzähle, bleibt aber unter uns, okay?“
„Auf jeden Fall.“ Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
„Meiner Meinung nach war Gavin Foley einfach beleidigt, dass er das Pokerspiel verloren hat. Gerade, wo das Land so viel abgeworfen hat. Dass Harry McCord geschummelt hat, ist gar nicht gesagt.“
„Ach so?“, erwiderte Melanie.
„Na ja, zum Glück waren die Foleys dann im Ölgeschäft sehr erfolgreich, und da tat der Verlust nicht mehr ganz so weh. Trotzdem hat der alte Gavin immer wieder erzählt, dass die Silberminen eigentlich auch den Foleys gehören müssten, nicht den McCords. Mit der Geschichte sind die drei Brüder also praktisch aufgewachsen, besonders Travis, der jüngste. Als er noch klein war, saß er gern bei seinem Großvater auf dem Schoß und hörte sich seine Geschichten an. Zane war ja schon älter; er hat sich nach dem Tod der Mutter um das Familienanwesen gekümmert.“
Sofort fiel Melanie die Frau von dem Gemälde wieder ein, Olivia Foley. Auf dem Bild hatte sie so liebevoll und sanftmütig ausgesehen, wie Melanie sich immer ihre eigene Mutter gewünscht hatte. Sie spürte einen Stich in der Herzgegend. „Dann war Zane Foley also lange Zeit das zweite Familienoberhaupt, neben dem Vater Rex Foley?“
„Ja, Ma’am. Zane Foley hat sich schnell um die Ölfelder und das Immobiliengeschäft gekümmert. In geschäftlichen Dingen ist er sehr zielstrebig und ehrgeizig. Das hat er früh gelernt.“
Melanie lehnte sich gegen die Rückbank und schloss die Augen. Sie sah Zane Foley vor sich, seine haselnussbraunen Augen … Erst als sie wieder in den Rückspiegel und damit in Montys verwundertes Gesicht sah, wurde ihr bewusst, dass sie laut geseufzt hatte.
„Er hat eine ziemlich schwere Vergangenheit, das hängt mit seiner verstorbenen Frau zusammen“, bemerkte der Chauffeur. „Ich erzähle Ihnen am besten schon mal, was damals passiert ist. Als neues Familienmitglied kommen Sie um die Geschichte nicht herum. Aber sagen Sie bitte niemanden, dass Sie das alles von mir haben.“
„Keine Sorge.“
„Okay … Danielle war manisch-depressiv. Nachdem sie eigenmächtig ihre Medikamente abgesetzt hat … hat sie sich das Leben genommen.“
Melanie zuckte zusammen. Auf einmal war ihr klar, warum Zane Foley mit der Presse nicht über sein Privatleben sprach. Wie Livie wohl auf den Selbstmord ihrer Mutter reagiert hatte? Und Zane selbst?
Auf einmal fiel ihr wieder sein schmerzerfüllter Blick ein. „Das tut mir furchtbar leid“, sagte sie leise.
„Ja, das ging uns allen so. Inzwischen ist das fast sechs Jahre her, aber irgendwie ist sie immer noch da, die ganze Zeit.“
Dazu wusste Melanie nichts zu sagen. Es kam ihr vor, als würde sie in ein Geisterhaus ziehen. Bald würde sie über denselben Boden gehen wie Danielle, würde dieselben Wände berühren …
„Er hat seine Frau direkt nach der Highschool geheiratet“, fuhr Monty fort. „Kurz danach ging es gleich los mit ihren extremen Stimmungsschwankungen. Ganz offensichtlich wusste Mr. Foley nicht, wie er damit umgehen sollte, aber er hat alles versucht. Sie hat dann auch Medikamente genommen, aber als sie dann einfach damit aufgehört hat …“
Melanie schloss die Augen und bereitete sich auf das vor, was jetzt kommen würde –
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