Der Milliardär und das Kindermädchen
Die Worte des Mädchens taten ihr im Herzen weh, am liebsten hätte sie die Kleine fest in die Arme geschlossen. Immerhin wusste sie selbst zu gut, wie es sich anfühlte, wenn der eigene Geburtstag übergangen wurde. Ihre Mutter hatte Melanies Geburtstag ständig vergessen. Ein paar Tage später war er ihr meist wieder eingefallen, und dann hatte sie versucht, alles wiedergutzumachen, und beim Bäcker einen alten Kuchen aus dem Ausverkauf geholt.
„Und was machen die Tiere da auf dem Boden?“, erkundigte sie sich – obwohl sie genau wusste, warum Livie sie dorthin gesetzt hatte.
Das Mädchen stand aus dem Schaukelstuhl auf. Das knarrende Geräusch ließ Melanie zusammenfahren. Livie ging zu einem der Regale und drehte dabei Melanie den Rücken zu. „Die Tiere wollen dir sagen, dass das hier ihr Zimmer ist, nicht deins.“
„Verstehe“, gab Melanie zurück. „Dann hätten wir das schon mal geklärt. Wir müssen aber noch ein paar andere Regeln besprechen, Livie. Darf ich mich irgendwo hinsetzen? Bisher haben wir uns noch nicht richtig unterhalten. Das würde ich jetzt gern tun.“
Das Mädchen drehte ihr immer noch den Rücken zu, aber auch von hinten war deutlich zu erkennen, dass sie gerade die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich heiße Olivia“, sagte sie.
„Alles klar.“ Melanie blieb seelenruhig. Nach allem, was das Mädchen durchgemacht hatte, hatte sie jede Menge Geduld verdient. „Olivia, was hältst du davon, wenn wir auf der Veranda hinter dem Haus zusammen eine Limonade trinken?“
„Limonade hat zu viel Zucker. Davon werde ich unruhig. Hat Daddy gesagt.“
Melanie musste sich sehr zusammennehmen, um nicht mit den Augen zu rollen. Zane Foley machte sie noch völlig wahnsinnig – dabei war er nicht mal hier!
„Dann bereite ich uns einfach einen ungesüßten Eistee zu. Was hältst du davon?“, schlug sie vor.
Livie seufzte und suchte weiter in ihrem Regal nach Spielzeug. Sie beachtete ihre neue Nanny nicht weiter.
Trotzdem ließ Melanie sich nicht abschrecken. Sie blieb einfach im Zimmer stehen und sah sich gründlich um. Nachdenklich betrachtete sie die Stofftiere auf dem Boden: Hunde, Delfine und ein Schaf … alles eher sanftmütige Wesen.
Neben der Tür stapelten sich gleich mehrere Puzzlekartons, die so aussahen, als hätte Livie noch nie damit gespielt. Und dann gab es noch jede Menge Puppen, besonders Barbies.
Melanie lächelte leise und zog sich zurück – aber nur deswegen, weil ihr gerade eingefallen war, wie sie Livie vielleicht aus der Reserve locken könnte. Mit ihrem ersten Schützling war ihr das auch gelungen.
In ihrem Zimmer öffnete sie einen der Koffer und holte eine Tasche mit Nähutensilien und Puppenkleidern heraus. Schon damals, als sie noch als Babysitterin gejobbt hatte, hatte sie mit diesem Hobby angefangen. Und fast alle kleinen Mädchen hatte sie damit begeistern können.
In Livies Kinderzimmer setzte Melanie sich wieder in den Halbkreis, den die Stofftiere vor der Tür bildeten, und zog ein besonders fein gearbeitetes Barbie-Brautkleid hervor. Zuerst bauschte sie die zarten Ärmel auf und breitete dann den weiten Rock aus. Dabei sprach sie Livie nicht weiter an, aber das war auch nicht nötig.
Das Mädchen schien immer noch die Spielzeugregale zu durchsuchen. Dabei arbeitete sie sich aber allmählich und kaum merklich immer näher an Melanie heran.
Als Nächstes legte sich Melanie das Kleid auf die Knie und strich es glatt. Dann zog sie noch ein langes schmales Satinkleid aus dem Beutel. In diesem Party-Outfit sah jede Barbie einfach umwerfend aus.
Inzwischen war Livie nur noch ein paar Schritte von Melanie entfernt, stand allerdings nach wie vor auf der anderen Seite der Stofftiere. Melanie sah hoch und tat, als wäre sie überrascht, das Mädchen zu entdecken. Sie hielt ihr das Hochzeitskleid hin, und Livie berührte es kurz, zog aber schnell die Finger wieder weg.
„Du darfst es dir gern angucken“, forderte Melanie sie auf. „Hol doch mal eine Puppe. Dann probieren wir, ob es ihr steht, okay?“
Livie sah ihrer neuen Nanny nicht in die Augen, ging aber sofort zum Spielzeugregal und kam kurze Zeit später mit einer braunhaarigen Barbie zurück. Mit glänzenden Augen fixierte sie das Kleid.
Auch Melanies Augen leuchteten, als das Mädchen die Puppe in das Hochzeitskleid steckte. Unwillkürlich musste sie wieder an Zane Foley denken … daran, dass bestimmte Dinge mit einem Mann wie ihm nie möglich wären …
Seit Zane das Telefonat
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