Der Milliardaer und die Braut
du etwa, du hättest mich in der Hand, Italoboy?“, spottete Jade, um sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Nic hatte Mühe, sein Temperament zu zügeln. „Du schaffst es ja nicht von allein, dich unter Kontrolle zu halten. Du bist eine unerträglich verwöhnte Göre, die schon vor langer Zeit hätte erwachsen werden sollen. Kein Wunder, dass dein Vater dir endgültig den Geldhahn zugedreht hat. Du bist nichts weiter als eine nutzlose Primadonna, die nie gelernt hat, wie man sich als Frau von Klasse und gesellschaftlichem Stand zu benehmen hat.“
Wütend holte Jade aus, doch Nic fing ihren Arm in der Luft ab. Seine Finger umschlossen ihr Handgelenk so fest, dass ihr Tränen in die Augen traten. Oder waren es Frust und Enttäuschung über sein vernichtendes Urteil? Sie fühlte sich zutiefst verletzt und blinzelte heftig, um nicht die Fassung zu verlieren.
Ich habe doch seit Jahren nicht mehr geweint, dachte Jade. Nicht seit Jons Beerdigung. Und ich werde ganz sicher nicht hier vor Nic zusammenbrechen, damit er sich daran weiden kann, wie sehr er mich gekränkt hat.
Niemand konnte sie wirklich treffen oder erniedrigen. Niemand! Mit einem Ruck riss Jade sich von Nic los und trat zurück. „Ich muss mal eben ins Bad“, zischte sie und verschwand, bevor er etwas sagen konnte.
Nachdem sie ihr Make-up aufgefrischt und ihre Haare gerichtet hatte, atmete sie ein paar Mal tief durch, bevor sie zu Nic zurückkehrte.
Mit einem düsteren Ausdruck auf dem Gesicht kam er auf sie zu. „Es tut mir leid. Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen.“
Gleichgültig zuckte sie mit den Achseln. Man hatte sie in den Medien schon schlimmer betitelt. Es traf sie nur sehr, die Worte ausgerechnet aus Nics Mund zu hören. Hoffentlich hatte er nicht mitbekommen, wie sie ihren Tränen im Badezimmer freien Lauf ließ.
„Soll ich gehen?“, fragte sie ganz direkt. „Ich kann in einem anderen Hotel absteigen. Möglicherweise bekommt das gar keiner mit.“
„Nein, tu das nicht!“ Verlegen rieb er sich den Nacken. „Du kannst das Bett haben, ich schlafe einfach auf dem Sofa. Im Schrank liegen genügend Ersatzdecken und Kissen.“
Schweigend sah sie dabei zu, wie er sich ein Nachtlager bereitete. Ihm standen ein paar fürchterlich unbequeme Stunden bevor, denn auch wenn die Sitzfläche breit genug aussah, war das Sofa für Nic viel zu kurz.
Und natürlich hatte er recht. Jades Plan beschränkte sich allein auf die Tatsache, dass sie ihn zur Hochzeit zwingen wollte. Viel weiter hatte sie nicht gedacht … Wie üblich war sie Opfer ihrer eigenen impulsiven Persönlichkeit geworden. Wann lernte sie endlich dazu?
„Ich muss noch mal nach unten ins Business-Center“, verkündete Nic plötzlich. „Du kannst dich hier also ganz in Ruhe bettfertig machen.“
„Gut, ich bin auch hundemüde“, stimmte sie leise zu, und das war die absolute Wahrheit.
Doch als sie später allein im Schlafzimmer lag, kam sie nicht zur Ruhe. Nachdenklich betrachtete sie ihre halb ausgepackte Reisetasche und fasste spontan einen Entschluss.
Nic konnte sein Bett haben. Jade würde bereits weit weg sein, wenn er in die Suite zurückkam. Es war schlichtweg zu gefährlich, auch nur eine Nacht mehr als nötig in seiner Nähe zu verbringen.
Erst nach Mitternacht betrat Nic seine Suite. Er hatte Kopfschmerzen, sein Nacken war steif, und er hatte noch immer ein mörderisch schlechtes Gewissen, weil er Jade so angefahren hatte. Sie hatte es zu verstecken versucht, aber ihm war nicht entgangen, warum sie sich ins Badezimmer flüchten musste. Ihr hatten bittere Tränen in den Augen gestanden – Tränen, die er verursacht hatte!
Nic konnte sich nicht daran erinnern, Jade jemals weinen gesehen zu haben. Höchstens auf der Beerdigung ihres Bruders, als sie am Grab einen hysterischen Anfall hatte und man einen Arzt rufen musste. Sie bekam kurz darauf eine Beruhigungsspritze, und Nic hatte sich bemüht, ihr seine Hilfe anzubieten. Aber Jade ließ ihn nicht an sich heran, und so war er ziemlich schnell verschwunden. Anschließend herrschte etwa ein Jahr lang Funkstille, worauf er nicht gerade stolz war. Vielleicht hätte sie mit ein wenig mehr Unterstützung keinen Rückfall in die Magersucht erlitten.
Es dauerte eine Weile, bis Nic feststellte, dass die Suite leer war. Keine Jade, nur der zarte Hauch ihres Parfums lag noch in der Luft. Auch ihr Gepäck fehlte, und Nic fluchte aufgebracht in drei verschiedenen Sprachen vor sich hin.
Diese ausgefuchste
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