Der Milliardaer und die Braut
hoch.
„Nein“, sagte sie abwehrend. „Lass mich ausreden. Ich will das endlich loswerden. Es ist allerhöchste Zeit dafür.“ Sie lachte trocken. „All die Jahre habe ich so getan, als würde ich das Leben eines oberflächlichen Flittchens führen. Deshalb ließ ich auch zu, dass die Presse dieses Image ausschlachtet. Ich habe das Bild bedient, indem ich auf den richtigen Veranstaltungen auftauchte, mich provokativ anzog und durch Flirts und freche Sprüche so tat, als wäre ich das beliebteste Mädchen der Stadt. Wahrscheinlich habe ich mich selbst so gesehen: als unkontrollierbaren Wirbelwind, der einen Dreck darauf gibt, was andere von ihm halten.“
„Aber dir macht es doch etwas aus, was die Leute von dir denken, oder?“, hakte Nic nach. „Zum Beispiel dein Vater? Du hast jahrelang mit deinem Benehmen versucht, seine Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, aber das hat nicht funktioniert.“
Wehmütig verzog Jade das Gesicht. „Tja, er hat mir nie verziehen, dass ich nicht in diesen Skiurlaub gefahren bin. Wäre ich dort gewesen, hätte Jon nicht die gefährliche Piste genommen. Jon war immer Daddys Liebling gewesen, und ich wusste es. Jon wusste es auch, aber er hat sich bemüht, für mich einen Ausgleich zu schaffen, indem er der beste Bruder der Welt war. Ohne ihn habe ich mich wie ein Boot ohne Ruder gefühlt – abgetrieben auf hoher See. Und irgendwann trieb ich dann auf scharfkantige Felsen zu, denen ich allein nicht ausweichen konnte. Als wäre ich innerlich fest entschlossen, mich selbst zu zerstören.“
„Du bist nicht verantwortlich für den Tod deines Bruders. Niemand kann dich dafür verantwortlich machen, am allerwenigsten dein Vater.“
„Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen“, murmelte Jade traurig. „Ich wünschte, ich könnte es, nicht nur in Bezug auf diesen tragischen Urlaub. Ich hätte gern mehr Zeit mit meiner Mutter gehabt. Alles wäre anders gekommen, wäre sie nicht so früh gestorben. Sie hätte mir dabei helfen können, meine …“ Sie brach ab und biss sich auf die Unterlippe.
„Womit hätte sie dir helfen können, Jade?“ Nic ließ nicht locker.
„Also, mit meiner Kunst.“
„Deiner Kunst?“, wiederholte er verwirrt.
Ihre Wangen fühlten sich unangenehm warm an. „Ja, ich experimentiere ein bisschen mit Wasserfarben herum. Nichts Besonderes, und ich bin auch nicht sehr gut. Hatte niemals Unterricht oder so. Es ist lediglich ein Hobby von mir. Eigentlich bin ich sogar ziemlich schlecht, ich würde meine Arbeiten niemandem zeigen wollen. Es ist ein angenehmer Zeitvertreib. Mir gefällt es eben, weißt du, das Kreative daran.“ Ihr Geplapper war Jade selbst peinlich, aber sie konnte es trotzdem nicht abschalten.
„Du bist ganz sicher unfair deinem Talent gegenüber.“
„Ich habe keinerlei Qualifikation, außer unzähligen Besuchen in Galerien und Kunstausstellungen. Mir gefällt einfach das Thema Malerei, aber ich habe ja nicht einmal ein richtiges Atelier.“
„Das ließe sich ändern“, überlegte er laut. „Möchtest du denn gern ein eigenes Atelier haben?“
Jade war plötzlich Feuer und Flamme, und noch etwas berührte ihr Herz. Dankbarkeit darüber, dass er sie nicht ausgelacht oder sich über ihr Hobby lustig gemacht hatte. Stattdessen bot er ihr seine Hilfe an. Es kribbelte richtig in Jades Magen.
„Meinst du, ich könnte einen der Räume in der Villa benutzen?“, fragte sie zaghaft. „Ich habe ein paar Utensilien mitgebracht, obwohl ich natürlich nicht lange genug hier sein werde, um ein wirklich professionelles Studio einzurichten.“
„Du kannst dir ein passendes Zimmer aussuchen, hier und auch in Rom. Brauchst du denn noch irgendetwas? Farben, Pinsel oder so?“
„Nein, ich habe alles Wichtige dabei“, sagte Jade und lächelte ihm dankbar zu.
Nic schüttelte beeindruckt den Kopf. „Du steckst wirklich voller Überraschungen, cara .“
Ihr Lächeln wurde noch eine Spur wärmer. „Wir haben doch alle unsere kleinen Geheimnisse, meinst du nicht?“
„Bei mir bekommst du genau das, was du erwartest, fürchte ich.“ Er grinste. „Oberflächlich und selbstsüchtig. So haben mich die Zeitungen beschrieben, und da liegt ein Funken Wahrheit drin.“
„Das glaube ich nicht.“
„Ach, nein?“ Er zog eine Augenbraue hoch.
Jade schüttelte den Kopf. „Du bist viel tiefgründiger, als du den Leuten gegenüber zugeben willst. Und auch viel sensibler.“
„Wie kommst du darauf?“
„Na, du bist einfach ganz anders als alle
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