Der Milliardaer und die Liebe
auszulösen vermochte, nicht genug bekommen. Nein, da war noch viel, viel mehr, was sie verband.
Maya war ihm ein wundervoller Halt gewesen, während sein Großvater im Sterben lag. Oft saß sie bei Salvatore am Bett und las ihm vor, oder sie empfing Giorgio mit Wärme und Verständnis, wenn er von einem anstrengenden Tag nach Hause kam. Sie sprach ihm Mut zu und hielt seine Launen aus. Trotzdem behielt sie dabei ihre neu erworbene Unabhängigkeit und erlaubte ihm nicht, sie zu dominieren, so wie er es in der Vergangenheit ganz selbstverständlich getan hatte.
Maya unterbrach seine Tagträume. „Findest du, wir sollten beim nächsten Ultraschall mal fragen, ob man schon das Geschlecht des Babys feststellen kann?“
„Willst du es denn wissen oder lieber überrascht werden?“, fragte er etwas irritiert.
„Hatten wir nicht schon genügend Überraschungen?“ Sie legte den Kopf schief.
Lächelnd beugte er sich vor und küsste sie mitten auf die Stirn. „Du bist diejenige, die mich immer wieder überrascht, Maya“, sagte er und ließ seine Lippen über ihr Gesicht bis hinunter zum Mund gleiten.
Eilig fuhr sie mit der Zunge darüber und erwartete seinen Kuss.
Giorgio neigte den Kopf ein wenig, nahm sich unendlich viel Zeit und genoss den erleichterten Seufzer seiner Frau in vollen Zügen, als er endlich seinen Mund auf ihren presste.
Niemand küsste wie Giorgio, dachte Maya. Nicht, dass sie großartig viel Erfahrung gehabt hätte, aber doch genügend, um dies beurteilen zu können. Er küsste mit einer mitreißenden, hitzigen Absicht, die einen sofort in den Bann zog. Seine erotischen Verführungskünste waren ein Selbstläufer, unabwendbar.
Ob er diese Magie noch mit einer anderen erlebt? fragte Maya sich, während sie sich in seinen Zärtlichkeiten verlor. Ein grauenvoller Gedanke, den sie am liebsten wieder in den hintersten Winkel ihres Verstands verdrängen wollte. Doch sie wurde ihn einfach nicht ganz los, so sehr sie sich auch bemühte. Die Eifersucht und die widerliche Vorstellung, Giorgio könnte sich mit einer anderen Frau vergnügen, fraßen sich in ihr Gehirn und machten sie ganz krank.
Aber wie konnte sie die Wahrheit herausfinden, wenn sie ihn nicht direkt danach fragte? Und dann würde er spätestens merken, wie viel ihr an ihm lag.
10. KAPITEL
Als Maya am nächsten Morgen erwachte, lag Giorgio nicht mehr neben ihr. Das war nicht weiter ungewöhnlich, denn er stand in der Regel früher auf als sie, trotzdem verriet Maya ihr sechster Sinn, dass hier etwas nicht stimmte.
Sie schlug die Decken zurück, schlüpfte in ihren Bademantel und eilte die Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Aus dem Arbeitszimmer hörte sie Giorgios Stimme, der dort telefonierte. Auch das war nichts Besonderes, trotz der frühen Stunde, da er sich schließlich weltweit um die Belange der Firma kümmern musste. Das schloss unterschiedliche Zeitzonen mit ein.
Aber Maya wurde hellhörig, weil Giorgio sich absichtlich bemühte, leise zu sprechen. Sie merkte deutlich, wie erbost er war, obwohl man kaum etwas verstehen konnte. Er sprach Englisch, ganz offensichtlich mit einer Frau.
Während Maya das Telefonat belauschte, zerriss es ihr fast das Herz, und all ihre Hoffnungen auf ein zukünftiges Glück zersprangen in tausend Scherben.
„Ich habe dir doch gesagt, du sollst diese Nummer hier nicht anrufen!“, zischte Giorgio gerade. „Unsere Verbindung, wie du es nennst, ist nun vorbei. Ich habe jetzt anderweitige Verpflichtungen.“
Schweigend hörte er seinem Gesprächspartner einen Moment zu und sprach dann in harschem Ton weiter.
„Ich werde jede einzelne deiner Forderungen abschmettern. Du hast keinerlei Beweise. Jedermann wird deutlich sehen, dass du lediglich auf billige Art und Weise Geld für dich herausschlagen willst.“
Maya hatte genug gehört. Leise schlich sie weiter durch den Flur bis zur Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Ihr Hals fühlte sich wund und elendig trocken an.
Und dort fand sie die Morgenzeitung. Titelseite. Riesengroße Schlagzeile.
Hotelmilliardär Giorgio Sabbatini durch Exklusiv-Interview eines Unterwäschemodels blamiert!
Ihre Hände zitterten stark, während sie hastig in der Zeitung blätterte und die Seite mit dem Interview suchte. Den Artikel zierte ein großes Foto von Giorgio und dem Model Talesha Barton, die gemeinsam in einem Separee eines exklusiven Nachtclubs saßen. Talesha hatte alles, woran es Maya mangelte: Sie war groß, vollbusig, hatte dunkle Haare und sah
Weitere Kostenlose Bücher