Der Milliardaer und die Taenzerin
Erfahrung machen, dass ihr alles zusteht, was sie sieht. Man lernt nur, Dinge wertzuschätzen, wenn man auch mal auf etwas warten muss.“
Seine dunklen Augen funkelten, und seine Lippen wurden schmal wie Striche. „Erzähl du mir nicht, was ich mit meinem Kind tun kann und was nicht!“
Mutig streckte sie ihr Kinn vor. „Sie ist ein Baby, Luca. Noch nicht einmal zwei Jahre alt. Sie braucht keine teuren Kleider und unendlich viel Spielzeug. Was sie braucht, sind Liebe, Verständnis, Aufmerksamkeit und Sicherheit.“
„Das wird sie auch alles bekommen – und noch mehr.“ Behutsam setzte er das zappelnde Kind wieder auf dem Boden ab.
„Mir ist nicht ganz klar, wie es Ella Sicherheit vermitteln soll, wenn sie in einer lieblosen elterlichen Zweckbeziehung aufwachsen soll“, sagte Bronte herausfordernd.
Sein vieldeutiger Blick schickte Bronte eine stumme Botschaft. „Befürchtest du etwa, unserer Beziehung würde die notwendige Leidenschaft fehlen?“
Ihre Haut kribbelte sofort voll Erwartung. „Keine Ahnung“, murmelte sie ausweichend. „Du hast alles in atemberaubender Geschwindigkeit organisiert. Und ich soll hier mein Leben einfach zusammenpacken und abbrechen, obwohl ich nicht weiß, was mich am anderen Ende der Welt erwartet.“
Eine ganze Weile sah Luca sie nachdenklich an. „Das muss wirklich hart für dich sein, Bronte. Es ist für jeden von euch schwer, ganz besonders für deine Mutter. Ich empfinde echtes Mitgefühl für sie. Und auch meine Familie tut mir leid, weil sie schon so viel von Ellas Kindheit verpasst hat. Aber du bist ihre Mutter, und ich bin ihr Vater. Es gibt keine andere passable Lösung für uns alle, als den Plan umzusetzen und als neue Familie in Italien zu leben.“
Verzweifelt kämpfte Bronte gegen die aufsteigenden Tränen an. „Du willst, dass sich alles nach deinen Wünschen richtet. Du willst immer die absolute Kontrolle behalten. Das kann ich sogar verstehen, aber damit machst du es mir noch viel schwerer. Ich habe hart für meine eigene Karriere gearbeitet, und jetzt soll ich das alles einfach aufgeben. Aber für was? Für eine Ehe, deren Scheitern vorprogrammiert ist.“
„Sie wird nicht scheitern, wenn wir beide gemeinsam daran arbeiten“, widersprach Luca. „Mir ist bewusst, wie wichtig dir deine Karriere ist. Und ich werde dafür sorgen, dass du in Mailand weiter unterrichten kannst.“
„Ich spreche doch nicht einmal deine Sprache“, argumentierte Bronte. „Wie weit soll ich damit bitte kommen?“
„Du könntest Sprachunterricht nehmen. Ich möchte ja auch, dass Ella meine Sprache lernt. Es ist wichtig, sie von Anfang an zweisprachig zu erziehen. Und es wird helfen, wenn du mit ihr sowohl Englisch als auch Italienisch sprechen kannst. Ich könnte einen Privatlehrer für dich engagieren.“
„Scheinbar kannst du so gut wie alles möglich machen“, murmelte sie kaum hörbar.
„Nicht alles“, gab er zu und schüttelte kurz seine Haare. „Es gibt Dinge, die mit Geld niemals zu bezahlen sind.“
Verwundert musterte Bronte Luca, während er sich hinhockte und seiner kleinen Tochter über das seidenweiche Köpfchen streichelte. Sein Gesicht glich einer Maske, und Bronte fühlte sich einmal mehr aus seiner Gefühlswelt und seinem Leben ausgeschlossen. Sie fragte sich, ob er ihr wohl jemals so weit vertraute, dass er ihr seine wahren Emotionen offenbaren würde.
Mit Ella im Arm stand er auf. „Ich glaube, sie braucht eine neue Windel.“
„Ich mache das.“
„Das bekomme ich auch selbst hin“, versicherte Luca. „Genau wie beim letzten Mal. Ich könnte sowieso etwas Übung gebrauchen.“
Bereitwillig ging Bronte voraus zum Badezimmer, wo auch ein Wickeltisch stand. Dort reichte sie Luca milde Babywaschlotion und ein weiches Handtuch. „Hier, dann kannst du sie baden. Ich lege dir Feuchttücher und eine frische Windel bereit.“
Kurze Zeit später beobachtete sie, wie die beiden miteinander spielten. Ella saß in der Wanne und jagte vergnügt kreischend eine gelbe Gummiente, die Luca wieder und wieder lachend vom Badewannenrand rutschen ließ. Dazu machte er Quakgeräusche, die ziemlich merkwürdig klangen.
Eine typische Szene zwischen Vater und Tochter, voller Vertrauen und Liebe, und Bronte fühlte sich entsetzlich ausgeschlossen. Bald würde Ella sich nicht mehr an ihre Mutter wenden, wenn sie etwas brauchte, und es würde immer nur noch um Luca gehen. Schließlich war er derjenige, der fast alles möglich machen konnte. Wahrscheinlich
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