DER MILLIONÄR AUS MIAMI
verwöhnt für Rafe. Er braucht jemanden, der unabhängig ist.“
Nicole hatte das Bedürfnis, ihre Schwester zu verteidigen, und erwiderte prompt: „Sie war nicht vollkommen, aber wer ist das schon. Und ohne Tabitha hätten wir heute Joel nicht.“
Sekundenlang wirkte Maddie ungeduldig und verzog die Lippen. „Da haben Sie natürlich recht. Keine Tabitha, kein Joel.“ Nun klang sie leicht verärgert. „Also, morgen schicke ich Ihnen die drei Kinderm…“ Sie brach ab und korrigierte sich: „Drei mögliche Kandidatinnen, die Ihnen mit Joel aushelfen könnten. Die Wahl liegt bei Ihnen. Nachmittags können Sie dann ja vielleicht im Kindergarten vorbeischauen. Ich wollte all das ja heute schon abhaken, aber Rafe hat darauf bestanden, dass Sie und Joel einen Tag zum Eingewöhnen haben.“ Mit diesen Worten führte Maddie sie wieder nach unten und drückte Nicole wenig später ihre Karte in die Hand. „Ich weiß, dass Sie nur kurze Zeit hier sind. Trotzdem ist es Rafe sehr wichtig, dass Sie alles haben, was Sie brauchen. Da er häufig viel zu tun hat, können Sie jederzeit mich anrufen.“ Wieder war da dieser besitzergreifende Tonfall in ihrer Stimme, der Nicole so zu denken gab.
„Danke“, erwiderte sie. „Ich hoffe allerdings, dass Joel und ich auch allein zurechtkommen.“
„Okay. Ich muss noch kurz mit Rafe sprechen, ehe ich gehe. Auf Wiedersehen“, verabschiedete sich Maddie.
Nicole ging mit Joel in die Küche, um den Inhalt des Kühlschranks zu inspizieren. Plötzlich betrat jemand hinter ihr den Raum, und sie fuhr herum.
„Hungrig?“, fragte Rafe. „Wir haben eine Haushälterin und einen Koch. Die beiden werden Ihnen alles zubereiten, was Sie möchten.“
„Ich wollte nur nachsehen, was ich Joel heute zum Abendbrot machen kann.“
Kopfschüttelnd schloss Rafe die Kühlschranktür. „Sie sollen hier nicht kochen. Sie sollen Joel dabei helfen, sich einzugewöhnen.“
„Gemeinsam zu kochen gehört dazu. Er ist es gewöhnt.“
„Sagen Sie dem Koch einfach, was er zum Abendessen machen soll“, beharrte Rafe, so als hätte er ihre Worte nicht gehört. „Möchten Sie vielleicht duschen oder in den Whirlpool?“
„Ja, vielleicht. Joel ist sowieso voll und ganz mit seinen neuen Spielsachen beschäftigt. Passen Sie bloß auf, dass Sie ihn nicht zu sehr verwöhnen.“
„Ich weiß, aber ich hatte das Gefühl, dass ich viele Jahre wiedergutmachen muss. Außerdem will ich, dass er sich hier wohlfühlt.“
„Werden Sie sich hier denn wohlfühlen? So weit weg vom Meer?“, fragte sie.
„Immerhin arbeite ich noch jeden Tag auf der Jacht. Und falls mich mal die Sehnsucht überkommt, können wir drei ja vielleicht gemeinsam ein Wochenende auf meiner Jacht verbringen. Maddie hat Sie schon über die drei Bewerberinnen für den Kindermädchenposten informiert, oder?“
„Ja, und ich habe sie darüber aufgeklärt, dass wir kein Kindermädchen brauchen, da ich ja hier bin.“
Rafe schüttelte lächelnd den Kopf. „Nicole, Sie haben sich lange genug um alles allein gekümmert. Eine alleinerziehende Mutter zu sein ist häufig bestimmt sehr anstrengend. Ich will einfach nur, dass Sie die Hilfe haben, die Sie brauchen.“
„Danke“, erwiderte Nicole nach kurzem Zögern. Der Gedanke, ein Kindermädchen zu haben, befremdete sie noch immer. „Und was Maddie betrifft …“
„Sie ist unglaublich, oder? Die effizienteste Mitarbeiterin, die ich jemals hatte“, unterbrach Rafe sie schwärmerisch.
Angesichts seiner Reaktion verzichtete Nicole darauf, die Frage zu stellen, die ihr so sehr unter den Nägeln brannte. „Ja, sehr effizient“, murmelte sie stattdessen.
„So, und jetzt entspannen Sie sich endlich mal.“ Er legte ihr die Hand auf den Arm. „Nach dem Abendessen können wir weiterreden.“
Nachdem Nicole ihren Neffen ins Bett gebracht hatte, gesellte sie sich zu Rafe auf die Veranda. Er stand am Geländer, den Blick in die Ferne gerichtet, und schien ganz in Gedanken versunken zu sein. Sie wusste einfach nicht, was sie von ihm halten sollte. Sein starker Charakter machte ihr Angst und zog sie gleichzeitig zu ihm hin. Gehörte er zu den Männern, die ihre Stärke gegen Menschen einsetzten, die schwächer waren als sie?
Nach einigen Augenblicken schien er ihre Anwesenheit zu spüren, denn er drehte sich zu ihr herum. „Guten Abend. Setzen Sie sich doch. Bestimmt sind Sie todmüde.“
„Eigentlich nicht“, erwiderte sie, setzte sich aber.
Rafe wies auf die beiden Weingläser auf dem
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