DER MILLIONÄR AUS MIAMI
gewinnen.
„Ich weiß“, erwiderte sie nachdenklich.
„Er ist wirklich ein toller Junge, und ich glaube, dass Sie einen Großteil dazu beigetragen haben.“
„Danke. Manchmal ist er ein bisschen scheu und schüchtern, aber …“
„Das ist mir auch schon aufgefallen. Vielleicht sollte er Karateunterricht nehmen.“
Ruckartig setzte Nicole sich auf und warf ihm einen entsetzten Blick zu. „Karate? Dafür ist er doch noch viel zu klein! Außerdem versuche ich, ihm beizubringen, dass man mit Gewalt nichts erreicht!“
„Karate hat doch nichts mit Gewalt zu tun“, erwiderte Rafe, den ihre heftige Reaktion sehr überraschte. „Es ist zwar eine Kampfsportart, lehrt aber Disziplin, Körperbeherrschung und Selbstvertrauen.“ Er musste an seine Jugend denken, in der Sport manchmal sein einziger Halt gewesen war. „Bisher macht er gar keinen Sport, oder?“
„Nein. Im Frühling wollte ich ihn für einen Schnupperkurs im Baseball anmelden. Aber Karate …“ Sie schüttelte den Kopf.
„Er ist ein Medici“, warf Rafe ein. „Eines Tages wird er vielleicht mit Menschen zu tun haben, die ein Problem mit unserer Familie haben. Ich möchte, dass er sich verteidigen kann.“ Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: „Vielleicht würde Ihnen ein Selbstverteidigungskurs auch guttun.“
„Mir?“, fragte sie entgeistert. „Wie kommen Sie denn darauf?“
„Damit Sie verstehen, warum ich es gut fände, wenn Joel eine Kampfsportart erlernt.“ Er zuckte die Schultern. „Ich könnte Ihnen die Grundlagen beibringen. Ich habe den Schwarzen Gürtel.“
Sie warf ihm einen furchtsamen Blick zu. „Den Schwarzen Gürtel“, wiederholte sie leise. „Danke, nein, ich habe keinerlei Interesse daran, Karate zu lernen. Und jetzt bin ich schrecklich müde. Am besten gehe ich einfach ins Bett.“
Als sie ruckartig aufstand, flossen kleine Bäche ihre zarte Haut hinab. Nicole sah aus wie eine Göttin. Einen Moment lang schien es, als würde sie das Gleichgewicht verlieren. Rafe sprang hastig auf, um sie zu stützen. „Geht es Ihnen gut?“
„Ja, ich bin wohl zu schnell hochgekommen“, murmelte sie. Er bemerkte, dass ihr Blick für einen Augenblick bewundernd auf seinen Schultern und seiner Brust ruhte. Dass Nicole ihn trotz aller Vorbehalte anziehend fand, schmeichelte ihm mehr, als ihm lieb war, und ihre nass glänzende bloße Taille zu berühren, brachte ihn fast um den Verstand …
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen aus dem Becken“, sagte er rau, nur um ihr noch länger so nahe sein zu können. Fürsorglich wickelte er sie in ihr Handtuch und strich ihr über die Arme. „Gehen Sie besser ins Warme. Ihre Haut fühlt sich schon ganz kühl an.“
„Danke, es geht mir schon besser“, erwiderte sie heiser. Beim Klang ihrer Stimme fragte er sich unwillkürlich, wie sie wohl im Bett klingen würde, wenn sie miteinander schliefen. „Gute Nacht.“
Während er ihr nachsah, ballte er die Hände zu Fäusten, erstaunt über das Ausmaß seiner Erregung. Sicher, Nicole war schön und hatte Klasse, aber das galt auch für zahlreiche andere Frauen! Außerdem … Sie hatte auch die Bereitschaft, wie eine Löwin für Joel zu kämpfen, diese verführerische Mischung aus Entschlossenheit und Weiblichkeit, die ihn fast in den Wahnsinn trieb. Rafe konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt eine Frau derart begehrt hatte. Lag es nur daran, dass Nicole ihn abblitzen ließ?
Rafe war es nicht gewohnt, abgewiesen zu werden. Meistens musste er sich nicht einmal bemühen. Die Frauen standen Schlange für einen Abend mit Rafe Medici, obwohl sie wussten, dass er kein Interesse an einer ernsthaften Beziehung hatte. Nicole war anders, und wenn er sie für sich gewinnen wollte, musste er seine Taktik ändern.
Am nächsten Morgen fuhr Rafes Chauffeur Nicole und Joel zum Kindergarten, wo sie von einer Betreuerin herumgeführt wurden. Nicole war ausgesprochen kritisch, doch sie fand keinen guten Grund dafür, den Kindergarten abzulehnen.
Nach einer knappen Stunde fuhren sie wieder nach Hause, wo Joel auf der Stelle in sein Spielzimmer lief. Nicole zog sich in ihr Schlafzimmer zurück und fuhr ihren Laptop hoch, um ihre E-Mails abzurufen.
Bei einer dampfenden Tasse Kaffee öffnete sie die E-Mail des Privatdetektivs, die mit einem Anhang versehen war. Mit klopfendem Herzen öffnete sie das Dokument und überflog es schnell. Hier war sie: Rafes Geschichte, schwarz auf weiß. Seine Geburt, der Tod seines Vaters, seine Zeit bei der Pflegefamilie, die
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