DER MILLIONÄR AUS MIAMI
doch Nicole ließ sich nicht so einfach besänftigen.
„Immerhin haben Sie keine Ahnung davon, was es heißt, Vater zu sein.“
„Das stimmt. Aber ich weiß, was es heißt, ein Mann zu sein.“
„Viele alleinerziehende Mütter haben ganz fantastische Söhne in die Welt gesetzt, ohne Hilfe!“
„Aber Sie haben Hilfe. Ich bin Joels Vater, und ich will zu seinem Leben gehören.“
Nicole zuckte die Schultern. „Ich bin mir noch nicht so sicher, wie tiefgehend Ihr Interesse wirklich ist.“
Ihre kühle Reaktion machte ihn wütend. „Es ist sehr tiefgehend. Gewöhnen Sie sich endlich an den Gedanken, dass Joel nicht mehr nur Ihnen allein gehört!“
„Wie gesagt, darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“
Er drehte sie zu sich und sah ihr in die Augen. „Ich will kein Vater sein, der nur durch Abwesenheit glänzt. Im Augenblick versuche ich, mein Leben so umzugestalten, dass ich mehr Zeit für meinen Sohn habe. Und nur, damit das klar ist: Ich brauche Ihre Erlaubnis nicht, um Joel bei mir zu haben.“
Erschrocken sah sie ihn an. „Wollen Sie mir etwa drohen? Sind Sie doch der Tyrann, den Tabitha beschrieben hat?“
„Wollen Sie wirklich dem Urteil einer Frau vertrauen, die mich ausgelacht hat, als ich um ihre Hand angehalten habe?“
Nicole blieben die Worte im Hals stecken. „Sie haben Ihr einen Antrag gemacht?“, fragte sie schließlich ungläubig.
„Ja. Woraufhin sie mich darüber aufgeklärt hat, dass ich ein netter Zeitvertreib sei, aber sicher nicht der Richtige für eine feste Bindung. Zu diesem Zeitpunkt muss sie schon gewusst haben, dass sie schwanger war. Aber wer weiß, vielleicht hat sie es mir auch deshalb nicht gesagt, weil sie nicht sicher wusste, wer der Vater war.“
„Wie können Sie es wagen, sie derart zu beleidigen?“, fuhr Nicole ihn an.
„Wie konnte sie es wagen, mir meinen Sohn vorzuenthalten?“, entgegnete Rafe zornig.
Nun funkelten Nicoles Augen vor Wut und Furcht. „Wollen Sie Joel deswegen? Weil Sie glauben, dass Sie sich damit endgültig an meiner Schwester rächen können? Geht es Ihnen wirklich nur um Ihr Ego?“
Auch Rafe konnte seine Wut jetzt kaum mehr bändigen. „Darüber erzähle ich Ihnen gerne mehr, wenn Sie aufhören, so engstirnig zu sein!“
„Unterschätzen Sie mich bloß nicht! Ich werde alles tun, um Joel zu beschützen.“
„Dann hören Sie auf, Zeit und Energie zu verschwenden, und arbeiten Sie mit mir zusammen, statt gegen mich. Am Ende werde ich so oder so gewinnen.“
„Ist das Ihr Ernst? Ich soll mein Leben aufgeben, nur damit Sie alles bekommen, was Sie wollen?“
„Was ich will, ist das Beste für Joel.“
„Was Sie wollen, ist das Beste für Sie !“
„Warum hören Sie nicht endlich auf, ständig gegen mich anzukämpfen?“
„Moment mal! Ich habe ohne Umschweife zugestimmt, nach Miami zu kommen. Ich habe zugestimmt, diesen Ausflug mit Ihnen zu machen – und Sie finden, dass ich ständig gegen Sie ankämpfe?“
„Ein Nein hätte ich ja auch nicht akzeptiert, und das wussten Sie ganz genau!“
„Was sind Sie nur für ein arroganter Blödmann! Sie spazieren einfach so in Joels und mein Leben, und von heute auf morgen sollen alle nach Ihrer Pfeife tanzen! Wenn Sie Joels Vertrauen und seine Liebe gewinnen wollen, würden etwas Geduld und Rücksichtnahme Ihnen guttun!“
„Joel ist noch klein genug, um sich schnell an neue Umstände gewöhnen zu können.“ Er schwieg kurz und musterte sie kampfeslustig. „Und so schlecht war mein Angebot nun auch wieder nicht. Immerhin leben Sie jetzt in Miami, in einem großen Haus mit Pool.“
Unnachgiebig funkelte sie ihn an. „Sie verstehen einfach gar nichts! All das hätte ich in Atlanta auch haben können, mit dem einzigen Unterschied, dass mich dort mein Vater herumkommandiert hätte und nicht Sie!“ Ihr Tonfall wurde bitter. „Sie sind wirklich genauso wie er. Letzten Endes geht es Ihnen nur darum, alles und jeden zu kontrollieren.“
„Es geht hier nicht um Kontrolle, sondern darum, was am besten für Joel ist. Sie sind seine Mutter, ich bin sein Vater. Wenn Sie zu mir ziehen, könnte er endlich beides auf einmal haben!“
6. KAPITEL
Wenigstens in diesem Punkt hatte er recht, das musste Nicole ihm lassen. Erschöpft zog sie sich die Decke über die Schultern und gab sich dem sanften Schaukeln der Wellen hin. Natürlich wäre es das Beste für Joel, wenn sie und Rafe sich verstünden und sie zu dritt zusammenlebten. Aber derartige Märchen wurden nun
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