DER MILLIONÄR AUS MIAMI
Unterhalt zugesprochen worden, damit sie mit ihrer Geschichte niemals an die Öffentlichkeit geht. Tabitha wusste, wie man unseren Vater um den Finger wickelt. Den Großteil der Schläge habe ich abbekommen.“
Fassungslos starrte Rafe sie an. „Er hat euch geschlagen? Dich?“
Sein ungläubiger Tonfall traf Nicole. „Du musst mir nicht glauben, und ich kann es nicht beweisen. Aber es ist die Wahrheit. Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich so vorsichtig war.“
Rafe sah ihr in die Augen. „Natürlich glaube ich dir. Und auch wenn ich nicht zu Aggressionen neige, würde ich diesen Mann für das, was er dir angetan hat, am liebsten grün und blau schlagen.“
Erst jetzt spürte Nicole, wie erleichtert sie war, dass sie endlich mit Rafe darüber gesprochen hatte. In seinem Blick lag unendliches Mitgefühl. Er ging einen Schritt auf sie zu und nahm sie sanft bei den Armen. „Nicole, ich schwöre dir, dass ich Joel und dir niemals auch nur ein Haar krümmen würde!“
Er hob ihre Hand an seine Lippen. „Dein Vater hat alles an dir ausgelassen, oder?“, fragte er voller Abscheu.
„Mehr oder weniger, ja. Ich war jedes Mal froh, wenn ich ins Internat zurückkehren konnte.“ Sie warf Rafe einen unsicheren Blick zu. „Das klingt jetzt sicher alles undankbar.“
„Undankbar?“, fragte er fassungslos. „Dieser Mann hat dich geschlagen!“
„Trotzdem war meine Kindheit viel einfacher als deine: das ganze Geld, die guten Schulen …“
„Aber Nicole, das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Was damals geschehen ist, hast du einfach nicht verdient!“
„Manchmal fällt es mir schwer, das zu glauben.“
Er zog sie in seine Arme und strich ihr übers Haar. „Ich werde dich immer wieder daran erinnern.“
Dankbar ließ sie sich an seine Brust sinken und fuhr ihm durch sein kurzes Haar.
Langsam beugte er sich zu ihr herab und gab ihr einen Kuss, der ihr den Atem raubte. Nicole hielt sich an ihm fest, genoss es, seine Stärke zu spüren, und fühlte sich bei ihm fast, als wäre sie selbst unverletzlich.
„Lass mich heute Nacht bei dir bleiben“, flüsterte er.
„Rafe …“, erwiderte sie zögernd.
„Wenn du mich nicht willst, musst du es nur sagen. Sag, dass du mich nicht willst.“
„Aber ich will dich! Das ist ja gerade das Problem!“ Sie zwang sich, sich aus seiner Umarmung zu lösen, und wich einen Schritt zurück. „Wir müssen an Joel denken.“
9. KAPITEL
Spät am nächsten Abend holte Rafe seinen Bruder Michael am Privatflughafen ab.
„Was für eine Überraschung“, rief er überschwänglich, als Michael seinen Rucksack auf die Rückbank der Corvette quetschte.
„Danke, dass du mich abgeholt hast“, erwiderte Michael. „Und es tut mir leid, dass ich dich so plötzlich überfalle, aber es ging nicht anders.“ Er hatte erst vor wenigen Stunden angerufen, um seine Ankunft anzukündigen. „Wie geht’s deinem Sohn? Und was macht Nicole?“
„Mit Joel läuft alles blendend. Nicole bereitet mir allerdings Kopfzerbrechen“, erzählte Rafe und beschloss, Michael erst von Tante Emilias Brief zu erzählen, wenn er ihm die Fotos zeigte. „Was ist das für ein Deal, für den du dir sogar einen Privatflug leistest?“
Michael erzählte ihm alles über das bevorstehende Geschäft, und zwanzig Minuten später parkte Rafe den Wagen in der Garage.
„Nette Hütte“, sagte Michael staunend, während er die Villa von außen begutachtete.
„Die Rückseite ist noch beeindruckender“, antwortete Rafe lächelnd. „Komm rein, Kleiner.“
Michael verdrehte die Augen, folgte ihm jedoch anstandslos. Als Rafe die Seitentür in der Garage öffnete, wurde er von Joels glücklichem Juchzen empfangen.
„Er ist wieder da! Er ist wieder da!“
„Wo ist denn mein Junge?“, rief Rafe stolz in den Flur, woraufhin ein pitschnasser Joel auf ihn zulief.
„Joel, bitte lass dich erst abtrocknen!“, hörten sie Nicole aus der Küche protestieren, während Joel über den Steinboden auf Rafe zuschlidderte.
Rafe eilte ihm entgegen, damit er nicht stürzte, und hob ihn hoch. „Achtung, kleiner Mann, sonst gibt es blaue Flecken!“
Sein Sohn strahlte ihn ungerührt an. „Ich bin geschwommen! Ich komme einmal durch den ganzen Pool!“
Stolz sah Rafe ihn an. „Ehrlich? Das ist ja toll! Ich habe auch eine tolle Überraschung für dich. Das hier ist dein Onkel Michael!“
„Diesmal hab ich noch kein Geschenk für dich, aber nächstes Mal bekommst du garantiert eins“, sagte Michael und
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