DER MILLIONÄR AUS MIAMI
wie ulkig Damiens Haare hier auf dem Bild aussehen!“
Rafe nickte und lachte, auch wenn ihm schwer ums Herz war. „Und Leo hat das Kinn gehoben, als ob er gleich jemandem den Krieg erklärt!“ Bei dem Gedanken an ihren toten Bruder schwiegen sie kurz.
„Der Brief war irgendwie seltsam“, fuhr Rafe schließlich fort. „Bitte lies ihn dir durch – Emilia hat behauptet, dass Leo gar nicht tot ist, sondern in Pennsylvania lebt.“
Bei diesen Worten wurde Michael blass. „Wie kommt sie darauf? Wer ist diese Frau überhaupt? Ich will mit ihr sprechen“, sagte er schließlich.
Rafe schüttelte den Kopf. „Ich habe versucht, sie anzurufen, doch unter der Nummer ist sie nicht mehr erreichbar. Ich hatte ihre ehemaligen Arbeitgeber am Apparat. Emilia war dort Kindermädchen. Eine neue Adresse hat sie nicht hinterlassen, aber ich werde einen Privatdetektiv darauf ansetzen.“
„Glaubst du wirklich, dass er noch am Leben sein könnte?“, fragte Michael.
Rafe wusste, dass sich sein Bruder noch schuldiger an Leonardos Tod fühlte als er selbst. Denn ursprünglich hätte Michael ihren Vater damals auf der Reise begleiten sollen, die so schrecklich geendet hatte. „Lass uns vom Schlimmsten ausgehen, dann können wir nicht allzu sehr enttäuscht werden.“
„Aber sie hatte Fotos“, warf Nicole ein. „Von euch allen! Und sie wusste von Joel.“
„Das ist ja auch nicht schwer, jetzt, da er bei mir lebt“, erwiderte Rafe. „Aber irgendetwas an dieser Geschichte ist seltsam, und ich werde herausfinden, was es ist. Vielleicht bekommen wir dann endlich ein paar Antworten!“
Als spät am Abend Rafes Handy klingelte, ließ er Nicole und Michael auf der Veranda allein, um den Anruf seines Kunden entgegenzunehmen.
„Es ist wirklich toll, wie du Rafe unterstützt“, sagte Michael zu Nicole. „Als er erfahren hat, dass er einen Sohn hat, hat ihn das ganz schön aus der Bahn geworfen. Aber seiner Natur getreu hat er sich natürlich schnell wieder erholt.“
„Ich bin mir manchmal gar nicht sicher, ob er meine Hilfe wirklich braucht. Die Medici-Brüder scheinen ziemlich belastbar zu sein“, erwiderte Nicole, der im Laufe des Tages aufgefallen war, wie ähnlich die Brüder sich waren.
Michael nickte. „So wird man wohl automatisch, wenn man ums Überleben kämpfen muss.“
„Aber ihr habt doch viel mehr erreicht als das bloße Überleben! Jeder von euch ist heute erfolgreich und wohlhabend!“
„Geld schafft eine gewisse Sicherheit“, sagte Michael nachdenklich. „Uns allen ist wichtig, von niemandem abhängig zu sein.“ Er lachte. „Nun ja, Damien ist schließlich weich geworden, als er sich verliebt hat! Ohne seine Frau wäre er mittlerweile vollkommen verloren!“
„Vor diesem Problem wird Rafe wohl niemals stehen“, warf Nicole amüsiert ein.
„Wie meinst du das?“, fragte Michael, der plötzlich wieder ernst wirkte.
„Ach, komm schon, Michael, wir wissen beide, dass sich Männer wie Rafe nicht mit nur einer Frau zufriedengeben.“
Michaels Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an, und er sah über Nicoles Schulter hinweg in Richtung der Glastür.
„Das ist ja interessant“, hörte sie im nächsten Moment Rafe hinter sich sagen. Am liebsten wäre Nicole auf der Stelle im Erdboden versunken. „Wie sind Männer wie ich denn so?“
Nicole errötete und erwiderte: „Ich meine erfolgreiche Männer, ungewöhnliche Männer, die mit ihrer Kraft und Entschlossenheit viel erreichen.“
„Und was ist daran auszusetzen?“
„Nichts. Ich persönlich ziehe nur ganz normale Männer vor, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass der Typ Mann, zu dem du gehörst, es mit der Treue meist nicht sonderlich genau nimmt.“
Michael lachte, und Rafe senkte herausfordernd den Kopf. „Es dürfte dir schwerfallen, einen gewöhnlichen Mann zu finden, schließlich bist du selbst eine sehr außergewöhnliche Frau.“
„Danke für das Kompliment, aber ich kann es nicht annehmen, da es sich um reine Schmeichelei handelt.“
„Michael“, wandte Rafe sich an seinen Bruder. „Würdest du Nicole als gewöhnlich bezeichnen?“
„Im Leben nicht!“
„Sie sieht aus, als könnte sie kein Wässerchen trüben – bis sie den Mund aufmacht“, sagte Rafe in scherzhaftem Ton, während Michael fröhlich lächelte.
„Hallo? Ich bin anwesend!“, rief Nicole. Inzwischen hatte sie das Gefühl, dass ihr ganzes Gesicht feuerrot war.
„Langweilig wird es mit ihr jedenfalls nie“, fuhr Rafe ungerührt fort.
Nicole
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