DER MILLIONÄR AUS MIAMI
hob die Hände, um zu verstehen zu geben, dass sie sich geschlagen gab. „Ich gehe ins Bett. Amüsiert euch noch schön.“
„So schnell gibst du auf?“, rief Rafe ihr hinterher.
Im Gehen konterte sie: „Nur für heute!“
„Du hast recht“, sagte Michael, nachdem Nicole gegangen war. „Langweilig wird es mit ihr wirklich nicht. Wie soll es denn mit euch weitergehen?“
Rafe warf seinem Bruder einen entschlossenen Blick zu. „Ich werde sie heiraten.“
Michael verschluckte sich an seinem Wein und stieß hustend hervor: „Wie bitte? Das geht aber schnell!“
Rafe zuckte die Schultern. „Vielleicht dauert es noch ein Weilchen, aber früher oder später werde ich sie schon noch überzeugen.“
Nun runzelte Michael skeptisch die Stirn. „Weiß sie überhaupt schon etwas von ihrem Glück?“
„Noch nicht.“
„Ich will ja nicht leugnen, dass da etwas zwischen euch ist, aber glaubst du wirklich, dass das so einfach wird?“ Ernst sah sein Bruder ihn an. „Dein Erfolg scheint sie nämlich nicht gerade zu beeindrucken.“
„Das spielt doch auch überhaupt keine Rolle. Sie ist Joels Mutter, ich bin sein Vater, und wir sind dazu bestimmt, eine Familie zu sein. Früher oder später wird Nicole das auch einsehen.“
Nach längerem Schweigen sagte Michael: „Sonderlich romantisch klingt dein Plan ja nicht! Hast du schon mal was von Liebe gehört? Mir ist nämlich zu Ohren gekommen, dass Frauen auf so was stehen!“
Unbeeindruckt lehnte Rafe sich zurück. „Davon habe ich seit Tabitha mehr als genug. Ich werde mich nicht noch mal zum Idioten machen. Nicole wird mich irgendwann heiraten, weil ihr Joels Wohlergehen am Herzen liegt und sie genau weiß, dass mein Vorschlag das Beste für ihn ist.“
„Ach so“, erwiderte Michael ironisch.
Sein Mangel an Vertrauen nagte an Rafes Selbstwertgefühl. „Was denn? Glaubst du, dass ich scheitern könnte?“
„Ich glaube, dass diese Frau nicht so einfach manipulierbar ist. Sie scheint ein Dickkopf zu sein und genau zu wissen, was sie will.“
„Wir werden schon sehen, wer recht hat.“
Am Samstagmorgen arbeitete Rafe von zu Hause aus. Nachdem er sein morgendliches Training absolviert hatte, las er bei einer Tasse Kaffee das Wall Street Journal , als Nicole und Joel sich zu ihm setzten. Beide trugen Jeans, T-Shirt und Turnschuhe.
„Sieht so aus, als hättet ihr Pläne“, begrüßte er sie und war enttäuscht, weil er gehofft hatte, sie am Abend mit auf die Jacht nehmen zu können.
Joel nickte ernst. „Wir müssen was ganz Wichtiges machen! Nach dem Frühstück verschenken wir Suppe!“
Rafe warf Nicole einen irritierten Blick zu. „Suppe?“
Sie nickte stolz. „Ja, wir helfen heute in der Suppenküche aus. Dass ich jetzt in Miami lebe, heißt noch lange nicht, dass ich die gemeinnützige Arbeit vernachlässige.“
„Und warum hast du mir nichts davon erzählt? Ich hätte doch auch einfach spenden können!“
„Rafe, es geht nicht immer nur ums Geld“, erwiderte sie ungeduldig. „Manchmal sagen Taten mehr aus als ein dicker Scheck.“
„Oh.“ Er begann zu begreifen. „Was soll’s. Ich komme mit!“
Nicole blinzelte überrascht. „Ehrlich?“
„Klar, warum nicht? Suppe austeilen kann nicht so schwer sein.“
„Aber den Chauffeur lassen wir heute lieber zu Hause.“ Nicole zog die Augenbrauen hoch und lächelte vielsagend.
„Ist dir mein Reichtum etwa peinlich?“, fragte er lachend. Noch nie hatte eine Frau sein Geld so konsequent ignoriert wie Nicole, und irgendwie gefiel ihm das.
Zwei Stunden später war er schon nicht mehr ganz so unbeschwert. Inzwischen hatte Rafe mehreren Kindern, einer obdachlosen Frau und einem ehemaligen Manager Suppe ausgeteilt.
Er bewunderte Nicoles mitfühlende Art und Joels Geschäftigkeit zutiefst. Joel unterhielt alle Anwesenden, und sein bloßer Anblick machte Rafe unendlich stolz.
Nach der Arbeit lud er beide auf ein Eis ein. „Das hast du toll gemacht, Joel!“, sagte er zu seinem Sohn. „Schlag ein!“
Joel klatschte ihn strahlend ab. „Du hast das auch toll gemacht“, erwiderte er. „Obwohl du zum ersten Mal dabei warst!“
Nicole verschluckte sich fast vor Lachen.
„Du musst noch ein bisschen üben“, fuhr Joel fort und fügte dann hinzu: „Daddy.“
Er hatte ihn noch nie direkt „Daddy“ genannt, und Rafe hatte für einen Moment das Gefühl, dass ihm vor Glück das Herz stehen bleiben würde.
Aus dem Augenwinkel sah er, dass sich Nicole eine Träne aus dem Auge wischte.
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