DER MILLIONÄR AUS MIAMI
„Ich weiß, dass das wehtut“, murmelte er beruhigend und streichelte dem weinenden Joel den Rücken.
„Mommy!“, rief Joel mit tränenerstickter Stimme.
„Das wird schon wieder“, versuchte Rafe ihn zu beruhigen. „Lass mich mal se…“
„Ich will meine Mommy!“, brüllte Joel.
Rafe fühlte sich vollkommen hilflos. Zum Glück eilte Nicole an seine Seite und nahm ihm Joel ab, der seine Beine um sie schlang und seinen Kopf an ihren Hals legte. „Komm, mein Schatz, wir holen dir ein Pflaster. Genau deshalb wollen dein Vater und ich nicht, dass du um den Pool rennst.“
Joel schluchzte. „Das tut weh!“
„Ja, ich weiß“, murmelte sie tröstend. „Aber bald hört es wieder auf.“ Sie warf Mrs. Bell ein Lächeln zu. „Die Schwerkraft ist unser ärgster Feind.“ Dann ging sie mit Joel im Haus, um ihn zu verarzten.
Mrs. Bell kam auf Rafe zu. „Seine Mutter ist ihm sehr wichtig, oder?“
Rafe nickte frustriert. „Ja, das ist sie.“
Dieser gesamte Besuch war eine einzige Katastrophe! Er brauchte Nicole, und er musste sie unbedingt davon überzeugen, in Miami zu bleiben! Rafe fuhr sich durch sein nasses Haar und wechselte das Thema, um sich mit Mrs. Bell freundlich zu unterhalten. Nach einigen Minuten waren Nicole und Joel endlich zurück.
„Hey“, begrüßte Rafe seinen Sohn. „Tut es noch weh?“
„Nee, viel besser!“, erwiderte Joel ernst. „Ich hab ein Pflaster mit Dinosauriern drauf bekommen!“
Rafe wuschelte ihm durchs Haar. „Das ist ja toll!“
„Mommy hat gesagt, dass du mir was vorliest, wenn ich Bitte sage“, sagte er daraufhin hoffnungsvoll.
„Na, klar doch“, erwiderte Rafe. Er warf Nicole einen kurzen, unendlich dankbaren Blick zu. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihn in Anwesenheit der Sozialarbeiterin derart unterstützen würde. Lächelnd trat Nicole auf ihn zu, sodass er Joel auf die Arme nehmen konnte. Sein Sohn schmiegte sich umgehend an ihn.
Nachdem sie Joel gemeinsam zu Bett gebracht hatten, nahmen Rafe und Nicole schweigend ihr Abendessen ein. Die Spannung zwischen ihnen war so deutlich spürbar, dass Nicole fast zu ersticken glaubte. Sie verheimlichte ihm so viel – dass sie ihm noch immer nachspionierte, dass sie Probleme mit ihrem Vater hatte … Sich ständig zu verstellen erschöpfte sie, und sie fragte sich, ob es nicht an der Zeit war, ihm alles zu erzählen. Den ganzen Abend über hatte sein fragender, eindringlicher Blick auf ihr geruht.
„Also, warum hast du dafür gesorgt, dass ich in einem guten Licht dastehe?“, fragte er schließlich.
Nicole verschluckte sich an ihrem Wein und musste husten. „Aus zwei Gründen“, antwortete sie schließlich. „Zum einen will ich, dass Joel sich bei dir sicher und geborgen fühlt. Und zum anderen war es mir wichtig, dass Mrs. Bell sieht, wie sehr du dich bemühst.“
„Aber warum?“
Nicole biss sich auf die Lippe. „Weil ich daran glaube, dass du ein guter Vater sein kannst.“
Seine Augen funkelten. „Meinen Sohn werde ich früher oder später für mich gewinnen. Aber was muss ich tun, um das Herz seiner Mutter zu erobern?“
Bei seinen Worten stieg Nicole das Blut in die Wangen. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, betrat die Haushälterin Carol das Esszimmer.
„Mr. Medici, Miss Maddie Greene ist hier und möchte Sie sprechen.“
Überrascht und irritiert sah er auf. „Schicken Sie sie rein und bringen Sie ihr auch ein Glas Wein, bitte.“ Er wandte sich an Nicole. „Ich habe keinen blassen Schimmer, was sie heute hier will.“
„Vielleicht will sie einfach in deiner Nähe sein“, erwiderte sie und trank einen Schluck Wein. „Vielleicht ahnt sie, dass eine andere Frau ihr das Territorium streitig machen könnte.“
Kaum hatte sie geendet, betrat die Assistentin den Raum.
„Maddie“, begrüßte Rafe sie und erhob sich. „Was für eine Überraschung! Was könnte denn so wichtig sein, dass Sie uns um diese Uhrzeit noch besuchen?“
Maddies strahlendes Lächeln wirkte unsicher. „Früher haben wir häufig um diese Zeit noch auf der Jacht gearbeitet“, erklärte sie vorwurfsvoll und warf Nicole einen anklagenden Blick zu.
„Das stimmt“, erwiderte Rafe sachlich. „Was brauchen Sie?“
Maddie wandte sich ihm wieder zu. Gequält lächelte sie. „Sie müssen diese Verträge hier bis morgen unterschreiben.“ Mit diesen Worten legte sie einen Stapel Papiere auf den Tisch.
„Hat der Anwalt sie schon abgesegnet?“
„Selbstverständlich.“
„Okay. Ich sehe sie nachher
Weitere Kostenlose Bücher