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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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verdrehte die Augen.
    »Du kannst mir nichts vormachen, Georg. Dafür waren wir zu lange liiert.«
    Sarah stand vor uns und schaute mit großen Augen von einer zum anderen.

VII
     
     
    Lindas Haus in der Nordstraße war nur zehn Minuten Fußweg von meiner Wohnung entfernt. Ich schlenderte durch das nächtliche Kreuzviertel.
    Das Familienleben fehlte mir. Nicht, dass mir das Alleinsein Probleme bereitete, in jahrelanger Übung hatte ich darin eine gewisse Perfektion entwickelt. Aber der Nachmittag auf dem Send hatte mich wehmütig gemacht. Anschließend waren wir zu der Eisdiele an der Kreuzkirche gegangen. Dann hatte Imke Sarahs Sachen zusammengepackt und war mit ihr nach Lüdinghausen verschwunden.
    Nach meinem Telefongespräch mit Linda war Imke ein paar Grade frostiger geworden. Ich wollte nicht darüber nachdenken. Chris war erst seit einer Woche verschwunden. Er konnte zurückkehren. Ein anderer Mann konnte auftauchen. So war das Leben.
    Ich klingelte an Lindas Tür. Sie öffnete fast sofort. Sie trug ein leichtes, weit ausgeschnittenes Kleid. Ihr Make-up war perfekt. Ich registrierte, dass sie eine Fortsetzung unserer Affäre plante.
    Beim Betreten des Wohnzimmers nahm sie ein halb gefülltes Glas von der Anrichte. Ihre Schritte waren nicht mehr ganz sicher. Offenbar hatte sie am Nachmittag schon einige Drinks gehabt.
    »Dass du eine Tochter hast, hat mir Geskamp nicht erzählt.«
    »Sie heißt Sarah und ist vier Jahre alt. Ein süßes Mädchen.«
    »Und was ist mit deiner Frau?«
    »Meine Ex-Frau lebt in Lüdinghausen.«
    Linda seufzte. »Ich habe leider keine Kinder.«
    »Warum nicht?«
    »Rudolf wollte immer welche. Kinder lassen einen Politiker seriöser wirken. Denk an Johannes Rau! Der hat zwei Wahlkämpfe mit seinen Kindern gewonnen. Dabei hat er erst geheiratet, als er schon im Opa-Alter war. Was meinst du wohl, warum?« Sie lächelte kurz. »Jetzt labere ich dich mit Partei-Tratsch voll. Tatsache ist, dass ich mich geweigert habe. Ich wusste, dass Rudolf keine Zeit gehabt hätte, sich um die Kinder zu kümmern. Alles wäre an mir hängen geblieben. Heute bereue ich meine konsequente Haltung.«
    Ich setzte mich auf ein Sofa. Linda blieb vor mir stehen und nippte an ihrem Glas. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Ein Wasser, bitte!«
    Sie ging in die Küche und kehrte mit einem Fläschchen Edel-Mineralwasser zurück.
    »In deiner Gegenwart macht es keinen Spaß zu trinken.«
    »Mich stört es nicht.«
    »Aber mich«, sagte sie. »Man kommt sich irgendwie schlecht vor. So, als ob man vor den Augen eines Vegetariers ein Spanferkel verspeist.«
    »Das Gefühl kenne ich. Meine Assistentin war Veganerin. Das ist noch viel schlimmer.«
    »War? Ist sie es nicht mehr?«
    »Ich habe sie neulich mit einem Käsebrötchen erwischt.«
    »Und du machst keine Ausnahme?«
    »Es geht nicht um ein Glas. Wenn ich anfangen würde zu trinken, läge ich um Mitternacht sturzbetrunken auf deinem Teppich. Und ich weiß nicht, ob ich so viele Leben habe wie Harald Juhnke.«
    Linda lachte nervös. »Vermutlich wärst du dann nicht mehr zu dem fähig, was ich mit dir vorhabe.«
    »Zumindest könnte ich mich hinterher nicht mehr daran erinnern.«
    Sie ging zu der kleinen Bar an der Innenwand und füllte ihr Glas wieder auf. Langsam steckte mich ihre Nervosität an.
    »Du hast gesagt, du hättest eine Information für mich.«
    »Ja.« Sie nahm einen großen Schluck. »Ich habe mit einer Freundin über Christian Schwarz geredet.«
    »Auch über mich?«
    »Nein. Wo denkst du hin? Ich kann Geheimnisse für mich behalten.«
    Sie war sich des Widerspruchs ihrer Worte offenbar nicht bewusst.
    »Meine Freundin ist die Frau eines bekannten Unternehmers, ich kann dir ihren Namen nicht nennen. Sie möchte, dass die Geschichte nicht an die große Glocke gehängt wird.«
    »Welche Geschichte?«
    »Warte ab! Also, während wir darüber reden, das heißt, während ich darüber rede, dass es dem kleinen Christian an den Kragen geht, benimmt sie sich plötzlich merkwürdig. Ich merke, dass ihr irgendetwas auf der Seele liegt, und bohre vorsichtig nach. Schließlich, nach einigem Hin und Her, rückt sie damit heraus: Ihre Tochter ist mit einem Typ befreundet, einem Nordafrikaner namens Ibrahim Garcia. Dieser Garcia hatte vorher etwas mit jener Gudrun …«
    »Benningdorf.«
    »Richtig. Die vom süßen, unschuldigen Christian gequält und vergewaltigt worden sein will. Und, was glaubst du, hat Gudrun von Ibrahim verlangt?«
    »Sie wollte, dass er sie
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