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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Zum allerersten Mal wich sie meinem Blick aus. Ihre Augen glänzten im Licht der Tiffanylampen.
    »Frau Herzog?«
    Ihre Stimme war nur wenig lauter als ein Flüstern. »Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte. Ich ... ich war vor Schmerz wie gelähmt.« Sie zog ein Spi t zentaschentuch aus ihrem Mantel und tupfte sich die Augenwinkel ab.
    »Okay«, sagte ich und machte eine Notiz. Die nächste Frage war noch heikler. »Wo waren Sie in der fragl i chen Nacht?«
    Sie antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken. »Außerhalb. Und allein. Bevor Sie fragen.«
    »Um was zu tun? Wenn ich fragen darf.«
    »Ich habe getrunken. In der Blutbank.«
    Ich nickte, wobei ich gleichzeitig ein Schaudern u n terdrückte. Etwa 95 Prozent der urbanen Blutsauger ließen sich unter der Hand mit Blutkonserven verso r gen – oder bedienten sich an freiwilligen Spendern. G e gen ein gewisses Entgelt versteht sich. Es erregt wen i ger Aufsehen. Und ist weniger mühsam als sich Nacht für Nacht neue Opfer zu suchen und anzuzapfen.
    Die restlichen fünf Prozent hatten etwas weniger j u gendfreie Methoden.
    »Ich kehrte erst kurz vor Morgengrauen zurück«, fuhr sie fort. »Und dann ...« Sie brach ab, schnappte nach Luft.
    »Was geschah mit seiner Leiche?«, fragte ich.
    Sie fasste sich wieder. »Kurz nachdem ich Vadim fand, ging die Sonne auf. Sein Körper ... zerfiel, bevor ich ihn in Sicherheit bringen konnte. Das einzige, das übrig blieb, ist das hier.« Sie öffnete die Krokoledert a sche, die sie neben sich gebettet hatte, und legte ein kleines Plastiktütchen auf den Tisch. Darin lag ein si l bergraues Büschel.
    Ich nahm es mit spitzen Fingern. »Sieht aus wie ... Fell.«
    »Vadim hatte es in seinen Fingern, als ...« Sie holte tief Luft. »Ich weiß nicht, was es ist, aber ich habe eine A h nung.«
    »Welche?«
    » Lycanthropen. « Das Wort kam wie brennende Säure über ihre Kirschlippen; ihr Gesicht war für einen M o ment sehr, sehr hässlich.
    Ich nickte, wohlwissend, was das bedeutete. Da, wo eben noch mein Magen gewesen war, lag auf einmal ein dicker, fetter Eisklumpen. Lyca n thropen. Natürlich – passte zum Rest des Tages. Ich bemühte mich, beim geschäftlichen Teil zu bleiben. »Warum sollte ein Werwolf ihn umbri n gen? Was hat Ihr Mann getrieben? Hatte er Fei n de?«
    Wieder griff sie in die Tasche. Diesmal förderte sie einen gefalteten Zettel hervor, der einmal unsanft ze r knüllt gewesen sein musste. »Lesen Sie das.«
    Das tat ich.
    Es war ein Blatt aus einem Collegeblock, mit Buchst a ben-Schnipseln aus Zeitungsüberschriften beklebt. I r gendjemand hatte eindeutig zu viel ferngesehen:
    DiE nÄchstE ZalUNG ist übErfäLLig , stand dort. DreItausent EUro wI üblICH oder deiN kLeines G e hEimnIs isT kEins mehR.
    »Lyrisch«, sagte ich. »Woher stammt der Brief?«
    »Ich fand ihn im Papierkorb in Vadims Arbeitszi m mer«, sagte Lucretia Herzog. Wieder schwang Schmerz im Namen ihres Mannes mit.
    Ich stellte mir vor, wie sie das ganze Haus auf den Kopf stellte, auf der verzweifelten Suche nach einem Hinweis, nach Antworten. »Haben Sie eine Ahnung, was mit dem ›kleinen Geheimnis‹ gemeint sein kön n te?«
    Sie schloss die Augen, schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Ich sah ihr an, wie sehr es sie verletzte: dass es Hei m lichkeiten zwischen ihnen gegeben hatte. Dass sie ihn auch nach dreihundertachtundzwanzig Jahren nicht so gut gekannt hatte, wie bislang geglaubt. Ich konnte das gut verstehen; ich war gegen Ende vieler meiner eig e nen Beziehungen mit solchen Heimlichkeiten konfro n tiert gewesen. »Wussten Sie, dass er erpresst wurde?« fragte ich.
    »Nein«, sagte sie kühl. Dann folgte eine längere Pause. »Sie müssen verstehen: Normalerweise kümmert sich unsere Art um sich selbst. Die Ze i ten haben sich geändert, Herr Hellmann: Uns droht mehr Gefahr von den Sterblichen als ihnen von uns. Vadim hat sich dafür eingesetzt, die Nachtvölker zusammenzubringen; die verschied e nen Rassen zu vereinen.«
    Ein Blutsauger mit Ambitionen , dachte ich. »Aber er hat sich dabei nicht nur Freunde g e macht.«
    Sie schloss die Augen. »Ich sehe ihn jeden Tag, wenn ich schlafe. In meinen Träumen. Ich sehe, wie eine di e ser B estien ihn zerfleischt ...« Sie atmete tief durch.
    Ich gab ihr einen Moment, bevor ich die nächste Frage stellte. »Sie sind fest davon überzeugt, dass der Täter Werwolf war?«
    Pure, konzentrierte Abscheu lag in ihrer Stimme. Ich erschrak fast vor dem Feuer in ihren Augen. »Es war

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