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Der Mitternachtsdieb: Roman

Der Mitternachtsdieb: Roman

Titel: Der Mitternachtsdieb: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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ihn, aber wenn eines der Mädchen etwas zu ihm sagte, wurde er schlagartig schüchtern und verlegen. Er wußte nicht, was er zu ihnen sagen sollte. Was redet man mit Mädchen? dachte er. Sie interessierten sich nicht für die wirklich bedeutenden und wichtigen Dinge wie Baseball oder Football oder Wrestling. Alles, was sie im Sinn hatten, waren Puppen, Stofftiere und Kleider. Es war eine schwierige Situation für ihn.
    Mitsue hatte hingegen keinerlei Probleme mit Jungs. Sie war gerne in ihrer Gesellschaft. Für sie war das eine neue Erfahrung. Ihr Bruder schrie sie manchmal an oder schimpfte mit ihr oder triezte sie, aber bei den Jungs ihrer Klasse kam das nie vor. Sie waren alle sehr nett zu ihr. Manchmal trugen sie ihr sogar die Schulbücher, und wenn sie im Unterricht Probleme hatte,. halfen sie ihr. Ja, fand Mitsue, Jungs sind sehr nett.

    Eines Abends sagte Kenji unvermittelt zu seinem Vater: .
    „Könnte ich Sie vielleicht unter vier Augen sprechen, Herr Vater?" (Denn in Japan sagen die Kinder Sie zu ihren Vätern, wenn es um förmliche Dinge geht.)
    „Gewiß, mein Junge", sagte der Vater. „Komm mit ins Wohnzimmer."
    Mitsue und Mutter Keiko blieben beim Geschirrspülen in der
Küche.
„Nun, Kenji, worum handelt es sich?"
„Um die Mädchen", sagte Kenji.
    Mr. Yamada musterte seinen Sohn und dachte: Er fängt an, ein Mann zu werden. „Ja?" fragte er.
    „Nun, es ist schwer zu erklären. Da gibt es ein Mädchen in meiner Klasse, das mir dauernd nachläuft. Ich gefalle ihr offenbar sehr." „Tja, dagegen ist wohl wenig einzuwenden."
    „Aber er macht mich so nervös", sagte Kenji. „Ich mag Mädchen nicht." Dann fügte er hastig hinzu: „Außer Mitsue, natürlich."
    Mr. Yamada verkniff sich ein Lächeln. „Aha", sagte er. „Wie
alt wirst du jetzt, fünfzehn, nicht wahr?"
„Ja."
    „Ich war in deinem Alter auch nicht an Mädchen interessiert. Aber ein paar Jahre später hat sich das geändert. Da lernte ich dann deine Mutter kennen, und wir heirateten." „Ich will niemals heiraten", sagte Kenji.
    „Mein Sohn", sprach Mr. Yamada ernst, „über dieses Thema sprechen wir besser in ein paar Jahren noch einmal." Kenji nickte. „Gut, einverstanden. Aber was soll ich inzwischen mit diesem Mädchen machen, das mir jetzt nachläuft?" „Laß dich nicht einfangen."
    An einem Dienstagnachmittag erschien zu Keikos Verwunderung Mrs. Kellogg bei ihr.
    „Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Mrs. Yamada. Aber ich hätte gerne mit Ihnen gesprochen."
    „Selbstverständlich", sagte Keiko, aber sie war alarmiert.
Wieso kam eine Lehrerin zu ihr nach Hause? War etwas mit
Mitsue geschehen?
„Ist etwas passiert?" fragte sie.
„Nein, nein", sagte die Lehrerin lächelnd, „kein Grund zur
Beunruhigung. Es ist eher etwas Persönliches."
„Darf ich Ihnen Tee anbieten ?"
„Vielen Dank, sehr freundlich."
    Sie setzten sich in die Küche, während Keiko Tee zubereitete und Gebäck auf den Tisch stellte. Sie wartete höflich, bis Mrs. Kellogg zu sprechen begann.
    „Es ist ein wenig peinlich", begann diese, „und es geht mich wohl auch nicht direkt etwas an, aber ich mag Mitsue sehr gern und dachte mir deshalb, ich sollte Ihnen diese Sache mitteilen." Keiko wurde nun doch unruhig. „Ja?" fragte sie drängend. „Worum handelt es sich denn?"
    „Ja, also, Mitsue ist bei ihren Klassenkameradinnen sehr beliebt, und sie haben sie auch schon zu sich nach Hause eingeladen."
    „Ja, ich weiß. Und Mitsue hat mir erzählt, wie sehr sie sich darüber gefreut hat."
    „Genau das ist der springende Punkt, Mrs. Yamada. Wissen Sie, die Mädchen sind zu mir gekommen und haben mich gefragt, warum sie nie eine Gegeneinladung von Mitsue bekommen." „Ich verstehe."
    „Es kommt ihnen seltsam vor, wissen Sie. Hier in Amerika ist das üblich."
    „Ja, natürlich", sagte Mrs. Yamada, „ich verstehe vollkommen."
    „Ich möchte mich wirklich nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen, aber gibt es irgendeinen Grund, warum Mitsue ihre Schulkameradinnen nicht hierher zu Ihnen einladen kann?"
    „Aber nicht den mindesten", sagte Keiko. „Sie sind selbstverständlich herzlich willkommen."
    Mrs. Kellogg lächelte erleichtert. „Das freut mich zu hören."
Dann zögerte sie einen Moment, ehe sie sagte: „Dürfte ich
einen Vorschlag machen?"
„Gewiß doch."
    „Haben Sie schon einmal von, einer Pyjama-Party gehört?" „Nein", sagte Keiko kopfschüttelnd.
    „Das ist ein amerikanischer Brauch hier bei uns. Kinder in Mitsues Alter treffen sich

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