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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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Voigt hatte dieses Wort mit so geheimnistuerischer Begeisterung benutzt, dass Lewis nicht nachhaken wollte. Als er ihm allerdings erläuterte, dass es sich um einen Baum im Park an der Ilm handelte, der eine verborgene Höhlung besaß, in der Schriftstücke versteckt werden konnten, eröffnete sich ihm so einiges, und als er dann bei Voigt nachfragte, ob es noch weitere dieser Bäume gab, und dies bejaht wurde, wurde Lewis klar, warum Goethe zwischen Ilmenau und Martinroda die alte Eiche besucht hatte. Was der Geheimrat als nostalgischen Akt bezeichnete hatte, war in Wirklichkeit ein Austausch von Informationen gewesen. Welcher Art Information, darüber konnte Lewis allerdings nur mutmaßen.
    Er wünschte sich, Goethe wäre noch in Weimar. Dann hätte er mit jemandem über die ganze Sache sprechen, möglicherweise auch seine Bedenken und Fragen äußern können. So würde er jedoch mit seinen Zweifeln allein bleiben: Goethe war auf dem Weg nach Frankreich, und sich jemand anderem anzuvertrauen hatte ihm Voigt untersagt. Was hätte er auch tun können? Böttiger gestehen, dass er nun einen geheimen Berichterstatter unter seinem Dach beherbergte? Jemanden, der auch ihn der Obrigkeit ausliefern könnte, sollte er sich als aktiver Mitverschwörer in einem Geheimorden entpuppen. Natürlich war Lewis überzeugt, dass es sich bei Böttiger um keinen staatsgefährlichen Menschen handelte, schließlich hatte jener sich niemals in dieser Richtung geäußert. Aber andererseits hätte Lewis auch nie geglaubt, dass der ihm ungefährlich erscheinende Bode unter Beobachtung und Verdacht stünde.
    Die wichtigste Frage schien Lewis aber, was Voigt zu dem Glauben verleitet hatte, gewisse Leute könnten ihm, Lewis, gegenüber unvorsichtig werden und ihre Zunge nicht mehr im Zaum halten. Seien es nun angesehene, stadtbekannte Weimarer Bürger oder Jenenser Studenten.
    Lewis seufzte. Voigt würde sich schon nicht geirrt haben, wenn er ihn, Lewis, als nützlich für derlei Belange erachtete. Aber vielmehr ging es ja um den Eindruck, den er bei Goethe hinterlassen hatte. Schließlich hatte der ihn Voigt anempfohlen.
    Lewis trat gegen ein Steinchen, das auf dem Boden lag, und hörte, wie es klickernd in der Dunkelheit verschwand. Wenn es ihm bloß nicht ebenso erging: getreten zu werden und zu verschwinden. Denn was Voigt über die Schwarzen Brüder erzählt hatte, beunruhigte Lewis zutiefst. Also waren seine Befürchtungen doch keine Hirngespinste gewesen, und nun, da er selbst auf der Seite der Herrschaftsmacht stand, die dieser geheime Orden zu stürzen versuchte, war er ebenfalls zu deren Feind geworden.
    Mit einem Mal glaubte Lewis ein Brennen auf seiner Stirn zu fühlen, das von einem imaginären Kainsmal herrührte, ein Mal, das ihn für jedermann – oder schlimmer noch: allein für die Schwarzen Brüder – als Spion erkennbar machte. Was, wenn schon hinter der nächsten Ecke ein Meuchelmörder lauerte, mit dem Dolch im Gewand?
    Lewis beschleunigte seine Schritte, und den Rest des Weges zum Haus Böttigers lief er, als seien blutr ü nstige Erinnyen hinter ihm her.

    In den folgenden Tagen saß Lewis nur halbherzig an seinen Übersetzungen, seinen Studien und seinem Drama. An schauerliche oder spannende Lektüre oder gar an ein – mit wachem Geiste vollzogenes – Fortsetzen des gewissen Manuskriptes wollte er erst gar nicht denken, zu unsicher und schauerlich schienen ihm die Verhältnisse in der wahren Welt. Er versuchte, bei Tisch so frei und unbeschwert wie nur möglich mit den Böttigers zu plaudern, auch versuchte er, von heiklen Themen, etwa jene den Staat oder die Herrschaft betreffend, abzulenken, diese erst gar nicht aufkommen zu lassen. Zwar war ihm klar, dass er seine Aufgabe vielleicht zu ernst sah: Böttiger ein mordlüsterner Geheimbündler? Wie in den Romanen? Der Gedanke war gar zu abwegig. Doch was würde in Jena geschehen, wo es wahrscheinlicher war, dass er auf gefährliche Subjekte traf?
    Mit halb frohem, halb bangem Herzen hatte er dem jungen Herder geschrieben und ihm eine Reise nach Jena vorgeschlagen. Sein Vorwand war, dass er es mit dem Christ Church College vergleichen wolle, zumal habe er Professor Schiller kennengelernt und wolle gern dessen Wirkungsstätte ... und so fort. Lewis kam sich schäbig vor, wollte aber keineswegs das Risiko eingehen, Voigt zu enttäuschen. Er tröstete sich mit dem Gedanken, eine möglicherweise doch recht angenehme Zeit mit Wilhelm Herder zu verbringen, und so befand er

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