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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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dingen zu wollen, jetzt aber erwies sich, dass er vielmehr helfen sollte, politische Attentäter dingfest zu machen.
    Als vermöge Voigt Lewis’ Gedanken zu lesen, betonte er nun noch einmal: „Sie sollen, werter Herr Lewis, Ihre Freunde nicht verraten – Sie sollen mir helfen, sie zu beschützen!“ Dann lehnte er sich wieder zurück, schloss seine Augen halb, blickte ihn aber unter den Lidern hervor unverwandt an.
    Der Auftrag erschien nun in völlig anderem Licht. Lewis musste nicht die Achtung vor sich selbst verlieren, weil er für Voigt arbeitete. Denn auch wenn er nun als Spion gelten konnte, war er doch kein verabscheuungswürdige r Spitzel, der die Arglosigkeit seiner Gastgeber ausnutzen sollte. Es musste ihm fortan nicht vor jedem Gespräch grausen, dass er in der nächsten Zeit führen oder mithören würde.
    „Sie sollen sich allein in Belangen aufmerksam umhören, in denen es um die verwerflichen Geheimbündler geht, jene skrupellosen Menschen, die Anschläge auf den Monarchen und die Monarchie verüben wollten. Die zur Umsetzung ihrer kruden Ideen und Ziele unschuldige Menschen umbringen und die eine diktatorische Herrschaft unter ihren seltsamen Ansichten von Mensch, Geist und Gott planten.“ Voigt erreichte mit dieser Zusammenstellung, dass Lewis seinen Auftrag als immer ehrenvoller ansah. „Es bilden sich in letzter Zeit auch außerhalb der Universität immer mehr demokratische Klubs und geheime Gesellschaften, aus denen nichts Gutes erwachsen kann, in denen sich mit Sicherheit gefährliche Personen bewegen, die sich, wenn sie die Zeit reif sehen, als Rädelsführer und Komplottanstifter versuchen wollen.“
    „Sie spielen doch nicht etwa auf das heutige Treffen an, bei dem ich ...“
    „O doch. Nicht von ungefähr habe ich Sie gleich nach Ihrem Aufbruch von Bertuchs Anwesen ... dingfest machen lassen. So kann ich Sie gleich befragen: Hat man dort gewisse Dinge angesprochen? Bode zum Beispiel?“
    „Aber nein, so ein eleganter, liebenswürdiger Herr!“
    „Was immer Sie sagen! Aber das mag sich nur auf Ihren ersten Eindruck gründen. Ich für meinen Teil weiß, dass sich Bode verdächtig gemacht hat, mit einem gewissen ...“
    Lewis bemerkte mit leisem Erstaunen, wie der bislang so forsche Regierungsrat stockte und nach den rechten Worten suchte, als wolle er nichts Falsches äußern oder gar vermeiden, etwas preiszugeben.
    „... Bund oder Orden in Verbindung zu stehen, der sich durch besonders unredliche Machenschaften und Anliegen auszeichnet.“
    Lewis entsann sich plötzlich der kleinen Seitenhiebe, die Schiller und auch Wieland gegen Bode geführt hatten. Dort war von Orden und Herzensangelegenheiten die Rede gewesen. Aber das hatte seinen Grund sicher nur in den Scherzen, mit denen sich alte Bekannte bedachten.
    Voigt blickte nun sehr ernst. „Ich möchte Sie – trotz allem, worum ich Sie hier ... gebeten habe, und für das ich mir auch Sorgfältigkeit und Gewissenhaftigkeit ausbitte – auch warnen und um Vorsicht ersuchen. Nicht nur, weil die Sache gefährdet ist, sollte man Sie als in meinen Diensten stehend erkennen. Es kann auch Ihr eigenes Leben betreffen.“
    Voigt drehte das Likörglas zwischen den Fingern, verfolgte kurz die Bewegung des Getränks und blickte dann wieder auf.
    „Bei der von mir eben erwähnten Gesellschaft handelt es sich um Menschen, die sich vielleicht nicht allein mit geistiger Giftmischerei begnügen werden.“ Voigt stellte das Glas bedächtig ab. „Nicht von ungefähr bezeichnen diese sich selbst als die Schwarzen Brüder.“
    Lewis sackte auf seinem Stuhl zusammen. Ein Sturm von Bildern und Ahnungen fegte durch seinen Geist, und ihm wurde angst und bange. Die Kehle schnürte sich ihm zu. Er hob die zitternde Hand erst an die Stirn und dann in Richtung Voigt. „Wenn ich Sie doch um ein weiteres Glas bitten dürfte ...“

    Lewis ging schleppenden Schrittes nach Hause. Der Kopf schwirrte ihm nicht nur von Wein und Arrak, sondern auch wegen der Drohworte und Offenbarungen Voigts. In was war er da nur hineingeraten?
    Am Ende hatte ihm Voigt noch erklärt, wie Lewis ihn über etwai ge Ergebnisse unterrichten sollte. Lewis sollte alles ausführlich niederschreiben und an einem Ort hinterlegen, der, wie Voigt sich ausgedrückt hatte, als „toter Depeschenkasten“ bezeichnet wurde. Lewis hatte sich gefragt, wie denn ein Kasten, welcher Art auch immer, im anderen Fall lebendig sein könne, um diese unterscheidende Bezeichnung zu rechtfertigen. Aber

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