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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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hatten, begann Herder von Neuem. „Ich bin sehr froh, Sie zu treffen, und Herr Lewis sollte es auch sein!“
    Lewis lachte und nickte, überließ aber Herder das Wort. „Über meinen Vater habe ich gehört, Sie pflegten eine gute Beziehung zu Herrn Schiller. Aber wenn ich mich recht entsinne – hieß es nicht, Sie studierten nun in Leipzig?“
    „Richtig“, bestätigte Hardenberg und wurde ernster. „Seit Oktober des vergangenen Jahres. Nach einem aufregenden Jahr hier in Jena wollte ich mein Leben einer gänzlich veränderten Ordnung unterwerfen. Ich wollte mehr Festigkeit, mehr Bestimmtheit, mehr Zweck erringen, und deswegen habe ich mich eines strengen Studiums verpflichtet. Jurisprudenz, Mathematik und Philosophie sind die drei Wissenschaften, denen ich mich mit Leib und Seele ergeben habe, und seitdem übe ich mich im Seelenfasten in Absicht der schönen Wissenschaften und in gewissenhafter Enthaltsamkeit von allem Zweckwidrigen.“
    „Tüchtig!“, meinte Herder. „Herr Lewis hier hat sich mit ähnlicher Leidenschaft an unsere deutsche Sprache gemacht und sie gemeistert. Leider kann er Sie nur wenig davon überzeugen, wenn er nichts sagt.“ Er prostete Lewis zu.
    Lewis konnte nur abwesend nicken. Er war bass erstaunt. Hardenberg hütete anscheinend recht viele Wesenszüge in seiner Brust. Lewis war noch nicht imstande, die unterschiedlichen Eindrücke, die er in dieser kurzen Zeit von dem jungen Mann erhalten hatte, zu ordnen, aber er war sicher, diesen überaus interessant zu finden.
    Hardenberg trank auch. Er schien zu merken, dass Lewis aus irgendeinem Grunde Scheu an den Tag legte, und ließ ihn zunächst gewähren. „Aber natürlich muss ich mich an Kopf und Herz nicht von meiner Brotwissenschaft verkümmern lassen. Musen und Grazien können immer die vertrauten, nützlichen Gespielen meiner Nebenstunden bleiben, und Lieblingen derselben wird immer wärmer und inniger mein Herz entgegenschlagen.“
    Er grinste Lewis an. „Ich hoffe, das wirft ein besseres Licht auf mich als das Hauen mit dem Degen und das Selbstkasteien über den Lehrwerken? Herr Lewis, erzählen Sie von sich, was führt Sie her?“
    Lewis fühlte sich im ersten Augenblick ertappt, hatte er doch gerade mit einiger Erleichterung erkannt, dass er Voigt über diesen jungen Herrn nichts, aber auch gar nichts berichten musste, da dieser ja nicht mehr in Jena, sondern in Leipzig studierte. So ging er zunächst darauf ein. „Oh, ich will gern berichten, doch zunächst sollten wir noch Herrn Herders Frage klären, was zu diesem glückhaften Treffen geführt hat – Sie sagten, Sie studierten in Leipzig, aber was führt Sie zurück nach Jena?“
    „Sieh an“, rief Hardenberg mit einem Blick zu Herder, „Herr Lewis gibt sehr wohl etwas von sich, und wie Sie sagten, in ausgezeichneter Sprache, und diese wird geführt von einem inquisitiven Geist.“
    Lewis zuckte verlegen die Achseln und deutete auf Herder, um erneut darauf hinzuweisen, dass er nur auf dessen Frage angespielt hatte.
    Hardenberg nickte beschwichtigend. „Ist ja recht. Ich habe in meinem Erguss tatsächlich die Frage nicht beantwortet. Ich bin in Jena, um Herrn Schiller kurz zu besuchen und einige frühere Kommilitonen zu treffen.“
    Lewis fühlte es unangenehm in seinem Nacken kribbeln. Sollte dies Hardenberg für ihn verdächtig machen? Ein erneuter Kontakt zu Studenten, die vielleicht zu einer akademischen Geheimgesellschaft gehörten? Lewis schob den Gedanken rasch von sich.
    „Im Grunde sind Herr Herder und ich auch nur auf einen Besuch hier. Das heißt, Herr Herder wird künftig hier studieren, und ich will mir Jena anschauen, um hier im Thüringischen nicht allein Weimar kennengelernt zu haben ... neben einigen Höhen und Tiefen der Landschaft ringsum, und um Ihre Frage zu beantworten: Ich bin in Deutschland, um, wie Herr Herder so richtig erwähnte, die Sprache zu erlernen, was mir, wie Herr Herder ebenfalls erwähnte, einigermaßen gelungen ist.“
    „Allerdings“, rief Hardenberg und sah von einem Gegenüber zum anderen. „Sie wählen die Worte, als sei es Ihre Muttersprache!“
    „Nun, ich hatte auch den besten Umgang, von dem ich lernen konnte: Herrn Herder hier, seinen ehrenwerten Vater, Herrn Wieland und Herrn Goethe.“
    „Sehr beeindruckend! Hat der Umgang mit all den großen Dichtern auch noch anderweitig seine Wirkung gezeitigt?“
    „In der Tat. Ich versuche mich auch ein wenig, schon als ich noch in England war, und hier ... aber es ist noch

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