Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
Vom Netzwerk:
drang, seine Haut ritzte. Er konnte keinen Laut von sich geben.
    Löber legt den Kopf schief. „Wie bedauerlich, dass Herr Herder in seinem Studium nicht schon fortgeschritten ist. Was für eine tolldrastische Fügung des Schicksals wäre es doch, wenn er Sie beide dort unten mit seiner Kunst ein wenig vom Tode fernhalten könnte.“ Er lachte heiser. „Aber leider ist er nicht imstande, Leben zu retten.“
    „Aber imstande, eines zu nehmen“, klang es plötzlich schwach von dem Anatomietisch her.
    Löber fuhr herum, wodurch Lewis Schnitte durch Dolch und Degen erlitt. Er zuckte zusammen und sah, dass Herder neben dem Tisch stand, sich mit einem Arm abstützte und mit dem weit ausgestreckten anderen die Pistole hielt. Dann verschwand Herder in einer glühenden Wolke. Der Schuss dröhnte durch das Theater. Lewis spürte einen Ruck und einen Schlag, taumelte zur Seite und sah noch, wie Löber mit erstarrtem Gesicht durch die Falltür ins Dunkel fiel. Ein dumpfer Aufprall klang von unten herauf.
    Lewis sackte zusammen. Er presste die Hand gegen den Hals und spürte klebriges, warmes Blut, aber nicht so viel, dass es ihn beunruhigte. Benommen berührte er seinen Bauch. Es schmerzte kaum, und als er hinsah, erblühte eine kleine, rote Blume auf dem Weiß seines Hemdes.
    Herder wankte heran, mit dem Kreuz aus verkrustetem Blut auf der Brust. Er blickte Lewis müde an und reichte ihm dann mit schwachem, schiefem Lächeln die Hand. Als Lewis sie ergriff und er sich hochzog, stöhnten beide vor Schmerz. Dann schleppten sie sich zum Tisch und lehnten sich an. Sie keuchten. Lewis sah grelle Punkte vor seinen Augen tanzen. Er fühlte sich etwas schwach. Herder sah ihn mit trüben Augen an, ließ seinen Blick von Lewis’ Hals zu dessen Bauch wandern.
    „Das sieht nicht schlimm aus. Ein paar Kratzer, so wie meine.“ Er legte die Hand auf seinen Brustkorb und zuckte zusammen. Dann nickte er Lewis schwach zu. „Gevatter Tod wird uns noch nicht holen.“
    Lewis wollte etwas entgegnen, als er durch den flimmernden Schleier seines Blickes eine Bewegung sah. Eine dunkle Gestalt erhob sich scheinbar aus der Tiefe, richtete sich stöhnend auf und kam schwankend auf sie beide zu.
    Lewis hob zitternd die Hand und wollte den Mund öffnen, als er eine vertraute Stimme hörte.
    „Wenn die jungen Herren mit der Kontrolle ihrer Wunden abgeschlossen haben, wäre ich dankbar, wenn sie sich mir zuwenden könnten.“
    Krafft hielt sich die Seite und humpelte heran. Er grinste die beiden schief an. „Gibt es hier irgendwo Alkohol ... zu medizinischen Zwecken?“

    Mit notdürftig bandagierten Wunden schleppten sich die drei Männer aus dem Anatomischen Theater heraus. Am oberen Ende der Treppe angekommen, drehte Krafft sich um und blickte auf die gähnende Falltür im Boden.
    „Es ist nur angemessen, dass ihn das Schicksal ereilt hat, für das er Sie beide vorgesehen hatte.“ Er presste die Hand auf seine Wunde, die nach dem Erklimmen der Treppe ärger als zuvor schmerzte. „Allerdings wird man ihn nicht einfach der Lehre zuführen können. Ich werde veranlassen, dass der Mensch, der ihm geholfen hätte, Ihre beiden ...“ Er zauderte und schüttelte den Kopf. „Verzeihung. Auf jeden Fall wird man seinen Komplizen, der sich gewiss verwundert zeigen wird, dort unten seinen Auftraggeber selbst vorzufinden, sogleich dingfest machen.“
    Lewis, der den inzwischen wieder bekleideten Herder stützte, wandte den Kopf. „Da Sie von Komplizen sprechen – wie konnten Sie in dessen Maske schlüpfen?“
    „Ich bemerkte ihn schon, kurz nachdem Sie Weimar verlassen hatten. Er folgte Ihnen, um zu prüfen, dass Sie auch allein kämen, und als ihm dies so schien, ritt er auf kürzerem Wege nach Jena, um Sie zu empfangen.“
    „Aber dort haben Sie ihn empfangen“, meinte Herder, dem Lewis Krafft vorgestellt hatte.
    „So war es“, bestätigte Krafft. „Er war nicht achtsam genug, um mich zu bemerken, und das wurde ihm zum Verhängnis.“
    „Wie konnten Sie wissen, dass er mich zu Löber führen sollte?“, fragte Lewis.
    „Es schien mir die einzige Möglichkeit zu sein. Hätte Löber noch mehr Männer gehabt, wäre der Plan gescheitert. So jedoch ...“ Krafft schaute zur Seite. „Ich habe einiges von dem Heiseren erfahren. Er stürzte nicht gleich in die Saale.“
    Der kalte Tonfall erschreckte Lewis, aber er fragte weiter: „Warum haben Sie mich nicht um Ihre Maskerade wissen lassen?“
    Krafft sah ihn wieder an. „Nun, zunächst hätte

Weitere Kostenlose Bücher