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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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Ihrem Fall anwandte, nicht wahr, Herr Herder?“
    „Richtig“, bestätigte der. „Nachdem ich von dem angeblichen Treffpunkt erfahren und mich dorthin begeben hatte, hat man mich überfallen und betäubt. Ich hatte mich zwar gewundert, warum Herr Lewis nicht zu mir gekommen war, sondern um dieses Treffen ersucht hatte, aber einerseits hieß es, dass er befürchtete, verfolgt zu werden, und mich nicht in Gefahr bringen wollte.“
    Lewis legte den Kopf schief. „Eine schlaue Taktik“, nickte er. „So klingt es plausibel.“
    „Andererseits“, fuhr Herder fort und sah unangenehm berührt zu Lewis hinüber, „ glaubte ich auch, es handle sich um eine theatralische Eigenart von Herrn Lewis. Eine Spielerei, die das Ganze interessanter machen sollte.“ Er biss sich auf die Unterlippe.
    Lewis öffnete entrüstet den Mund. „Herr Herder! Was denken Sie denn von mir?“
    Krafft lachte und presste gleich wieder die Faust in die Seite. „Sie sehen, Herr Lewis, jedermann sieht in Ihnen den Poeten. Seien Sie froh!“
    „Nicht um diesen Preis“, brummte Lewis.
    Herder klopfte ihm sachte auf die Schulter. „Es ist überstanden! Was ich allerdings nicht zu hoffen gewagt hatte, als ich gebunden in einer Kammer der Universität erwachte. Löber zwang mich, das von ihm gefertigte Schreiben an Sie zu adressieren.“
    Lewis sah Krafft grimmig an. „Eingehende Briefe wurden anscheinend nicht kontrolliert.“
    Krafft nickte. „Augenscheinlich ...“ Lewis schnaufte laut. „Mir sind Voigts Ränke zuwider. Wer weiß, was er noch im Schilde führt.“
    „Das können Sie ihn selbst fragen, wenn wir ihm dieses Ereignis melden.“
    „Sind Sie sicher, dass er es nicht bereits weiß?“, fragte Lewis verächtlich, doch Krafft blickte unschuldig drein.
    „Nicht von mir, soweit ich unterrichtet bin ...“
    „Nun streiten Sie nicht!“, rief Herder dazwischen. „Wie auch immer die Hintergründe bestellt sein mögen, ich bin froh, dass Sie mein drohendes Schicksal abgewendet haben, und ich danke Ihnen dafür. Wichtig sollte im Augenblick nur sein, dass wir alle leben.“
    Er blickte die beiden anderen an und befühlte sacht seine Wunden. „Um auch weiterhin am Leben zu bleiben, sollten wir rasch vorankommen. Herr Krafft, Sie scheinen mir etwas bleich zu sein und dringend Ruhe zu brauchen.“
    Krafft seufzte. „Ein angehender Arzt und ein angehender Poet. Welch treffliche Gefährten im Kampf gegen dunkle Bruderschaften. Herr Herder, lassen Sie mich Ihnen noch zu dem famosen Pistolenschuss gratulieren, mit dem Sie den Schurken gefällt haben!“
    „Danke“, sagte Herder bescheiden. „Es war mein erster.“
    Krafft schaute erstaunt, und Lewis spürte, wie er noch blasser als dieser wurde und selbst dringend, sehr dringend Ruhe benötigte.
    Noch während seine Wunden versorgt wurden, verfasste Krafft ein eiliges Schreiben an Regierungsrat Voigt, in dem er diesen über die mitternächtlichen Vorfälle unterrichtete. Er ruhte nicht eher, bis der Brief mit einem Boten unterwegs nach Weimar war, dann sank er erschöpft in einen der fadenscheinigen Sessel, die Herders Studentenbude möblierten. Dessen Studienkollege war bereits gegangen; er hatte keine neugierigen Fragen gestellt, sondern sich routiniert um die Verletzungen der drei gekümmert. Lewis, ebenfalls in einem Sessel sitzend, drehte einen Becher heißen Weins in den Händen und blickte zu Herder hinüber, der langgestreckt auf seinem Bett lag. Dieser hatte schon einiges an Wein getrunken und war mitten im Gespräch weggedämmert.
    Krafft leerte ebenfalls seinen Becher und wandte sich dann an Lewis. „Es ist freundlich von Herder, uns für die Nacht Quartier zu bieten. Ich hoffe, die Wunden, welche die Todesangst in seiner Seele verursachte, heilen ebenso wie die körperlichen.“
    Lewis bewegte vorsichtig seine bandagierte Hand. „Ich denke, Herr Herder wird keine Narben zurückbehalten. Er ist in Körper und Geist sehr robust, und wenn er erst einmal ausgeschlafen ist, wird alles wie ein böser Traum erscheinen.“ Lewis schmunzelte. „Oder wie eine Schauergeschichte, die man irgendwann über einem Bier erzählen kann.“ „Oder in einem Roman schildern“, fügte Lewis in Gedanken hinzu.
    „Herr Lewis“, begann Krafft, „Sie entsinnen sich doch sicher meiner Bitte, über diesen Vorfall Stillschweigen zu bewahren. Es wird schon schwierig genug sein, bis morgen die Kulissen dieses Theaterstücks verschwinden zu lassen, damit keine wilden Gerüchte aufkeimen. Voigt

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