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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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der Bedienung, um einen heißen Wein zu bestellen. Er war zu besorgt um den hustenden, keuchenden Schiller, um dem Mädchen mehr als einen sachlichen Blick zu widmen. Schließlich ebbte der Anfall ab, und Schiller zog ein Tuch aus dem Ärmel, mit dem er sich den Mund abtupfte und der Schweißperlen auf der Stirn entledigte.
    „Es geht schon wieder“, krächzte er und trank von dem heißen Wein, den das Mädchen gerade vor ihn hinstellte. Dann atmete er tief ein und lehnte sich zurück. Er tat die besorgten Gesichter, die ihm entgegenblickten, mit einem Wink ab. „Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Das Lachen reizte meine Kehle allzu sehr.“
    Er trank einen weiteren Schluck. „Was Sie, Lewis, angeht, so seien Sie mir aufs Herzlichste begrüßt. Sie haben keine falsche Ehrfurcht vor Höhergestellten und verteidigen sich, wenn man Sie schlägt. Das beeindruckt mich.“
    Er räusperte sich. „Da Sie sich so gut mit Herrn Hardenberg hier verstehen, können Sie auch in jeglicher anderer Hinsicht kein übler Mensch sein. Verzeihen Sie mir also meine Unhöflichkeit.“
    Lewis wusste kaum, was er antworten sollte, zu sehr überraschte ihn dieser Sinneswandel Schillers, und so nickte er nur höflich.
    „Zudem“, sprach Schiller weiter, der sich zur Gänze wieder gefasst und durch den Wein auch etwas Farbe auf den Wangen bekommen hatte, „haben Sie, wie ich erfuhr, der Salana sowohl einen fleißigen Studenten erhalten ...“ Er nickte zu Herder hinüber, der nun, da es Schiller wieder gutging, das Hin und Her des Schankmädchens verfolgte. Als er merkte, dass Schiller ihn gemeint hatte, war er zunächst verwirrt, schaute dann aber empört zu Hardenberg hinüber.
    „... als sie auch eines entsetzlichen Zeitgenossen entledigt“, schloss Schiller und prostete Herder und Lewis zu.
    Der wiederum schaute nun ebenfalls mit gerunzelter Stirn zu Hardenberg hin. Ehe dieser etwas entgegnen konnte, beschwichtigte Schiller, den Becher geleert auf den Tisch setzend.
    „Seien Sie nicht böse auf Herrn Hardenberg. Er hat mich über die Geschehnisse – soweit er informiert war – unterrichtet.“ Er nickte begütigend. „Zudem waren mir Teile der Geschichte nicht verborgen geblieben.“ Schiller bemerkte den Glanz in Lewis’ Augen. Er blickte sich rasch um, ob auch niemand in Hörweite saß und sagte dann, mit nicht übermäßig gedämpfter Stimme: „Aber am wichtigsten dürfte sein, dass Sie wissen, von mir nichts zu befürchten zu haben: Ich bin weder Illuminat noch Freimaurer, und auch mit den Rosenkreuzern habe ich nichts zu schaffen.“
    Lewis schüttelte konsterniert den Kopf. „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Ach, Herr Lewis, Sie müssen vor mir keinen auferlegten Schein wahren. Ich bin mit den Ränken der verschiedenen Gruppen vertraut, und sollte ich es in einigen Facetten nicht sein, so kann ich mir diese durchaus ausmalen.“ Schiller rieb sich die spitze Nase.
    „Dann wissen Sie mehr als ich“, meinte Lewis vorsichtig.
    Daraufhin lachte Schiller. „Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Aber grämen Sie sich nicht, es ist manchmal besser, nicht alles zu wissen. Allerdings wundere ich mich – da Sie doch mit so vielen illustren Herrschaften ...“ Schiller hielt inne und schaute versonnen zur Decke, als habe er etwas besonders Kluges oder Amüsantes gesagt. Dann wandte er sich wieder an Lewis: „... Umgang pflegen.“
    Lewis ahnte, worauf Schiller anspielte, und bevor er seine Zunge zügeln konnte, platzte er mit einen Halbsatz heraus: „Wenn Sie auf Bode ...“
    Schiller winkte ab und lächelte noch breiter, was ihm jedoch nicht gut zu Gesicht stand. Es brachte sein hageres Gesicht aus dem Gleichgewicht, wie es Lewis schien.
    „Nein, da gibt es noch viel mehr.“ Er drehte seinen leeren Becher in den Fingern. „Manchmal glaube ich, ich bin der einzige, der den Verlockungen der Gesellschaften widerstehen konnte. Der einzige, der klar und selbständig denken kann.“
    Lewis erinnerte sich der Worte, die Regierungsrat Voigt über Schiller gesagt hatte.
    Schiller bemerkte es. „Ich sehe Ihnen an, wie Sie versuchen, mich in die Reihe der staatsgefährdenden Subjekte einzuordnen. Aber glauben Sie mir: Frei zu denken und Freiheit zu fordern, ist kein Verbrechen. Nur, wenn es nicht aus dem reinen menschlichen Willen herrührt, sondern lediglich dazu dient, die eine Willkürherrschaft durch die andere abzulösen, dann ist es ungesund und zu verdammen.“
    „Sie sprechen offen mit mir, Herr Schiller“, begann Lewis,

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