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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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der sich zu fragen begann, wie viel der Professor über ihn und seinen von Voigt erteilten Auftrag wusste. „Also lassen Sie mich eine offene Frage stellen – die der reinen Bildung dient und keineswegs doppelbödig zu verstehen ist.“ Lewis schalt sich im Geheimen für diese plumpe und Misstrauen erregende Einleitung. Er hatte wirklich zu viel Wein getrunken. Doch nun war es zu spät, und er sprach notgedrungen weiter. „Wer oder was sind Rosenkreuzer?“
    Schiller nickte. „Ein freimaurerischer Geheimbund, wie die Illuminaten. Ein wenig älter, schrulliger gar. Ihnen geht es um Geheimlehren und Alchemie. Auch sind sie gegen alle aufklärerischen Ideen, arbeiten im Namen von Monarchie und Religion, ganz im Gegensatz zu den Illuminaten. Sie setzen alles daran, um diese, ihren Widerpart , zu bekämpfen. Im Königreich Bayern ist es ihnen bereits gelungen, den Orden der Illuminaten verbieten und seine Mitglieder ausweisen zu lassen, und der preußische König Friedrich Wilhelm II. ist selbst Rosenkreuzer und von Rosenkreuzern umgeben: Er setzte just im vergangenen Jahr eine Zensur für politische Schriften ein, die viele aufklärerische Zeitschriften zwang, Berlin zu verlassen. Die Illuminaten dagegen wollen Fürsten und Staaten zur Gänze abschaffen. Manche sagen gar, sie stecken hinter der Revolution in Frankreich ...“
    Lewis nickte. Ihm war warm, und so löste er die Halsbinde ein wenig. „Ja, ich ... wir ... wissen um die Schwarzen Brüder und deren Pläne, und – aber darüber sind Sie doch bestimmt auch unterrichtet ...“
    „Gewiss“, antwortete Schiller. „Aber Sie sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Auch wenn die Schwarzen Brüder dahingerafft zu sein scheinen – die Illuminaten sind stärker denn je.“ Er sah Lewis durchdringend an, seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Von ihnen gibt es viele. Mehr als Sie glauben und auch an Orten, wo Sie sie kaum vermuten. Näher bei Ihnen, als Sie sich vorstellen können.“
    „Was wollen Sie damit sagen, Herr Schiller?“, schluckte Lewis. Unerträgliche Hitze schien plötzlich in dem Raum zu herrschen. Durch Wein und Wärme konnte er kaum einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn enträtseln, was Schiller ihm mit seinen Worten bedeuten wollte. Er sah hilfesuchend zu Hardenberg und zu Herder hinüber, die während des Gespräches geschwiegen und zugehört hatten. Hardenberg sah Schiller an, und seine Miene zeigte, dass er peinlich berührt war und es in seinem Kopf heftig arbeitete. Schiller schaute in seinen leeren Becher und fing dann Herders Blick auf, der sogleich eifrig nach der Bedienung winkte.
    Hardenberg räusperte sich und lachte dann, was ein wenig bemüht klang. „Herr Schiller beliebt, mit dir, Matthew, ein wenig zu scherzen. Er weiß genau, wie du Schauer- und Verschwörungsmären schätzt und auch, dass du seinen Geisterseher gelesen hast. Nicht wahr?“
    Schiller nickte schmunzelnd und zeigte dann aufmunternd die Zähne, womit er ein Lächeln auszudrücken gedachte. „Genauso verhält es sich. Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen oder gar zu befürchten, dass Sie von sich geheim haltenden Geheimbündlern umschwirrt werden. Weder hier noch ... woanders.“
    „Das“, begann Lewis mit schwerer Zunge, „beruhigt mich. Wenngleich ich eine solche Posse von Ihnen als nicht sonderlich nett erachte.“
    Der Wein kam, Herder grinste verschmitzt, und Schiller schob Lewis gönnerhaft einen Becher hin. „Kein böses Blut. Sie verzeihen, dass ich mir einen Spaß mit einem ernsten Thema erlaubte. Um es deutlich zu sagen“, hierbei warf er einen Seitenblick auf Hardenberg, „Sie haben nichts zu befürchten und müssen sich keine Gedanken machen. Aber ich kann es nicht unterlassen, allzu begeisterte Leser von Literatur, zu der ich bedauerlicherweise auch meinen Teil beigetragen habe, mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Ich gestehe Ihnen offen, und das nehmen Sie bitte als Ausgleich für meine kleine Hinterhältigkeit, dass ich kein geringes Unbehagen darüber verspüre, dass mein Geisterseher einen so großen Erfolg beim Publikum hat. Ich sehe das Werk aufgrund seiner Nähe zur Kolportage als Schmiererei. Doch nun ist es zu spät, es ist ins Land getragen worden, aus den Seiten der Zeitschrift, für die es entstand, hinaus und zwischen Buchdeckel gefasst. Ein viel zu erhabener Ort dafür.“ Er seufzte. „Allein, ich kann den Schaden nur begrenzen, indem ich es als Fragment, das es nun einmal ist, belasse. Ich habe meine

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