Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)
schüttelte aufgebracht den Kopf. „Eine abscheuliche Lüge!“
„Keineswegs!“, entgegnete Goethe und wollte weitersprechen, als Lewis ihn unterbrach.
„Was soll das besagen? Dass der Herzog sich selbst stürzen und Voigt sich selbst verfolgen will?“
„Nein. Es bedeutet, dass wir alle in diesen Orden eintraten, um von innen heraus dessen geheime und verbrecherische Machenschaften auszukundschaften und im rechten Moment zuzuschlagen!“ Er blickte zu Bode und hatte wieder den gleichen Triumph in der Stimme wie zuvor, als Lewis vor der Tür gelauscht hatte.
Bode rutschte ein wenig auf seinem Sessel umher und sprach nun seinerseits mit seinem tiefen Bass, nachdem er sich ausgiebig geräuspert hatte. „Lewis! Es entspricht der Wahrheit, was der Geheimrat sagt. Seit Jahren, und das wissen Sie von Voigt, haben sich Illuminaten vom Orden abgespalten und sich zu den Schwarzen Brüdern zusammengeschlossen. Die sind der wahre Feind, nicht wir!“
Lewis senkte die Pistolen keinen Fingerbreit, hörte aber aufmerksam zu, welche abstrusen Entschuldigungen nun folgen mochten.
„Wir wissen von den Machenschaften“, fuhr Bode fort. „Von den Entführungsplänen der Schwarzen Brüder. Aber in diesem Augenblick ist längst die Garnison alarmiert und bereit, die herzogliche Familie und ihr Gefolge zu beschützen! Draußen wird der Aufstand befriedet, werden die Verschwörer gefangengesetzt, und alles wird gut werden! Wie könnten wir unserem Herzog Böses wollen?“
Lewis sah Bode zweifelnd an, worauf Goethe weitersprach. „Trauen Sie Bode! Er hat mich aus den Fängen der Schwarzen Brüder befreit. Er hatte entdeckt, dass sie einen Anschlag auf mich vorbereiteten und hat diesen im letzten Augenblick vereitelt, und nun werden wir gemeinsam den Weimarer Boden vom Abschaum befreien!“
Bode hatte sich inzwischen in Seelenruhe ein weiteres Glas Likör eingeschenkt. In Lewis’ Kopf wirbelten die Gedanken umher, und so hatte er kaum darauf geachtet. Nun nippte Bode lächelnd an seinem Glas und wiederholte Goethes Worte. „... vom Abschaum befreien, sehr wahr!“
Lewis war verwirrt, wusste nicht, was er nun glauben sollte, und so war er froh, als plötzlich rasche Schritte hinter ihm aufklangen, Stiefel über das Parkett polterten. Er drehte den Kopf und erkannte Hardenberg inmitten einer Gruppe Bewaffneter. Dann wandte er sich wieder an Goethe und Bode. „Wir werden sehen, was sich als wahr erweist. Zunächst wird man Sie gefangennehmen und zum Verhör bringen!“
Bode schmunzelte und nippte erneut an seinem Likör.
Da drängten die Bewaffneten in den Raum, sowohl durch die Tür hinter Lewis als auch durch eine weitere an der Seite des Zimmers, die er vorher nicht bemerkt hatte. Lewis atmete auf, doch im selben Augenblick traf ihn ein rüder Stoß. Nun bemerkte er erst, dass die zehn, zwölf Männer, die ihn umringten, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet waren und Masken trugen. Bevor er sich rühren konnte, hatte man ihm die Pistolen entrissen und ihn in eine Ecke gedrängt.
Dort stand auch Hardenberg, ohne Degen und die Hand mit verzerrtem Gesicht auf die Armwunde gepresst. „Sie haben mich noch vor dem Hause ergriffen ...“, klagte er schwach, aber voll Ärger in der Stimme.
Lewis warf einen verdrießlichen Blick auf Bode und auf Goethe, der nun seltsamerweise konsterniert schien.
Bode erhob sich schwer und langsam aus seinem Sessel, wobei er vorsichtig das Likörglas auf dem kleinen Tisch abstellte. Einer der Schwarzen Brüder reichte ihm eine von Lewis’ Pistolen, und er prüfte sie. Dann sah er Goethe an.
„Ich denke, die gehören in deinen Besitz, werter Bruder. Ein Geschenk des Herzogs ... sehr hübsch.“ Dann richtete er die Waffe auf Goethe. „Aber nun hinüber zu den anderen! Die Possen haben ein Ende!“
Seine Stimme war schrill und schroff, das freundliche Gesicht strahlte mit einem Mal ungekannte Strenge aus.
Goethe stutzte. „Was ...“
„Hinüber, sag’ ich“, brüllte Bode, und Goethe gehorchte. Die Schwarzen Brüder packten ihn und schoben ihn zu Lewis und Hardenberg, hielten sie mit Musketen und Pistolen in Schach.
Bode drehte die Pistole spielerisch in den Händen und ging im Raum auf und ab. „Was für Ränke, was für Intrigen! Aber nun ist Schluss, das Ende ist nah, runter mit den Masken!“ Er lachte. „Bildlich gesprochen!“
Einige der Schwarzen Brüder schmunzelten, manche lachten leise in sich hinein.
Goethe zog ein Gesicht, als wolle er ausspeien. „Was seid ihr
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