Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
Vom Netzwerk:
und prallte klirrend gegen die Ziegelmauer. Der Schwarzgekleidete riss seine Waffe zurück, stieß erneut zu, und Hardenberg brach in die Knie.
    Blind vor Wut und Angst rannte Lewis los, das Gewehr wie einen Stoßspeer führend. Der Mann mit dem blutüberströmten Gesicht hob seinen Degen zum Todesstoß, als Lewis ihm die Mündung des Gewehrs in die Seite rammte. Mit wütendem Knurren ruckte sein Kopf zu Seite, eine rote Fratze funkelte Lewis aus stechend dunklen Augen an. Da krampfte Lewis die Finger zusammen, teils aus Erschrecken, teils aus der Wucht des Aufpralls heraus, der seine Hände am Metall und Holz des Gewehrs abgleiten ließ, und sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug.
    Mit einem dumpfen Grollen entlud sich das Gewehr in die Seite des Mannes. Stechender Rauch stieg auf und verhüllte den überraschten Ausdruck auf dem Antlitz des Mannes in dem Augenblick, als sein Blick brach. Sein Degen fiel zu Boden, und dann sank er selbst in sich zusammen, zu einem schwarzen Haufen Kleidung, aus dem das Leben blutete.
    Lewis ließ bestürzt die Flinte fallen, deren Laufmündung sich zu einer metallenen Blüte entfaltet hatte, aus der kleine Fäden Pulverdampf quollen. Mit dumpfem Klang landete sie auf dem Leichnam des Verschwörers.
    Lewis hörte, wie Hardenberg stöhnte, und das löste ihn aus seiner Starre. Rasch trat er zwei Schritte zu ihm hin und ließ sich auf die Knie nieder.
    „Oh Gott, wie schlimm ist es?“, keuchte Lewis, als er sah, wie es zwischen Hardenbergs Fingern, die dieser auf seine Armwunde presste, feuchtrot schimmerte.
    Hardenberg zeigte die Zähne. „Schon Ärgeres erlebt“, stieß er hervor. „Der Stich ging glatt durch. Oder richtiger: beide.“
    „Wenn nur Wilhelm hier wäre“, klagte Lewis.
    Hardenberg winkte ab und verzog das Gesicht. „Ein Fetzen Stoff drumherum, und ich kann wieder weiter. Versorgen können wir ’ s später.“
    Lewis zerrte sein Oberhemd unter der Weste hervor und riss einen Streifen Leinen ab. Diesen wand er um Hardenbergs Oberarm und litt mit diesem, als er dabei ein wenig zusammenzuckte, aber keinen Laut hören ließ. Dann ließ Hardenberg sich aufhelfen. Er warf keinen Blick auf den Körper des Schwarzgekleideten, unter dem sich eine Lache gebildet hatte, die sich in ihrer Farbe kaum von der des Ziegelbodens abhob. Lewis wandte den Kopf ab. Übelkeit stieg in ihm hoch.
    Hardenberg ging zur Wand und hob seinen Säbel auf. Prüfend wog er ihn in der Hand, als er zu Lewis zurückkam. Er schien einen Wimpernschlag lang zu überlegen, dann bückte er sich und hob den Degen des Toten auf. Den Säbel legte er neben den Körper nieder.
    Dann sah er Lewis an und sagte knapp: „Danke.“
    Lewis zitterten die Knie, erneut brannte es bitter in seinem Hals, doch er gab den Blick zurück und nickte.
    Hardenberg deutete auf das entfernte Ende des unterirdischen Raumes. „Da hinten ist eine Tür.“
    Rasch eilten sie durch den blutig dunklen Saal, pressten die Ohren an die Tür, die glatt und sauber gearbeitet war und lauschten einen Augenblick, und als sie sich sicher fühlten, öffneten sie diese behutsam, die Waffen im Anschlag. Sie fanden sich in einem Keller wieder, der so gewöhnlich schien, wie ein Keller nur sein konnte, wenn er auch sehr geräumig und sauber war. Es fanden sich mit Vorräten gefüllte Regale, Säcke, Kisten und Fässer, einige Werkzeuge und kleinere Möbelstücke.
    Hinter ihnen fiel die Tür leise klickend ins Schloss. Sie drehten sich um – die Tür war verschwunden! Sie war durch ein Regal voller Kerzenstapel und metallener Leuchter verborgen, das wohl durch einen verborgenen Mechanismus zur Seite schwingen mochte. Sie erkannten jedoch keinen Riegel oder Hebel, mit dem sie jene Geheimtür hätten öffnen können. Der Rückweg war ihnen nun verwehrt, es blieb ihnen nichts übrig, als voranzuschreiten.
    Vom Keller führte eine Treppe nach oben, und nach einer weiteren Tür standen Lewis und Hardenberg in einem ruhigen, schwach erleuchteten Gang. Er schien zu einem wohlgeführten und wohlhabenden Haushalt zu gehören, denn das Parkett schimmerte ebenso wie die Tapeten an den Wänden. In Öl gemalte Portraits und Landschaften, gefasst in sehr ansehnliche Rahmen , hingen hier, und auch die Leuchter mit den wenigen entzündeten Kerzen zeugten von Wohlstand.
    Zögernd tasteten sich die beiden vor. Kein Geräusch war zu hören. Schließlich kamen sie in den Eingangsbereich.
    Lewis sah sich erstaunt um. „Ich kenne dieses Haus“, flüsterte er.

Weitere Kostenlose Bücher