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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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es, und unter seinem von Schmerz verzerrten Gesicht – einer der Maskierten führte ihn am Arm, die behandschuhte Faust um die notdürftig bandagierte Wunde gekrallt – flammte ein Ausdruck von Furcht auf.
    Es war unabwendbar, dass die Schwarzen Brüder ihn töten würden, da er ihnen weder wie Goethe als künftige Regentenfigur noch wie Lewis als unwissender Botschafter in England dienlich sein könnte. Dennoch würden die Verschwörer sicher nicht auf gnädige Weise mit ihm verfahren, wenn sie die übel zugerichtete Leiche ihres Anführers entdeckten.
    Lewis erkannte, was in Hardenberg vor sich ging, und wagte nicht, ihn anzusehen. Goethe dagegen schritt hocherhobenen Hauptes seinem Schicksal entgegen.
    Im Keller berührte einer der Maskierten einen verborgenen Hebel, und das Regal mit den Kerzen schwang beiseite, ganz so, wie Lewis es vermutet hatte. Einige der Schwarzen Brüder traten vor, dann stießen die anderen ihre Gefangenen in den Gewölbesaal hinein.
    Lewis sah die dunkle Gestalt auf dem Boden liegen, und schon wurden Aufschreie laut. Zwei der Revolutionäre liefen zu dem Toten hin, erkannten, dass es ihr Befehlshaber war, und spähten sodann mit gezückten Waffen nach vermeintlichen Eindringlingen. Fünf Männer liefen durch die Tür zu dem kleinen Vorraum, der in das unterirdische System von Gängen führte, um nach Anzeichen eines Angriffs zu suchen, doch kamen sie rasch wieder zurück.
    „Es droht keine Gefahr, wir sind nicht entdeckt“, rief einer.
    „Aber wer hat dann Didakus getötet?“, fragte ein anderer.
    Zwei weitere waren mittlerweile neben der Leiche niedergekniet, und einer hob den Säbel empor. „Das ist nicht Didakus’ Waffe!“ Ein anderer nahm derweil das geborstene Gewehr auf.
    Da griff der Maskierte, der Hardenberg am Arm gepackt hatte, an seine Seite und betrachtete den Degen, den er seinem Gefangenen abgenommen hatte. Lewis sah, wie Hardenberg die Augen schloss.
    „Aber dies ist sie!“, rief der Maskierte und drehte Hardenberg so zu sich herum, dass er ihm in die Augen sehen konnte. „Du hast ihn erschlagen und seinen Degen gestohlen!“
    Einer der Männer neben der Leiche des Mannes, dessen Ordensname Didakus gewesen war, stand auf und hob das Gewehr. „Er wurde hiermit grausam zugerichtet.“ Dann zeigte er auf Lewis. „Wenn ich mir das Blut ansehe, das der da an seinen Kleidern hat, so scheint er mir zweifellos der Mörder zu sein!“
    „Das ist gleich!“, stieß ein anderer voller Hass aus. „Tötet sie beide! Von Nutzen ist nur der Geheimrat!“
    Schon näherten sie sich bedrohlich, während Lewis und Hardenberg von ihren Bewachern noch unsanfter gepackt wurden. Dolche zuckten mit einem Mal aus Kleidung und Gürteln hervor, blitzten tödlich im Fackelschein.
    Das ist das Ende, dachte Lewis, doch in diesem Augenblick dröhnte eine gewaltige Bassstimme durch das Gewölbe. „Halt!“, rief Bode, und sogleich hielten die Männer inne, und die Dolche senkten sich. „Ohne meinen Befehl wird hier niemand hingerichtet!“ Er warf den beiden jungen Männern geringschätzige Blicke zu. „Selbst die da nicht.“
    Bode war zusammen mit Balsamo in den unterirdischen Saal getreten, jedoch nicht durch den Kellereingang, wie es Lewis schien. Die beiden schritten von der Seite zwischen den Säulen her, und an der Wand hinter ihnen glaubte Lewis zu sehen, wie sich eines der dort gereihten Banner sacht bewegte. Eine weitere Geheimtür musste dahinter liegen.
    Dann war Bode heran, bedeutete den Maskierten mit herrischen Gesten, die Dolche verschwinden zu lassen, und wies dann auf Lewis und Hardenberg. „Wenn Balsamo Goethe gefügig gemacht hat, sind diese beiden hier als nächste dran. Der junge Engländer wird mein erster getreuer Gewährsmann in England sein, und der junge Herr von Hardenberg wird die Stelle einnehmen, an der seit dem Tode Cetaos ’ eine so schmerzliche Leere klafft. Er wird unser neuer Ordenszensor, und ich verspreche, er wird noch herrischer und strikter sein als sein Vorgänger!“
    Er sah Hardenberg an. „Eine feine Ironie des Schicksals, die Rolle seines Erzfeindes übernehmen zu müssen, nicht wahr?“
    In Hardenbergs Gesicht zitterten die Muskeln, doch er antwortete nicht. Schließlich ließ er den Kopf hängen und sah auf seine Schuhspitzen.
    Bode wandte sich an die Maskierten. „Schafft den Leichnam hier hinaus, Balsamo kann keine solche Ablenkung gebrauchen! Didakus wird später sein ehrenvolles Begräbnis erhalten!“
    Zwei der Männer schritten

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