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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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aufgeklärt und seine Erinnerung wiedergefunden hatte. Er beschrieb ihr die schreckliche Schlacht gegen Radulfs Armee des Hasses. Als er seine Trauer an Anselms Totenbett schilderte, kamen auch Hannah die Tränen. Hier stockte Konrads Bericht. Er musste erst seine Fassung wiedergewinnen und schwieg einen Moment. Dann erwähnte er kurz und bescheiden, dass er durch den Erzbischof die Schwertleite empfangen hatte und nun ein Ritter war.
    »Es ist eine große Verpflichtung für mich, Anselms Schwert zu tragen«, sagte er ernst.
    Für einen Moment schaute Hannah ihn besorgt an. Hieß das am Ende, dass Konrad Gefallen an Schlachtenlärm und Kampfgetümmel gefunden hatte und womöglich gar auf Kreuzfahrt gehen wollte? Ihr Mut sank.
    Aber Konrad schien ihre Sorge erraten zu haben, denn lächelnd sagte er: »Keine Angst, Hannah, das Soldatenleben ist nichts für mich, und das blutige Schlachtgemetzel hat mich furchtbar entsetzt und angewidert. Wenn ich sage, dass ich mich Anselms Vermächtnis verpflichtet fühle, meine ich damit, dass ich mich seiner Güte und Großherzigkeit, seiner Toleranz und Tapferkeit verpflichtet fühle. Alle diese Eigenschaften will ich mir zum Vorbild nehmen. Doch ich träume immer noch denselben Traum wie zuvor. Hannah, dieser Moment, als du mir den Hafen von Köln gezeigt hast, war für mich der Schlüssel zu einem anderen Leben! Ich will gemeinsam mit dir als Kauffahrer ferne Länder bereisen, ich möchte, dass wir uns ein eigenes Handelshaus aufbauen und mit wunderbaren, exotischen Waren das Leben der Menschen bereichern und verschönern. Dabei soll es aber niemals nur ums Geschäft gehen, sondern stets auch um Liebe und Erkenntnis.«
    Hannah lächelte. »Lernen, wissen, verstehen?«
    »Ja. Lernen, wissen, verstehen – immer gemeinsam mit dir.«
    »Oh, Konrad! Das will ich auch!«
    »Und ich bin jetzt kein bettelarmer Novize mehr«, fuhr Konrad fort. »Ich habe von Anselm ein Rittergut vor den Toren Kölns geerbt. Das können wir zu unserem Stützpunkt machen und von dort aus unsere Reisen unternehmen. Ich habe mir überlegt, Matthäus, den Küchenmeister vom Kloster Neuwerth, zu bitten, unser Gutsverwalter zu werden. Es wird ein bisschen Überredungskunst erfordern, ihn aus Neuwerth wegzuholen, aber ich glaube, er ist noch nicht zu alt für eine neue Aufgabe. Er könnte auch die Seelsorge für die Bauern auf unserem Gut übernehmen. Er ist ein wirklich lieber Mensch. Du wirst ihn sicher ins Herz schließen. Im Kloster hat er sich liebevoll bemüht, mir den Vater zu ersetzen, und jetzt möchte ich ihm etwas davon wiedergutmachen. Er hat es verdient, seine alten Tage schöner zu verbringen als dort in Neuwerth! Du und ich, wir können beide von Rainald und meiner Schwester alles lernen, was wir wissen müssen, um uns auf Reisen unserer Haut zu erwehren – Nahkampf mit dem Dolch oder mit bloßen Händen, und natürlich Schwertkampf. Und was das Reiten angeht, gibt es keine bessere Lehrerin als Brigid. Sie und meine Großtante Widogard können uns außerdem beibringen, wie man Wunden verarztet und mit Kräutern aus der Natur Krankheiten heilt. Wenn wir uns dann noch von Rainald und den anderen Rittern hier auf der Burg zeigen lassen, wie man jagt, fischt und Fallen stellt, werden wir uns auch in der Wildnis immer ernähren können. Ich denke, in ein paar Monaten sind wir dann optimal vorbereitet für unsere erste große Reise – vielleicht nach Cordoba, Athen oder Konstantinopel.«
    »Konrad, ich liebe es, dir zuzuhören, wenn du Pläne machst, aber willst du mich nicht zuerst … ich meine, möchtest du mich nicht etwas fragen?«
    »Oh!« Rasch stand Konrad auf, fiel so formvollendet, wie es sich für einen edlen Ritter gehörte, vor Hannah auf die Knie und fragte: »Hannah, Tochter von Joseph, dem Sohn des Yehiel, willst du mich heiraten?«
    Hannah fiel ihm um den Hals. »Ja, Konrad von Berg, Sohn des Anselm, Ziehsohn des Ludowig und des Matthäus, das will ich!« Dann zögerte sie und fragte: »Aber, du bist ein christlicher Ritter und ich eine Jüdin. Es wird einen Riesenaufstand geben, wenn wir uns vermählen. Und wer soll überhaupt die Trauung durchführen?«
    »Nein, Hannah, es wird keinen Riesenaufstand geben, sondern ein Riesenfest!«
    Jetzt erzählte Konrad ihr, dass ihm der Bischof nach der Schwertleite einen Wunsch gewährt hatte. »Da habe ich mir gewünscht, als sein Ritter eine Jüdin, die ich von Herzen liebe, heiraten zu dürfen, und dass der Bischof uns trauen soll. Arnold

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