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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Düll
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werden beim Weiterflug zu anderen Rosen
transportiert. Dort wachsen die Pollen in die Eizelle hinein, wo
sich daraufhin eine Hagebutte entwickelt.“
    „ Die Hummeln
ersetzen bei der Rosenzüchtung die Bienchen?“
    „ Man kann auch
Bienen nehmen. Hummeln haben den Vorteil, selbst bei Kälte
aktiv zu sein. Weißt du auch, warum? Sie treiben Frühsport.
Ja, sie wärmen sich vorm Losfliegen auf. Bienen tun das nicht.“
    „ Die
eigentlichen Züchter sind also die Hummeln.“
    „ Wenn du so
willst. Manche – menschlichen – Züchter benutzen
statt Hummeln einen Pinsel, aber das ist eine Fusselarbeit.“
    „ Und was
geschieht mit den Hagebutten?“
    „ Sobald die
Hagebutten reif sind, pult der Züchter die Samen heraus,
säubert sie und lagert sie erst drei Tage bei Zimmertemperatur
in feuchtem Sand, anschließend vier bis zwölf Wochen lang
im Kühlschrank, bevor sie bei zehn Grad einen halben Zentimeter
tief in Anzuchterde ausgesät werden. Letztere kommt in flache,
eckige ‚Pikierschalen’ wie die große aus Metall,
die du da hinten siehst. Die Sämlinge, die aus der Anzuchterde
wachsen, brauchen mehr Licht und Wärme. Daher überführt
mein Vater sie nach einigen Wochen in eigene Töpfe. Das nennt
man pikieren.“
    „ Aha. Wird das
hier nicht bald zu eng?“
    „ Klar. Mein
Vater behält nur die Pflanzen, die ihn seinem Zuchtziel
näherbringen. Der Rest landet im Buschhacker.“
    „ Was für
eine Verschwendung! Kann man die aussortierten Rosen nicht
verkaufen?“
    „ Schwierig. Es
sind ja keine ‚fertigen’ Erzeugnisse.“
    „ Verstehe.“
    „ Jetzt hab’
ich aber auch mal eine Frage. Was soll das alles mit unserem ‚Fall’
zu tun haben?“
    „ Ich fürchte
nichts.“
    „ Hast du denn
noch irgendeine glorreiche Idee, die uns weiterbringen könnte?“
    „ Ich fürchte
nein.“
    „ Dann, fürchte
ich, muss
ich wieder an die Arbeit. Und du gehst bitte zurück in die
Schauanlagen. Oder soll Irmgard etwa alles alleine machen?“

22
    „ Auch das noch“,
murmelte Elfi, als die beiden das Büro erreicht hatten. Durchs
Fenster sahen sie, wie ein silberner Mercedes der M-Klasse auf einen
der Kundenparkplätze einbog. Die Fahrertür schwang auf und
ein winziger, drahtiger Mann entstieg dem Luxus-Geländewagen.
„Dr. Mühlbach – der hat mir gerade noch gefehlt.“
Mit hochrotem Kopf, der durch seine Glatze noch intensiver
leuchtete, eilte der Mittfünfziger auf das Büro zu und
riss die Tür auf.
    „ Guten Tag, Herr
Dr. Mühlbach“, sagte Elfi höflich. Tom nickte dem
Ankömmling zu.
    „ Wo ist dein
Vater“, stieß der Kunde ohne Begrüßung
hervor.
    „ Das weiß
ich leider nicht. Haben Sie es noch nicht gehört? Er ist seit
knapp einer Woche spurlos verschwunden.“
    „ Er hat mir fest
zugesagt, dass ihr den Herbstschnitt in unserem Garten an einem Tag
schaffen würdet“, redete Dr. Mühlbach unbeeindruckt
weiter. „Stattdessen hören eure Leute plötzlich auf
und hauen einfach ab.“
    „ Es tut mir sehr
leid, aber wir hatten gestern einen Todesfall im Betrieb.“
    Der kleine Mann hielt
kurz inne. „Das, das ist wirklich bedauerlich. Trotzdem:
Schwierigkeiten tauchen immer wieder auf. Sie zu meistern, zeichnet
eine gute Betriebsleitung aus. Wo käme ich denn hin, wenn in
meiner Praxis...“ Je länger Dr. Mühlbach
schwadronierte, desto weniger traute Tom seinen Ohren. Am liebsten
hätte er den aufgeblasenen Zwerg an die Luft gesetzt. Aber Elfi
war die Chefin und sie hatte sich mit einer Schicht eisiger
Freundlichkeit gepanzert.
    „ Und heute
kommen sie wieder und machen alles falsch“, beklagte Dr.
Mühlbach weiter. „Viel zu viel haben sie von meinen Apfelbäumen abgeschnitten. Zwischen den Ästen klaffen regelrechte Löcher
mit einem guten halben Meter Durchmesser...“
    „ Entschuldigen
Sie. Wenn Sie nächstes Jahr wieder viele große, süße
Äpfel haben möchten, dann muss das so gemacht werden.
Sonst kann kaum Licht einfallen, und ohne Licht kein Wachstum.“
    „ Nein, nein,
nein. Die Äpfel sind mir nicht so wichtig. Was ich brauche, ist
Sichtschutz. Muss doch nicht sein, dass die Nachbarn meiner Frau
beim Sonnenbaden zuschauen können.“
    „ Ach so. Wir
sind davon ausgegangen, dass es Ihnen – wie all die Jahre
zuvor auch – auf den Ertrag Ihrer Obstbäume ankommt. Wenn
Sie das den Männern gesagt hätten, hätten sie die
Bäume nur außen ein wenig in Form geschnitten. Das führt
dazu, dass sich ein paar Zentimeter weiter hinten neue Triebe bilden
und durch die

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