Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
forderten
ihren Tribut. Auch konnte er nicht bei der Sache bleiben. Immer
wieder musste er an seinen „Fall“ denken, ohne zu einem
vernünftigen Ergebnis zu kommen.
Der Rest des
Arbeitstages verlief ereignislos – abgesehen davon, dass Tom
einmal Herrn Burenthal erspähte. Der Bonsai-Liebhaber konnte
sich auf dem Gelände wirklich völlig frei bewegen und fiel
kaum auf. Er gehörte weder zur Familie noch zur Belegschaft,
und doch war er fast immer da. Machte allein das ihn nicht schon
verdächtig? Hatte er etwa mit dem alten Landgraf einen Konflikt
gehabt, von dem niemand wusste? Niemand – mit Ausnahme von
Lech vielleicht? „Unsinn, Thomas Sauer! Du selbst bis doch
Herrn Burenthals Alibi. Schon vergessen, dass er mit dir im Kalthaus
war, als Lech verunglückte?“
24
Als endlich Feierabend
war, konnte Tom nur noch an eine heiße Dusche und ein
gemütliches Bett denken. Er eilte nach Hause, speiste die vor
Neugier beinahe platzende Sabine beim Abendessen mit einer knappen
Zusammenfassung des Tages ab und zog sich dann erst ins Bad und
anschließend in sein Zimmer zurück. Doch es war wie
verhext. Als er das Licht gelöscht und die Bettecke über
sich gezogen hatte, konnte er auf einmal nicht mehr einschlafen.
Seine Gedanken
schweiften zu Elfi und ihrem kleinen Nervenzusammenbruch am Mittag.
Tom war überzeugt davon, dass sie ihm nichts vorgespielt hatte.
Ihre Fassade war vor seinen Augen eingestürzt. Würde sie
ihm nun eine gute Verbündete sein? Oder würde sie ihm
zürnen, dass er einen Blick in ihr sonst so sorgfältig
gehütetes Seelenleben hatte erhaschen können? Konnte er
ihr vertrauen? Und warum war ihm das alles überhaupt so
wichtig?
Tom hätte sich
nicht träumen lassen, dass Elfi sich zur gleichen Zeit
ebenfalls schlaflos in ihrem Bett wälzte und über ganz
ähnlichen Fragen grübelte. Sie glaubte Tom seine
Geschichte. So etwas hätte sich nicht einmal Baron Münchhausen
auf die Schnelle ausdenken können. Aber wie viel von ihrer
Privatsphäre sollte sie preisgeben? Wäre es nicht besser,
Tom wegzuschicken? Irgendwie wollte sie das nicht. Wie schön es
wäre, jemanden zu haben, der einem beistand! Was wohl aus ihrem
Vater geworden war? Furcht und Hoffnung hielten sich hier die Waage.
Es war bereits nach
Mitternacht, als Elfi endlich einschlummerte. Da hörte sie ein
Geräusch! Sofort war sie wieder hellwach und lauschte.
Einbrecher? Das war ihr schlimmster Albtraum: sie mutterseelenallein
in der abgelegenen Gärtnerei und einem gewalttätigen
Eindringling hilflos ausgeliefert. Allerdings war in der Baumschule
Landgraf noch nie eingebrochen worden und das Geräusch konnte
von allem möglichen her stammen, von Pahlewi zum Beispiel. Die
Katze trieb sich am liebsten nachts herum. Eine Weile lang wagte
Elfi nicht, sich zu rühren. Aber sie hörte nichts mehr.
Ihre Aufmerksamkeit erlahmte und nach zehn Minuten fielen ihr die
Augen zu.
25
Der Freitag begann
völlig normal. Noch immer herrschte herrliches
Spätsommerwetter. Marius kam wieder nicht zur Arbeit und da er
auch nicht ans Telefon ging, kündigte Elfi an, bei Gelegenheit
zu seiner Wohnung fahren und nach ihm sehen zu wollen. Nachdem sie
die Mitarbeiter eingeteilt hatte, nahm sie Tom beiseite.
„ Ich habe
gestern Abend noch ein wenig recherchiert. Die Drachensicheltanne
steht bei Familie Janosch in Schifferstadt. Ich kann dir die genaue
Adresse geben.“
„ Bist du
sicher?“
„ Ziemlich. Ich
habe sämtliche Kunden, in deren Gärten wir am vergangenen
Freitag sowie an den zehn Tagen davor Schnittarbeiten verrichtet
haben, überprüft. Nur bei den Janoschs steht eine
Drachensicheltanne auf dem Protokollbogen.“
„ Wann war der
Termin?“
„ Letzten
Freitag, 9 Uhr.“
„ Dauer?“
„ Bis gegen
Mittag.“
„ Und wer hat den
Auftrag ausgeführt?“
„ Marius und
Sven.“
„ Mit welchem
LKW?“
„ Das konnte ich
leider nicht nachvollziehen.“
„ Nachdem sie
zurück waren, haben sie den Grünschnitt da abgeladen oder
erstmal auf der Pritsche liegenlassen?“
„ Eigentlich
sollten sie ihn gleich abgeladen haben. Aber wir können sie ja
fragen, um sicherzugehen.“
Tom überlegte.
„Hm, besser nicht. Wir wollen nicht zu viel Staub aufwirbeln.
Ich glaube ohnehin nicht, dass uns die Antwort wesentlich
weiterbringen würde...“ Tom hielt inne, weil sich ein
Mann auf sie zubewegte. Er war lang, schmal und hager und fiel zudem
durch seine komplett schwarze Kleidung sowie einen seltsam
schwebenden Gang auf.
„ Guten
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