Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
nächsten
Morgen zusammenzutrommeln. Tom und Irmgard hatte sie bereits
rekrutiert. Als nächstes versuchte sie es telefonisch bei
Heidi. Die Teilzeitkraft ging erst nach dem achten Läuten ans
Telefon und war noch immer ein Nervenbündel. „Ach Elfi,
es tut mir ja so leid, aber ich hab’ es einfach nicht mehr
ausgehalten. Was zu viel ist, ist zu viel! Erst das Verschwinden
deines Vaters, dann Lechs tragischer Unfall und jetzt auch noch ein
Einbruch. Wer weiß, was als nächstes geschieht…“
Elfi beschloss in
diesem Augenblick, Heidi noch nichts von Marius’ Tod zu
erzählen, um die verstörte Frau nicht noch mehr zu
erschrecken. Offenbar war es keine gute Idee, sie zu dem Treffen zu
bitten. Heidi nahm ihr die Entscheidung denn auch gleich ab. „Ich
fürchte, in absehbarer Zeit nicht mehr zu euch kommen zu
können. Ich habe so ein ungutes Gefühl dabei. Man sollte
der Lage Zeit geben, sich zu beruhigen. Hast du schon einmal darüber
nachgedacht, Elfi, den Betrieb vorübergehend zu schließen?
Dein Vater wäre der letzte, der dafür kein Verständnis
hätte. Sicherlich würde er es sogar wünschen.
Außerdem solltest du nicht in der Baumschule wohnen bleiben.
Mir sträuben sich schon bei dem Gedanken, nachts
mutterseelenallein auf dem abgelegenen Gelände zu sein, die
Haare. Schließ den Laden ab und übernachte woanders! Wenn
du willst, richte ich mein Gästezimmer für dich her…“
„ Das ist
wirklich sehr nett“, unterbrach Elfi den Redefluss, „und
ich werde darüber nachdenken. Vorerst allerdings habe ich noch
zu viel zu tun.“
Heidi seufzte. „Tu,
was du nicht lassen kannst. Aber vergiss nicht: Mein Angebot steht.“
Als nächstes nahm
Elfi sich die Fabrycys vor, die gerade von einem Außentermin
zurückgekehrt waren. Die Zwillinge reagierten bestürzt auf
die Nachricht von Marius’ Tod und gaben sich sowohl im
Hinblick auf die Marihuana-Plantage als auch auf den Einbruch
ahnungslos. Selbstverständlich würden sie am Samstagmorgen
zur Arbeitsbesprechung kommen. Elfi bedankte sich, obwohl sie vom
Verlauf des Gesprächs enttäuscht war. Dabei hätte sie
gar nicht sagen können, was sie eigentlich erwartet hatte.
Die beiden anderen
Trupps – Stan und Sven sowie Luis und Plotzeck – waren
noch nicht da und so lenkte die Chefin ihre Schritte zum Kalthaus in
der Hoffnung, dort Herrn Burenthal anzutreffen. Da er praktisch zur
Gärtnerei gehörte, wollte sie auch ihn für den
nächsten Morgen einladen. Tatsächlich war der
Bonsai-Liebhaber vor Ort.
„ Hallo, Herr
Burenthal.“
„ Ah, das
Fräulein Landgraf. Schön, dass Sie mal vorbeischauen.
Sehen Sie sich das an…“
Elfi war nicht nach
Small Talk zumute. „Es ist etwas Schreckliches passiert, Herr
Burenthal. Marius ist tot.“
„ Marius?“
„ Ja.“ Elfi
berichtete kurz, was vorgefallen war.
„ Das ist ja
wirklich furchtbar“, sagte Herr Burenthal ohne echte
Anteilnahme.
„ Ich habe mir
überlegt, Herr Burenthal, dass es sinnvoll sein könnte,
wenn alle, die sich regelmäßig hier aufhalten, sich mal
zusammensetzten, um über die Ereignisse der letzten Woche zu
reden. Es ist ja nicht nur Marius’ Tod, der uns beunruhigt,
sondern auch der von Lech und das Verschwinden meines Vaters. Tom
Sauer vermutet, dass da ein Zusammenhang besteht. Falls er recht
hat, finden wir es vielleicht gemeinsam heraus.“
„ Tom Sauer –
ist das nicht der junge Mann, der erst seit kurzem hier arbeitet“,
fragte Herr Burenthal skeptisch. „Scheint ja eine lebhafte
Phantasie zu haben.“
„ Auch ich kann
mir kaum vorstellen, dass all diese Unglücke zufällig in
so kurzen Abständen geschehen sein sollen. Wären Sie
bereit, uns zu helfen? Wir wollen uns morgen um acht im
Mitarbeiterraum treffen.“
„ Ich wüsste
nicht, wie ich Ihnen da helfen könnte. Wenn ich etwas
Verdächtiges bemerkt hätte, würde ich es Ihnen doch
gesagt haben oder gleich der Polizei. Nein, ich denke nicht, dass
das etwas bringt.“
„ Es würde
Sie ja nur ein bisschen Zeit kosten…“
„ Liebes Fräulein
Landgraf“ – Herr Burenthal lächelte jetzt wie ein
gutmütiger Onkel, der ein ungehaltenes Kind besänftigen
möchte – „glauben Sie mir: Es gibt absolut keinen
Grund zur Beunruhigung. Ihr Herr Vater wird sich bestimmt bald
wieder einfinden. Und die Unfälle von Lech und Marius –
tragisch, gewiss, aber solche Dinge passieren nun einmal. Wir
sollten die Aufregung nicht unnötig schüren. Vielleicht
wäre es das Beste, den Betrieb für ein paar Tage
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