Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
nicht einfach: Wenn du willst, dass dein Vater lebt, dann
löse sein Geheimnis? Das macht
schon deshalb keinen Sinn, weil der Schreiber meinen Vater ja
angeblich in der Gewalt hat und ihn direkt fragen könnte.“
„‚ Citizen’
ist das englische Wort für ‚Bürger’. ‚Bürger
Landgraf’ also. Es könnte allerdings auch mit ‚Bürgerin’
übersetzt werden. Um dich dürfte es jedoch kaum gehen.
Schließlich ist der Brief an dich adressiert und hinter dein
eigenes Geheimnis zu kommen, wäre ja witzlos. Womöglich
dreht es sich um deine Mutter oder deinen Großvater.“
„ Aber ich habe
überhaupt keinen Schimmer von irgendeinem Geheimnis, weder
meines Vaters noch Großvaters noch meiner Mutter oder sonst
wem.“
„ Mir kommt
dieses ‚Citizen Landgraf’ irgendwie bekannt vor. Ich
kann es nur nicht einordnen.“
„ Ich hab’
jetzt jedenfalls keinen Nerv mehr, mich mit so einem Schwachsinn
herumzuschlagen“, sagte Elfi gereizt.
„ Okay, okay!
Dennoch sollten wir Hartmann anrufen. Die Polizei kann feststellen,
ob sich Fingerabdrücke oder DNA-Spuren auf dem Brief befinden.“
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Der Hauptkommissar
zeigte am Telefon lediglich mäßiges Interesse an dem
Schreiben. „Ich schicke eine Streife vorbei, um ihn
abzuholen.“ Er werde den Brief untersuchen lassen. Seiner
Stimme war allerdings anzumerken, dass er sich nicht viel davon
versprach.
Es dauerte keine
Viertelstunde, bis zwei Uniformierte in der Baumschule eintrafen.
Wortlos übergab Tom ihnen den Brief und machte sich danach
selbst auf die Heimfahrt. Er verspürte eine bleierne Müdigkeit.
In diesem Zustand hätte er sich gar nicht ans Steuer setzten
dürfen. Er schüttelte sich und drehte das Radio lauter.
Als er ankam, war
niemand zuhause. Zuerst ging Tom in die Küche, machte sich ein
paar Brote und schlang sie hinunter – das Mittagessen war über
all den Aufregungen ausgefallen. Danach begab er sich in sein Zimmer
und begann mit dem Packen. Unten öffnete jemand die Haustür
und schlug sie wieder zu. Tom ließ sich nicht ablenken.
Nach zehn Minuten war
er fertig und wollte das Haus verlassen. Aus dem Wohnzimmer drangen
Geräusche. Tom öffnete die Tür, um sich kurz zu
verabschieden. Sein Blick fiel auf Gerd, der es sich mit einem Bier
sowie einer Portion Saumagen mit Sauerkraut und Brot vor dem
Fernseher gemütlich gemacht hatte. Diese Pfälzer
Spezialität war sein Leibgericht.
„ Hallo! Wo sind
denn die Damen des Hauses?“
„ Ins Kino
gegangen“, schmatzte Gerd, „irgend so ein Weiberfilm mit
Til Schweiger, nichts für mich. Da bin ich lieber in die
Videothek gefahren und hab’ mir eine DVD geholt. Möchtest
du mitgucken? In der Küche ist auch noch Saumagen…“
„ Schon gut,
danke. Ich habe eine Kleinigkeit gegessen und wollte eigentlich nur
kurz Tschüss sagen, weil ich heute Nacht bei, äh, bei
einem Freund schlafe.“
„ Ach, schade!
Der Film könnte auch was für dich sein.“
„ Was ist es
denn?“
„ ,Waterloo’
– Napoleons letzte Schlacht.“
Tom musste schmunzeln.
Sein Vater liebte diese alten Historienschinken. Gerade lief die
Szene, in welcher der aufgedunsene König Ludwig XVIII. die
Nachricht erhält, dass der bereits ins Exil nach Elba
geschickte Napoleon nach Frankreich zurückgekehrt sei, um ihn
vom Thron zu stoßen.
„ Ein toller
Schauspieler, dieser Orson Welles.“
„ Was, dieser
fette Kerl ist Orson Welles“, wunderte sich Tom.
„ Ja. Er war
nicht mehr der Jüngste, als der Film gedreht wurde.“
„ Dann hat er
aber schwer abgebaut. Ich hab’ mal einen Schwarz-Weiß-Film
mit ihm gesehen, in dem er einen dynamischen jungen Mann spielte.
Das war – „ Tom schlug sich mit der flachen Hand gegen
die Stirn. „Ich Esel!“
„ Was ist denn?“
„ Sorry, Gerd,
ich muss dringend telefonieren.“
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„ Baumschule
Landgraf, guten Tag.“
„ Elfi, ich
hab’s!“
„ Was?“
„ Na, die Lösung,
,Citizen Landgrafs Geheimnis’! Der Ausdruck kam mir gleich so
bekannt vor, aber ich wäre kaum darauf gekommen, wenn nicht
zufällig mein Vater gerade einen Film mit Orson Welles sähe.“
„ Wer zum Kuckuck
ist Orson Welles?“
„ Ein
amerikanischer Schauspieler, Regisseur und Produzent, ziemlich
berühmt eigentlich. Na ja, er ist schon lange tot. Muss eine
schillernde Persönlichkeit gewesen sein. In den 1930er Jahren
hat er fürs Radio gearbeitet. Einmal führte er ein
Hörspiel auf, in dem es um eine Invasion vom Mars auf der Erde
ging. Stell dir vor: Es war als
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