Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Mitarbeiterraum ab. „Morgen!
Bin ich froh, dass du wohlauf bist. Gut geschlafen?“
„ Hallo. So gut
wie gar nicht. Und du?“
„ Geht so. Meine
Schwester hat mich gestern Abend überzeugt, nach der
Versammlung zur Polizei zu gehen. Du hast doch nichts dagegen,
oder?“
„ Nein, ich hatte
selbst schon daran gedacht. Wir könnten gemeinsam hingehen.“
„ Okay. Und was
jetzt?“
„ Ich werde ein
paar einleitende Worte sagen, und dann schau’n mer mal.“
„ Gegebenenfalls
werde ich meine Karten bereits gegenüber den Mitarbeitern
aufdecken.“
„ Ja, das könnte
uns weiterbringen. Aber wart’ erst mal ab, wie die Dinge sich
entwickeln.“
Als Tom und Elfi den
Mitarbeiterraum erreichten, waren dort bereits alle versammelt,
deren Kommen sie erwartet hatten. Die Fabrycys saßen in einer
Ecke und tuschelten miteinander wie Lausbuben auf der hintersten
Schulbank. Ein Stück entfernt von ihnen nahm gerade Stan an
einem Tisch Platz, auf den er Thermoskanne und Tasse stellte. Luis
und Plotzeck hatten eine kleine Bank in Beschlag genommen. Während
ersterer irgendwie nervös wirkte, machte der Neue ein grimmiges
Gesicht und hatte seine mächtigen Arme vor der Brust
verschränkt. Irmgard wippte heftig mit ihren Füßen.
„ Guten Morgen.
Schön, dass ihr gekommen seid“, eröffnete Elfi ihre
Rede. „Heute machen wir kein ‚business as usual’,
ja ich frage mich, ob wir überhaupt weiterarbeiten oder den
Betrieb bis auf weiteres ruhen lassen sollten. In letzter Zeit haben
sich die Ereignisse überschlagen. Gestern vor einer Woche
verschwand mein Vater. Wir wissen weder warum noch wohin. Am
Mittwoch starb Lech, vermutlich durch einen Unfall. Und gestern
wurde Marius überfahren. Von wem, ist ungeklärt. Solche
Unglücke geschehen, sie lassen sich erklären und
verwinden. Aber dass binnen einer Woche an einem Ort drei Ereignisse dieser Art
passieren, ist so unwahrscheinlich, dass ich nicht mehr an einen
Zufall glauben möchte. Es muss da einen Zusammenhang geben.
Möglicherweise sind wir alle in Gefahr! Ich hoffe, dass wir
gemeinsam Licht in die Angelegenheit bringen können. Wenn ihr
etwas darüber wisst oder wenigstens ahnt, dann sagt es bitte.
Anschließend wollen wir entscheiden, wie wir weitermachen und
ob wir nochmal mit der Polizei reden.“
Während Elfi
sprach, beobachtete Tom die Reaktionen der Zuhörer. Die
Fabrycys wirkten noch immer albern, so als ginge sie das gar nichts
an. Plotzecks Gesicht war zu einer Maske erstarrt, Luis und Irmgard
blickten sorgenvoll drein. Am auffälligsten verhielt sich Stan.
Er nippte mehrmals an seiner Tasse, die wohl Kaffee oder Tee
enthielt. Plötzlich verzog er das Gesicht. Sein Blick wurde
starr, Schweiß trat ihm auf die Stirn und er fasste sich an
den Bauch.
„ Stan?“
Alle Köpfe drehten sich zu dem Polen hin.
„ Ist dir
schlecht“, fragte Plotzeck besorgt.
Stan gab einen
grunzenden Laut von sich und schnappte nach Luft. Er schien sich
übergeben zu müssen.
„ Um Himmels
Willen, tut doch was“, schrie Irmgard.
„ Ich rufe einen
Krankenwagen“, sagte Tom und zückte sein Handy, während
Stan sich unter Krämpfen wand und zusammenklappte.
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„ Wenn du deine
Beobachtung nach alldem noch immer nicht meldest und es geschieht
wieder etwas, machst du dich mitschuldig, zumindest moralisch.“
Die Worte seiner Schwester gingen Tom wie in einer Endlosschleife
durch den Kopf. Stan war auf die Intensivstation einer Klinik
eingeliefert worden, sein Leben hing an einem seidenen Faden. Hätte
Tom das verhindern können, wäre er gestern Nacht noch zur
Polizei gegangen? Auf diese Frage gab es keine Antwort und doch
stellte er sie sich immer wieder.
Der Vorarbeiter hatte
offensichtlich Gift geschluckt und die Polizei rückte mit einem
Aufgebot an, welches ihren Einsatz nach dem Tode Lechs noch bei
weitem in den Schatten stellte. Die Baumschule wurde abgesperrt.
Niemand außer Polizisten durfte hinein und keiner der
Anwesenden durfte sie verlassen, ohne vernommen worden zu sein.
Uniformierte bewachten die Zugänge und Spurensicherungsexperten
untersuchten den Tatort, während in zivil gekleidete
Kriminalbeamte hin und her eilten. Die Ermittlungen leitete ein
gewisser Hauptkommissar Thorsten Hartmann, ein sportlicher junger
Mann von etwas gedrungener Statur mit kurzen schwarzen Haaren und
ebenso dunklen Augen, die den lauernden Ausdruck eines Raubtiers
hatten.
Elfi und ihre Leute
standen zusammen auf dem Mitarbeiterparkplatz. Während die
Chefin und Irmgard
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