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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ist eine
Krankheit, kein Verbrechen«, sagte ich.
    Er fuhr wütend herum. »Bei mir
ist das ein Verbrechen, Freundchen. Es ist meine Aufgabe, solche Typen
einzusperren. Schutz für die Öffentlichkeit und Schutz für sie selbst — so
haben sie keinen Zugang zu dem Zeug. Das ist die einzige Methode. Wenn man
weich und verständnisvoll ist, ermuntert man nur noch mehr junge Leute, so zu
werden wie sie .«
    »Na gut, ein paar von ihnen
schüchtern Sie ein, aber was ist mit den anderen, die sich nicht einschüchtern
lassen ?«
    Er grinste. »Die muß man
loswerden. Sehen Sie, diese ganze Drogengeschichte — die Hälfte aller jungen
Leute schluckt Pillen und raucht Marihuana — ist wie ein Krebsgeschwür, das
unser Land von innen her auffrißt .«
    Ich sah ihm in die Augen,
hellgraue, fanatische Augen, wie beschlagene Fenster. »Nebenbei, wann lassen
Sie meine Mandantin frei? Es liegt nichts gegen sie vor, sie hat Geld, und ich
kann sie sowieso in zwei Stunden frei haben .«
    »Sie haben mir nicht zugehört,
Mr. Roberts. Ich werde diese jungen Leute einsperren und zwar so lange, bis sie
eines Tages für den Rest ihres Lebens sitzen oder das Land verlassen. Wenn ich
sie diesmal nur zwei Stunden lang festhalten kann — na gut. Aber Sie sorgen
besser dafür, daß sie von diesen Hippies und vom Rauschgift wegbleibt, sonst
sitzt sie bei nächster Gelegenheit wieder .«
    »Gut, machen wir auf Ihre Weise
weiter, aber ich würde es nicht zu weit treiben. Selbst ganz harte Polizisten
sind schon zurückgepfiffen worden .«
    »Von wem denn ?« spottete er. »Von liberalen Anwälten mit Hirngespinsten? Daß ich nicht lache.
Dieses Land glaubt an Recht und Ordnung — und am Ende wird jeder nach den
Polizisten rufen, um Amerika zu retten .«
    Na schön. In diesem Film
stellte die Polizei die Helden. Ich gab auf. Mir war klar, daß ich seine
Meinung nicht ändern konnte. »Kann ich wenigstens mit meiner Mandantin allein
bis zur Wache fahren ?« fragte ich. »Ich muß mit ihr
reden, und dieses Recht müssen Sie mir zugestehen .«
    Einen Gefallen tat er mir gar
nicht gern, aber er sagte: »Ja, meinetwegen. Aber bleiben Sie vor uns. Ich will
Sie sehen, wenn wir ankommen .«
    Als wir an der Landstraße
angekommen waren, zwängten sich Polizisten und Hippies in drei Streifenwagen,
und ich stieg mit der zögernden Erbin in meinen Austin Healey. Ich griff nach
meiner Jacke, die auf dem Beifahrersitz lag. »Hier, zieh das an .«
    »Bist du verrückt geworden ?« Sie ließ die Jacke von ihren Schultern fallen, und selbst
diese abrupte Bewegung ließ ihre kleinen festen Brüste nur kaum spürbar
zittern. »Es ist heller Tag, und ich schwitze .«
    »Na gut«, meinte ich, »aber du
ziehst das besser an, wenn wir in die Stadt kommen, sonst klagen sie dich noch
wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses an .«
    Sie hob die Augenbrauen, als
wunderte sie sich, wie man so spießig sein konnte, drehte dann den Kopf weg und
schaute den grasbewachsenen Hügel hinab zum Meer.
    Ich ließ mein geliebtes
Statussymbol an, lauschte einen Moment lang dem satten Brummen, legte mit zwei
Fingern den Gang ein und ließ die ungeduldigen Pferde laufen. Im Nu waren wir
weit vor den Streifenwagen, die uns den ganzen Weg lang nicht einholten.
    »Sandra, wir müssen noch einmal
über diese Erbschaft sprechen«, sagte ich, als wir hoch über den Klippen die
Küstenstraße entlangzischten. »Du kannst nicht einfach sagen, daß du sie nicht
willst. Sie ist doch da. Du hast sie schon. Du kannst sie verschenken, aber
nicht ablehnen .«
    »Dann verschenke ich sie halt .«
    »An wen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Ist
doch ganz egal .« Sie wandte den Blick von der Straße
zu meinen Händen, die bei 130 das Steuer fest umfaßt hielten. Dicht hinter uns jaulten Sirenen. »Und ich heiße Calvin. Dieser Name
ist mir von der Familie gegeben worden. Bitte nenn’ mich nicht Sandra.«
    »Okay — es ist nur schwer, ein
hübsches junges Mädchen Calvin zu nennen. Was hat es eigentlich mit diesen
verrückten Namen auf sich? Warum Calvin, um Gottes willen?«
    »Du sprichst unüberlegt, aber
du hast den Kern getroffen«, sagte sie rätselhaft.
    »Das entgeht mir total«, sagte
ich. »Wieso Calvin?«
    »Um Gottes willen, wie du
sagtest. Ich war immer sehr religiös .« Ihre blauen
Augen waren so leidenschaftslos und traurig, daß ich begann, mich unbehaglich
zu fühlen. Wie konnte man so verrückt sein und es nicht merken?
    »Meinst du so, wie es Calvin
Coolidge war ?«
    Fast hätte sie

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