Der Moloch: Roman (German Edition)
seines Gegners.
Das Schwert fiel aus der gelähmten Hand, aber Marcellus’ Linke fing es mit unfassbarer Geschwindigkeit auf, noch bevor es den Boden erreichte.
Ohne auch nur einen Herzschlag lang auszusetzen, griff er sofort wieder an.
Fell parierte, dann drehte er sich weg, um Abstand und sein Gleichgewicht zu finden. Marcellus folgte ihm. Seine Klinge zielte auf Fells Kehle. Fell blockierte den Hieb, und dann noch einen weiteren Stoß. Aus dem Gleichgewicht gebracht ging er auf ein Knie. Dann ließ er sich nach rechts fallen, rollte ab und kam genau in dem Moment wieder auf die Beine, als Marcellus sein Schwert mit mörderischer Kraft im Bogen abwärtsschwang. Beidhändig riss Fell sein Schwert abrupt hoch und durchtrennte die Finger von Marcellus’ linker Hand. Marcellus schrie auf, ließ das Schwert fallen und sank auf die Knie.
Fell trat zurück. Er atmete schwer, und Schweiß tropfte ihm von Gesicht und Armen.
Marcellus tastete mit der versehrten Hand nach dem Schwert, aber er konnte es nicht greifen. Er hob den Blick und sah Fell mit seinen pechschwarzen Augen an. Fell entdeckte kein Bedauern, keine Reue. Er holte aus und stieß Marcellus sein Schwert mit aller Kraft in die Brust. Es drang tief ein und blieb zitternd stecken. Marcellus ächzte vor Schmerz, aber er fiel nicht. Fell trat noch einen Schritt näher und hob das andere Schwert vom Boden auf.
Marcellus mühte sich zu sprechen. Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte wie ein gequälter Stier. Es war, als stiege der Schrei direkt aus seinem Herzen durch den Brustkorb auf. Er atmete tief und gurgelnd. Sein Gesicht lief violett an, aber plötzlich wich alle Farbe aus ihm, so wie Wasser in einem Ausguss verschwindet. Er wurde ruhig. Fell fragte sich, ob er wohl tot war. Er trat näher und beugte den Kopf herunter. Aus Marcellus’ Mund drang ein Laut, und Fell bemühte sich zu verstehen, was er sagte.
» Götter sind nur schwer zu töten«, flüsterte er.
Fell nickte. Er richtete sich auf, schwang das Schwert und schlug ihm den Kopf ab.
» So schwer nun auch wieder nicht«, stellte er fest.
Riis lebte noch, tief in den Eingeweiden des Palastes unter dem Dach, auf dem Fell stand, an einem Ort jenseits von Folter und Schrecken.
Er hätte ertrinken müssen. Er lag zwar unter Wasser, aber irgendwie war er mit dem Kopf auf einem zerbröckelnden Stein gelandet. Er stöhnte, als er merkte, dass er noch am Leben war. Sein Körper rang mit dem Tod, und sein Verstand befand sich am Rand des Wahnsinns.
Sehen konnte er nichts, aber er hörte eine Bewegung ganz in seiner Nähe und zuckte. Durch das Plätschern des Wassers hörte er einen leisen, zischenden Laut. Riis versuchte sich zu bewegen und auszuweichen, aber er war zu schwer verletzt. So lag er angsterfüllt und hilflos da und wartete auf den Gulon.
Eine federleichte Berührung an seinem nackten Knie ließ ihn panisch zurückzucken. Er wollte sein Bein wegziehen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Im schwachen Licht der Höhle erkannte er ganz in seiner Nähe das Wesen, das versuchte, an seinem hilflosen Körper emporzukriechen. Sein Atem zischte, und er spürte das fettige Fell über seine Haut gleiten. Er schaffte es, eine Hand zu bewegen, und versuchte, das Tier zu verscheuchen. Er spürte, wie Zähne seinen Arm streiften, und dann einen scharfen Schmerz, als es ihn biss. Das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz in seinem restlichen Körper, aber der Biss half ihm, seine Gedanken zu ordnen, und verlieh ihm neue Entschlossenheit. Mit seiner gesunden Hand griff er nach der Schnauze des Tiers, aber es biss ihn wieder in den Arm und zog sich dann aus seiner Reichweite zurück. Er trat danach, verfehlte es aber und verlor fast das Bewusstsein, als glühender Schmerz durch seinen Körper zuckte. Mit unendlicher Mühe gelang es ihm, sich ein Stück an der Mauer hochzuziehen. Sein Körper protestierte vor Schmerz, und ihm drohten die Sinne zu schwinden. Er versuchte, tiefer zu atmen, um Kraft zu sammeln.
Die Zeit verging, er dämmerte kurz weg, wachte panisch vor Schrecken wieder auf und nickte dann wieder ein. Der Schmerz hielt ihn umfangen wie einen Freund. Er wusste, dass er im Sterben lag, und er spürte den nahenden Frieden.
Fell bückte sich und hob den abgetrennten Kopf hoch, dann schleuderte er ihn mit aller Kraft über das Schanzwerk. Er mochte abergläubisch sein, aber er wollte sichergehen, dass Marcellus Vincerus wirklich tot war. Dann schaute er nach dem
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