Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
Saboteure niederschlagen und ihr Fahrzeug wegfahren.«
    »Na, da hätte ich nichts dagegen.«
    »Guter Gott, was geschieht denn jetzt?«
    Was jetzt geschah und sie hinderte, im Augenblick etwas zu unternehmen, war, daß die Leitkuh zu dem Schluß gekommen sein mußte, daß das Gras auf der anderen Seite grüner sei. Mit rollenden Augen schickte sie sich beharrlich an, über die Kühlerhaube des Kombiwagens hinüberzusteigen, deren durchgerostetes Metall unter der Last einknickte. Auf irgendeine Weise gelang ihr ihr Vorhaben. Die Jagdgegner machten ihr eilig Platz. Dasselbe taten die beiden Jäger und Miß Mimms, die alle diese Vorgänge mit pessimistischem Schweigen verfolgt hatten. Nur der Braune, der dem Mann im Kaftan gehörte, blieb ungerührt, noch immer unter dem Ast des Majors stehend und im Begriff einzuschlafen.
    Alan Tully bekam neuerlich einen Wutanfall.
    »Könnt ihr sie denn nicht aufhalten, ihr nutzlosen Figuren?« kreischte er. »Enoch, lauf ihr nach, los!«
    »‘s ist mein Bein«, sagte Enoch, ohne den Versuch zu unternehmen, aufzustehen. Offenbar in einem Versuch, seine Existenz zu rechtfertigen, griff er nach seinem umgestürzten Fahrrad und begann, den Lenker geradezubiegen. Die Leitkuh war inzwischen in schnellem Schritt zu dem Gatter an der Straßenbiegung unterwegs, erreichte es und unternahm nun alles, um es mit dem Kopf auszuhebeln. Die anderen Kühe, soweit Alan sie wieder zusammenzutreiben vermocht hatte, standen hinter dem Kombiwagen^ und beobachteten sie bewundernd.
    »Aufhalten! Lauft ihr nach!« brüllte Alan verzweifelt. Aber niemand antwortete ihm, niemand regte sich. Jäger und Jagdgegner schienen vielmehr das Gefühl zu haben, es sei an der Zeit für sie, die Feindseligkeiten wieder zu eröffnen, und sie redeten mit Ausnahme des bärtigen Mannes alle gleichzeitig, als eine bedrohliche Welle verschiedener Verbrennungsmotor-Geräusche ihre Ohren aus Richtung Glazebridge erreichte. Fen und der Major hörten den Lärm auch, und Fen drehte sich auf seinem Ast herum und sah eine große Anzahl von Maschinen hintereinander auf die Kuppe vor der Biegung zurasen.
    Die Motorrad-Rallye war eingetroffen.
    Es gab Hondas und Suzukis und Yamahas und sogar ein paar Norton Commandos, im Kubikinhalt zwischen 400 und 750 ccm. Sie wurden gelenkt von Jugendlichen und jungen Männern, die, nichts von dem ahnend, was sie erwartete, alle rasend schnell fuhren – so schnell, daß ihre behelmten Anführer, als sie um die Biegung kamen und der Mann im Kaftan (der inzwischen sichtlich die Beherrschung zu verlieren begann) vorsprang, um sie aufzuhalten, gerade noch vor Miß Mimms’ Pferd anhalten konnten. Mit Ausnahme der Kuh am Gatter, die unbeirrt ihre Bemühungen fortsetzte, geriet die Herde in Panik, und der unglückselige Alan Tully war wieder soweit wie vorher. Enoch blieb quengelnd und stöhnend auf der Böschung sitzen, rief nach ärztlicher Hilfe und rang in Abständen mit seinem Fahrrad. Die Jagdgegner reihten sich zur Verteidigung an der Seite ihres Fahrzeugs auf. Der Braune war offenbar ganz eingeschlafen. Der bärtige Jäger spuckte auf die Straße. Der Mann im Kaftan hob den Saum seines Gewandes und wischte sich damit den Schweiß vom Gesicht.
    Miß Mimms brach wieder in Tränen aus. Fen und der Major blieben sicherheitshalber im Apfelbaum, inzwischen durch die Szene so eigensüchtig gefesselt, daß sie psychologisch gänzlich unfähig waren, ihren Tribünenplatz zu verlassen und herunterzuklettern, um Hilfe anzubieten.
    Immer mehr Motorradfahrer brausten um die Biegung und bremsten abrupt, bis die ganze Straße überfüllt war. Manche blieben auf ihren Maschinen sitzen, deren Motoren leer liefen; andere stellten den Motor ab; wieder andere stiegen ab. Alle wirkten grimmig und verärgert. Zum Gestank von Anis und Pferden und Kühen kam nun noch der Gestank von Auspuffgasen. Weiter hinten an der Straße nach Glazebridge, von dem Tumult weit entfernt, war einer der letzten Motorradfahrer abgestiegen und drückte sich und seine Maschine tief in die Hecke, obwohl sich ihm aus beiden Richtungen nichts näherte. Fen hielt diese ferne, entsetzte Gestalt für Scorer.
    Der erste Motorradfahrer, welcher der Wortführer für die übrigen zu sein schien, lehnte seine Honda an die Böschung und ging nach einer kurzen Einschätzung der Lage drohend auf Mr. Dodd zu. Er war ein muskulöser, aber vom Wuchs her ziemlich verkümmerter Jugendlicher, kaum größer als der Apotheker, jedoch viel entschlossener. Er

Weitere Kostenlose Bücher