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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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wies mit dem Kopf auf den Kombiwagen und sagte: »Gehört das Ding dir, Pa?«
    »Ja«, sagte Mr. Dodd. »Nein. Das heißt, in gewisser Beziehung.«
    »Fahr weg damit.«
    »Ich kann nicht fahren«, sagte Mr. Dodd. »Sie müssen einen der beiden anderen bitten.«
    »Bitt du sie Pa. Mit dir rede ich, nicht mit ihnen. Du hast hier das Sagen, oder?«
    »Nun, in gewisser Beziehung. Bis zu einem bestimmten Punkt, heißt das. Tatsächlich sind wir ein demokratisch gewähltes – «
    »Spar dir das alles, Pa, und mach dich ran. Ich weiß, was ihr seid«, sagte der Motorradfahrer. »Ihr seid Jagdsaboteure, das seid ihr.«
    »Und stolz darauf«, erklärte Mr. Dodd und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
    »Homos, Lesben, warme Brüder. Wichtigtuer. Spielverderber.«
    »Umweltverschmutzer«, sagte die Jagdsaboteuse. »Lumpenproletariat. Warum erhebt ihr euch nicht gegen die Ausbeuter und seid Männer statt Sklaven?«
    »Überlassen Sie das freundlicherweise mir, Miß Davenant«, sagte Mr. Dodd, der rasch die Beherrschung verlor.
    »Ich hab’ gesagt, fahr weg damit, Pa.«
    »Und hören Sie auf, mich >Pa< zu nennen.«
    »Ich nenn’ dich, wie es mir paßt, du verrückter alter Spinner.« Der Motorradfahrer drehte die Augen zum Himmel, als flehe er ihn an, ihn vor diesem ausgedienten Esel zu retten. »Mindestens neunzig auf dem Buckel, und kann noch nicht mal ein Auto lenken. Leg dich nicht mit mir an, Pa, sonst schlag’ ich dir dein Gebiß in den Hals. Wenn ich dir sage, du sollst das Wrack da wegwerfen, dann redest du nicht dagegen, verstanden, du tust es.«
    Für Mr. Dodd war das der letzte Tropfen.
    »O nein, tue ich nicht«, sagte er, auf den Motorradfahrer zustrebend. »Wagen Sie ja nicht, mir zu sagen, was ich zu tun habe.« Er ballte die Faust und schlug damit wild in Richtung des Motorradfahrergesichts, war aber noch zu weit entfernt, um es zu treffen. Er trat ein paar Schritte näher und versuchte es noch einmal; diesmal wäre der Motorradfahrer, wenn der Schlag je ausgeführt worden wäre, ein wenig ins Schwanken geraten. Er wurde aber nicht ausgeführt; er zeigte gerade erst Ansätze, als Mr. Dodd, noch immer in Bewegung, über eine Schildkröte stolperte und dem Motorradfahrer in die Arme fiel und ihn umarmte, um sich festzuhalten. Dem Gesicht des Motorradfahrers war, als er sich dieser Attacke gegenübersah, anzumerken, daß seine Angriffslust rein auf Worte beschränkt gewesen war, daß er körperliche Auseinandersetzungen mied und fürchtete, sogar ein so hinfälliges Wrack wie Mr. Dodd besitze, einmal aufgebracht, die Fähigkeit, ihm eine Verletzung zuzufügen und ihm große, unerträgliche Schmerzen zu bereiten. Demzufolge begnügte er sich damit, seine Arme um Mr. Dodd zu legen, und einige Augenblicke lang tanzten die beiden nun auf engem Räume unsicher im Kreis herum in einer, wie es schien, brüderlichen Umarmung, wären nicht die schwachen Ringerbewegungen gewesen, zu denen der eine oder der andere gelegentlich Zuflucht nahm. Mit mildem Interesse wurden sie von allen Anwesenden beobachtet. Die Motorradfahrer unternahmen keinen Versuch, ihrem Anführer zu Hilfe zu eilen, und die Jagdgegner unternahmen nichts, um es bei dem ihren zu tun. Mr. Dodds Brille wurde von seiner Nase geschüttelt und augenblicklich von Miß Mimms’ Pferd zertreten. Schließlich verloren beide Kämpfer ganz das Gleichgewicht und stürzten, noch immer miteinander verklammert, auf den staubigen Teer. Der Motorradfahrer befreite sich und stand wieder auf; er schaute sich böse funkelnd um und wischte sich mit den behandschuhten Händen ab. Mr. Dodd blieb auf den Knien liegen und tastete vergeblich nach seiner Brille, die dann die Jagdsaboteuse, verächtlich vortretend, aufhob und ihm in die Hand drückte. Er setzte sie auf, entdeckte aber, daß er, weil ihre Gläser zersprungen und das Gestell geknickt war, ohne sie besser sehen konnte, nahm sie gleich wieder ab, raffte sich auf und begann, die Arme wie ein Schlafwandler ausgestreckt, auf den Kombiwagen zuzugehen.
    »Ich ziehe mich zurück«, sagte Mr. Dodd.
    »Männliche Chauvinisten-Maus«, zischte ihn die Jagdsaboteuse an. Fen kam auf den Gedanken, daß, obwohl sie erst sechzehn oder siebzehn sein konnte, ihr Vorrat an progressiven idées reçues schon ein wenig veraltet war, um nicht zu sagen, ziemlich unklar in seinen Bezügen. Was würde als nächstes kommen? fragte er sich. Namibia? Die überdauernde CIA? Noch einmal Chile? Das Schwarzbuch über Erziehung?
    »Ach, halten

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