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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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sollten wir unter den Umständen lieber – «
    »Mir kommt sie nicht vor, als hätte sie sich sehr weh getan«, sagte der Kahlköpfige.
    »Miß Mimms leidet an ausgedehnten Prellungen und an einem Schockzustand.«
    »Geschieht ihr recht«, erklärte die Jagdsaboteuse.
    »Na, kommen Sie«, sagte der Mann im Kaftan.
    »Ja, ich glaube, unter diesen Umständen sollten wir wirklich – «
    »Sie kann ja immer noch reiten, oder?« fuhr die Jagdsaboteuse ihrem Anführer Dodd über den Mund. »Wenn sie zu einem Arzt will, soll sie doch über eine Hecke springen.«
    Miß Mimms zerfloß in einem Niagara von Tränen.
    »Ein Schock kann sehr gefährlich sein«, sagte der Mann im Kaftan streng.
    »Ja, ich glaube, vielleicht – «
    Aber weder Fen noch sonst irgend jemand sollte jemals erfahren, wie die Sache ausgegangen wäre, denn in diesem Augenblick wurde der Situation ein neues Element hinzugefügt. Von unten an der Straße, hinter dem Haus des Pfarrers, gelangte eine vertraute Kombination von Geräuschen in Hörweite und näherte sich rasch: Rufe, eine Fahrradglocke, ein Dröhnen von Hufen.
    Eine von Clarence Tullys Herden war unterwegs.
    Fen, der Major, die Reiter und die Jagdsaboteure waren gleichermaßen betäubt und starrten nach Osten, um einen ersten Blick auf diese neue Komplikation zu gewinnen. Und sie brauchten nicht lange zu warten. An der Spitze der Kolonne erschien, wie üblich, Tullys dritter Kuhknecht auf seinem Rad, wild strampelnd. Dann tauchten die Rinder auf zum Glück nur um die zwanzig, aber alle überstürzt unterwegs, mit ihrer höchsten Geschwindigkeit. Die Nachhut schließlich bildete Clarence Tullys jüngster Sohn, ein kräftiger Elfjähriger, dessen durchdringendes Organ im Stimmbruch war und der eine lange Haselnußgerte schwang, um damit den hintersten Kühen eins überzuziehen, wenn sie Anstalten machten, zurückzubleiben. Diese wilde, verwegene Jagd kam mit voller Wucht die Straße heraufgestürmt, und es schien ausgeschlossen zu sein, daß sie rechtzeitig würde anhalten können, um zu verhindern, daß sie sich am Hindernis des Kombiwagens der Jagdgegner brach und es überschwemmte, wie ein schwerer Brecher im Atlantik eine Kiesbank überflutet.
    »Aber nein!« sagte der Major.
    Die Dinge verbesserten sich nicht dadurch, daß der dritte Kuhknecht den Kopf verloren zu haben schien: Abgesehen von der Betätigung seiner Fahrradglocke schien er nichts unternehmen zu wollen, um den Zusammenprall zu vermeiden. Beinahe im allerletzten Augenblick erholte er sich jedoch und handelte. Gewiß, das bestand aus nichts Konstruktiverem, als das Rad zur Böschung herumzureißen, mit dem Vorderrad dagegenzuprallen, vom Sattel zu kippen und sich eine schmerzhafte, ihn außer Gefecht setzende Knöchelverletzung zuzuziehen; aber das reichte gerade aus, um die Kühe zum Stehen zu bringen. Ihrer Hast einmal entledigt, begannen die Tiere sich allsogleich in verschiedene Richtungen auf Nahrungssuche zu zerstreuen. Manche versuchten, in die Richtung zurückzutrotten, woher sie gekommen waren; eine zweite Gruppe beschloß, die Abzweigung gegenüber dem Tor zum Haus des Pfarrers zu erkunden, wo der Mini stand; eine dritte befaßte sich mit den nächsten Banketten und Hecken; eine vierte… nur drei Kühe, darunter die Anführerin – stand mehr oder weniger still und beschnupperte die Lackierung des Kombiwagens. Tullys jüngster Sohn, der Alan hieß, lief fluchend hin und her, gab Kuhlaute wie »Kuhp, kuhp« von sich und gebrauchte seine Gerte in dem Versuch, die Herde auf der Straße wieder zu einer homogenen Masse zu formen, deren Bestandteile alle in die richtige Richtung blickten. Manchmal schrie er die Jagdsaboteuse an: »Schaffen Sie das blöde Ding da weg!« Manchmal schrie er den dritten Kuhknecht an, der stöhnend an der Böschung saß und seinen Knöchel umklammerte.
    »Heb deinen Hintern hoch, Enoch, und komm und hilf mir!«
    »Kann nicht«, schrie Enoch. »Ich glaub’, ich hab’ mir das Bein gebrochen!«
    »Nur schade, daß du dir nicht den Hals gebrochen hast«, sagte Alan gefühllos, zwischen Diskant und Baß schwankend. Keuchend rannte er weiter allein hinter den umherirrenden Kühen her.
    »Ich glaube, vielleicht – «, sagte Mr. Dodd.
    »Kapitalistische Feudalisten«, sagte die Jagdsaboteuse.
    Der Major fragte Fen: »Hören Sie, mein Lieber, meinen Sie, wir sollten hinuntersteigen und helfen?«
    »Soviel ich sehen kann«, erwiderte Fen, »könnten wir nur helfen, wenn wir die beiden jüngeren

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