Der Mond bricht durch die Wolken
weinerliches Mädchen mit bibelschwarzen Haaren und dem angespannten, bleichen Gesicht einer Person, der durch irgendeinen Witzbold das Bevorstehen des Jüngsten Tages angekündigt worden ist. Sie und der Mann zu ihrer Linken trugen Rot; der andere war der Mann im Kaftan mit Gebetsperlen, den Fen schon beim Treffen bemerkt hatte. Der Reiter links trug einen langen, dichten, drahtigen und schwarzen Stutzbart was Urquhart in seiner Rabelais-Übersetzung als >mächtigen Saukerlbart< beschreibt; er wirkte verschlossen und penibel; der Kaftanträger, der sich immer wieder aus dem Sattel beugte, um tröstend den Arm des Mädchens zu tätscheln und ihr etwas zuzumurmeln, war offenkundig weniger starr und humaner. Beide machten jedoch den Eindruck, als stünden sie im Begriff, das Mädchen auf ehrenhafte Weise aus einer Gefahr zu erretten, und keiner bemerkte Fen und den Major, die sich nicht nur über Augenhöhe befanden, sondern auch teilweise von Laub verborgen waren.
»Aber nein!« sagte der Major. »Die sehen alle ein bißchen düster aus, nicht?«
Die Pferdehufe wirbelten auf der Straße kleine Staubwölkchen auf. Ein Fahrzeuggeräusch näherte sich von irgendwo hinter dem Haus des Pfarrers, und die Reiter reihten sich hintereinander ein, um Platz zu machen. Mit größerer Geschwindigkeit ankommend und beträchtlichen Lärm verbreitend, entpuppte sich der Geräuscherzeuger als ein riesengroßer Kombiwagen undefinierbaren Ursprungs. Er war uralt und beschädigt und rundum mit gräßlichen Pastellfarben psychedelisch bemalt. Auf dem Rücksitz saß, hornbebrillt und im dunklen Anzug und durch seine Miene keineswegs als in gutem Einvernehmen mit seinen viel jüngeren Begleitern ausgewiesen, Mr. Dodd, der Apothekergehilfe, Anführer der Jagdgegner; neben ihm lungerte ein Mädchen mit langen, zottigen Haaren ; vorne, am Steuer, saß ein völlig kahlköpfiger junger Mann (Alopezie? Buddhismus?) in einem schmutzigen Rollkragenpullover. Selbst über dem Rattern des Motors konnten Fen und der Major den Freudenschrei des Mädchens hören, als es die drei Reiter entdeckte, und wahrnehmen, wie sie sich vorbeugte, um drängend auf den Fahrer einzureden. Er nickte; der Kombiwagen wurde langsamer, bog zum Bankett ab und vermochte sich durch eine Reihe schneller Manöver unmittelbar rechts vom Apfelbaum auf der Straße querzustellen. So blockierte er den Weg jetzt völlig, und die Reiter kamen gezwungenermaßen zum Stillstand.
Der kahle junge Mann stellte den Motor ab und sprang hinaus; man sah, daß er zum Rollkragenpullover Turnschuhe und eine alte Hose trug und ebenso grimmig und wortkarg zu sein schien wie der bärtige Jäger. Ihm folgte Mr. Dodd, der sich mit einem Ausdruck intelligenter Mäßigung an den Mann im Kaftan wandte. Das Mädchen befreite sich von einem Plakat, auf dem (in verblaßten Schriftzügen) LASST DIE DEMONSTRANTEN VON SHREWSBURY FREI stand, und kam als letzte aus dem Fahrzeug. Sie schien bei weitem die angriffslustigste Person der Gruppe zu sein, in einem T-Shirt, auf dessen Brust ungleichmäßig die Worte ICH LIEBE CHE standen (»Nehme nicht an, daß sie ihn groß lieben würde, wenn er in seinem jetzigen Zustand auftauchte«, sagte der Major); sie trug außerdem eine ausgebeulte Hose, die offenbar aus Jute geschneidert war, und hochhackige Lackschuhe, deren Chromschnallen mit Brillantimitationen geschmückt waren. In diesem unüberlegten Aufzug funkelte sie das demoralisierte Mädchen auf dem Pferd kurz an; die Reiterin verlor die erste Runde, indem sie in Tränen ausbrach. Während sie ihre Augen mit einem Spitzentaschentuch von der Größe eines Schachbrettfeldes trocknete, tätschelte ihr der Mann im Kaftan erneut tröstend den Arm. Dann sprach er Mr. Dodd an.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen«? sagte er mild, »das Ding da aus dem Weg zu räumen?«
2
»Zuerst ein kleines Gespräch«, sagte Mr. Dodd ebenso höflich. »Alles, was wir verlangen, ist ein kleines Gespräch mit Ihnen. Ein vernünftiges Gespräch.«
»Faschistenschweine!« fauchte die Jagdgegnerin und strich sich die Haare aus den Augen.
»Wir möchten nur, daß Sie über das, was Sie tun, ein bißchen nachdenken«, sagte Mr. Dodd, »wenn Sie sich aufmachen, unschuldige, hilflose Tiere zu töten.«
»Blutgier!«
»Bedenken Sie, wie ungleich der Wettbewerb ist«, sagte Mr.
Dodd. »Alle die Pferde, alle die Hunde. Und ein einziger Fuchs in Todesangst, der um sein Leben rennt.«
»Geht doch nach Südafrika!« sagte die
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