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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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festzunehmen?«
    »Entweder das oder ihn zum Verhör holen. Mit Widerstand scheint man jedenfalls zu rechnen.«
    »Hoffen wir nur, daß es nicht einer von uns beiden ist«, sagte der Major. »Denn wir sind gut versteckt, und sie haben uns noch nicht entdeckt.«
    »Nun gut, wenn Sie ihn nicht wegfahren wollen«, sagte Widger gerade zu der Jagdsaboteuse, »dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn selbst wegzufahren.« Er wandte sich ab und stieg in den Kombiwagen, wo er zum erstenmal auf dem Rücksitz Mr. Dodd entdeckte. »Mr. Dodd!« rief er. »Was, um alles in der Welt, machen Sie hier?«
    »Ah, guten Tag, Inspektor«, sagte Mr. Dodd unbehaglich, nachdem es ihm gelungen war, Widger unter besonderer Anstrengung seiner Augen zu erkennen. »Ich ich fürchte, ich bin in ziemlich schlechte Gesellschaft geraten. Diese jungen Leute ich bin sicher, daß sie es gut meinen, aber eine Ausdrucksweise… Und sie wollen einfach nicht einsehen, daß Vernunft die einzige Waffe ist, Ruhe und Vernunft.« Er schüttelte traurig den Kopf und gab sich alle Mühe, den Eindruck zu erwecken, er sei ein verletzter Unbeteiligter. »Wir werden Reformen auf keine andere Weise erreichen.«
    »Ah, Jagdsabotage, wie?« sagte Widger, der plötzlich begriff. »Ruhe und Vernunft, wie? Und was ist das für ein Anisgeruch?«
    »Anissamen hat seinen Platz«, sagte Mr. Dodd weitaus steifer.
    »Aha. Nun, Sie bleiben, wo Sie sind, während ich versuche, dieses Wrack von Automobil auf die Seite zu fahren.«
    Widger zwängte sich auf den Fahrersitz, drehte den Zündschlüssel, ließ den Motor aufbrüllen, trat auf die Kupplung, legte den Rückwärtsgang ein, drehte das Lenkrad und ließ die Kupplung los. Der Kombiwagen zuckte einmal, rührte sich aber sonst nicht, und der Motor starb ab. Widger ließ ihn wieder an und versuchte es noch einmal, mit demselben Mißerfolg. Auch keiner der Vorwärtsgänge machte einen Unterschied: Das Fahrzeug blieb unbewegt liegen.
    »Wir müssen wirklich weiter!« rief Ling durch seine Pfeife.
    Widger stieg aus und sprach den kahlköpfigen Jüngling an, der ihm zunächst stand.
    »Was ist mit dem Ding los?« fragte er gereizt.
    »Das will ich von Ihnen wissen«, gab der junge Mann zurück. »Als ich es fuhr, ging es noch. Sie haben irgendwas gemacht.«
    »Ach, Unsinn… RANKINE!«
    In seinem Eifer, behilflich zu sein, fiel Kriminal-Constable Rankine beinahe aus dem Cortina. Er hielt noch immer die Handschellen fest.
    »Sir?« sagte er.
    »Sie verstehen doch angeblich etwas von Autos, nicht?«
    »Ich glaube, ich darf ohne Unbescheidenheit behaupten, Sir«, sagte Rankine, »daß ich einige praktische Erfahrung mit dem Verbrennungsmotor besitze.« Er hob einen Zeigefinger, vermutlich, um Widgers gespannte Aufmerksamkeit zu beanspruchen. »Das Grundprinzip ist einfach. Ein Benzin-Luft-Gemisch wird unter Druck entzündet von – «
    »Ja, vielen Dank, Rankine, aber im Augenblick brauchen wir keinen Vortrag über Mechanik. Die Frage ist: Können Sie mit diesem verdammten Wagen etwas anfangen? Ich glaube, die Bremsen blockieren. Können Sie das beheben?«
    »Gewiß, Sir.«
    »Na, dann stehen Sie nicht einfach herum, Rankine. Machen Sie sich an die Arbeit.«
    »Sir.«
    »Schnell.«
    »Sir.«
    Man konnte Ling laut stöhnen hören.
    »Ich habe gesagt, schnell, Rankine«, wiederholte Widger.
    »Ich muß mir Werkzeug von Ihnen ausborgen, Sir.«
    »Borgen Sie sich aus, was Sie wollen, aber fangen Sie um Himmels willen an, Mann.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Rankine, erholte sich von seiner untypischen Lähmung und wurde schlagartig zu einem Wirbelwind entschlossener Aktivität. Er warf die Handschellen auf den Rücksitz des Cortina, stürzte zum Kofferraum, öffnete ihn und nahm den Werkzeugkasten heraus, den die Hersteller vorsorglich für den Fall beigefügt hatten, daß ihr Produkt auseinanderfiel, sobald es auf die Straße kam. Damit ausgerüstet, lief er zum Kombiwagen, warf sich auf den Rücken und schob sich darunter, bis man nur noch Schuhe, Socken und Hosenaufschläge sehen konnte. Er machte sich an die Arbeit, und von Zeit zu Zeit konnte man seine dumpfe Stimme hören, die einen laufenden Kommentar zu seinen Maßnahmen gab (»Ich nehme einen Schlüssel von der richtigen Größe. Ich erfasse damit eine Mutter. Ich bewege sie eine halbe Drehung nach rechts.«), während sein großes Publikum skeptisch zusah.
    »Charles, sollten wir nicht lieber umkehren und einen anderen Weg nehmen?« fragte Ling unruhig.
    »Es ist weit,

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