Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
so schicke Wagen fahren, sind immer nett?«
    Sie seufzte. »Sie haben eine falsche Vorstellung von mir. Ich glaube noch an die Liebe.«
    Ich betrachtete sie von der Seite. Wenn ich ihr alles glaubte, das nicht. Aber das war nicht meine Sorge.
    »Wie geht es René?«
    »Einigermaßen. Wenn er ausgeschlafen hat, werde ich ein bißchen mit ihm spazierenfahren.«
    »Das wird ihm guttun. Wir wollen heute noch mal zu den Seerosen, seine Mami will mitkommen.«
    »Ja. Ich habe es gehört. Aber Frau Thorez schläft noch. Sie ist vollkommen erschöpft, die Arme. Sie muß vergangene Nacht kaum geschlafen haben.«
    Ich besah mir das gutherzige Kind nochmals von der Seite. Das hatte echt und lieb geklungen. Vielleicht tat ich ihr unrecht, sie war nur ein bißchen albern, hatte aber ansonsten ein gutes Herz. So was gab's ja auch.
    »Also bis nachher dann«, sagte ich und wanderte weiter.
    Im Bad war es heute sehr voll. Sämtliche Hotelgäste schienen sich hier versammelt zu haben. Sogar der Kriminalrat a.D. saß in einem gestreiften Bademantel auf der Bank unter der Eiche. Der kam mir gerade recht. Ich setzte mich zu ihm und erzählte ihm ohne Umschweife von dem Mann mit der Sonnenbrille. Er hörte sich das schweigend an. Dann hob er die Schultern. Und kam zu dem gleichen Ergebnis wie ich auch.
    »Sonnenbrillen tragen heute viele Leute. Schauen Sie sich bloß hier im Bad um. Wenn Sie sonst nichts wissen über diesen Mann – aber morgen nach A. zu fahren und sich da umzuschauen, könnte kein Fehler sein. Vielleicht wohnt er dort im Hotel, oder er ist überhaupt hier in der Gegend ansässig. Das wird der Kommissär ja leicht feststellen können. Sie betätigen sich also als Amateurdetektiv?«
    »Keineswegs. Ich habe das bloß beobachtet. Der Mann fiel mir irgendwie auf. Und heute vormittag eben diese Begegnung in Marnbach. Es geht mir einfach nicht aus dem Kopf.«
    Der Kriminalrat nickte und machte: »Hm.«
    »Sie finden das vielleicht komisch?«
    »Nein. Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß in der Kriminalistik ein gewisser sechster Sinn vonnöten ist. Es ist wirklich manchmal so, daß man irgendeine fixe Idee hat, die jeder Grundlage entbehrt, und später erweist es sich, daß man einfach den richtigen Instinkt hatte. Ich kenne so was. Nein, nein, kümmern Sie sich bloß mal um diesen Knaben. Kommt nichts dabei heraus, macht es auch nichts.«
    Dicht am Wasser, ganz drüben in der äußersten Ecke des Bades, hatte ich Annabelle im Kreise ihrer Verehrer entdeckt. Sie lag auf einer Luftmatratze, Monsieur Yves auf einer zweiten, und Mr. Bill saß neben ihnen im Gras.
    Ich verabschiedete mich von Herrn Baumer und spazierte zu dem Trio. Annabelle trug eine sparsame Création in Rot, und gerade als ich kam, malte Yves mit dem Finger auf ihrem nackten Bauch herum, so als skizziere er einen Plan.
    »Hör auf, Yves«, rief Annabelle, »das kitzelt.«
    Mr. Jackson johlte vor Vergnügen, und man sah ihm an, er hätte sich für sein Leben gern an der Malerei beteiligt.
    Ohne jedes Erstaunen blickte Annabelle zu mir auf, sie hatte mich wohl schon zuvor entdeckt.
    »Yves erklärt Bill gerade die Anlage der Pariser Metro«, sagte sie vergnügt.
    »Vielleicht«, meinte ich, »könnte Bill sich mit der Anlage der New Yorker Subway revanchieren?«
    Das fand Bill so komisch, daß er vor Lachen hintenüberfiel, und sogar Yves entlockte mein geistreicher Vorschlag ein schwaches Lächeln.
    Ich setzte mich ebenfalls ins Gras, und eine Weile alberten wir herum. Ich erfuhr, daß Bill, der übrigens in der Badehose eine prächtige muskulöse Figur machte, Annabelle ausführlich auf dem See hinausgerudert hatte und daß er sehr bedauerte, kein Motorboot zur Verfügung zu haben und hier nicht Wasserski laufen zu dürfen. Auch Annabelle schwärmte für diesen Sport, und Bill schlug vor, ob man nicht ein bißchen an die Côte fahren wolle, um dieser Lust zu frönen. Erstaunlicherweise sagte Annabelle nicht, daß man dort nicht mehr hinkönne, sondern meinte nur: »Eine gute Idee, darüber ließe sich reden.«
    Yves, der weder eine prächtige noch muskulöse Figur hatte, sondern weiß und knochig aussah, ein bißchen mickrig dazu, meinte lässig, warum denn nicht gleich nach Florida, das wäre doch mal was anderes.
    Darüber geriet Bill in helles Entzücken. Wonderful! Er habe dort ein Haus, direkt am Meer, eigene Jacht natürlich und alles, was ein Mensch sich wünschen könne.
    »So?« fragte Annabelle gedehnt. Ihre Augen konnte ich nicht sehen, denn eine

Weitere Kostenlose Bücher