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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Mann, den du gesehen hast, ist der Mörder von unserem armen Monsieur Bondy?« fragte sie interessiert.
    »Keine Ahnung. Vermutlich spinne ich. Er würde sich kaum noch in der Gegend herumtreiben.« Von meinem wilden Traum erzählte ich lieber nichts.
    Aber mein Entschluß stand fest, morgen nach A. zu fahren und nach dem Fremden zu sehen und, falls ich ihn entdeckte, auf jeden Fall Kommissär Tschudi davon zu erzählen. Vielleicht kannte er den Mann mit der Sonnenbrille als friedlichen Bürger von A. Dann war alles in bester Ordnung.
    Ich unterhielt mich eine Weile mit Tante Hille, machte anschließend einen Rundgang durch den Garten und beschloß dann, baden zu gehen. Vielleicht traf ich Renate und konnte sie ein bißchen über Dorette ausfragen. Und René hatte ich heute auch noch nicht gesehen. Mal hören, wie es ging.
    Ich holte meine Badehose und wandelte zum Schloß hinüber. Erst ging ich in den Stall und fand dort überraschenderweise Jeannot, er lehnte an der Stallwand und rauchte.
    »Nett, daß man Sie auch wieder mal sieht. Wo waren sie denn heute morgen?«
    »Ich mußte nur schnell einen Brief fortbringen.«
    »Aha. Das eilte vermutlich sehr.«
    Er blickte an mir vorbei. »Ja. Es eilte.«
    Mir fiel auf, daß er blaß war und seine Hände zitterten. Komischer Junge. Im übrigen war er nicht in seiner Stallkluft, er trug eine helle Hose und ein Sportsakko und sah recht manierlich aus.
    »Die Arbeit im Stall macht Ihnen keine besondere Freude, was?«
    Er gab mir einen schiefen Blick und keine Antwort. Also ließ ich ihn stehen, ging zu den Pferden hinein, plauderte ein bißchen mit ihnen und stieg dann hinauf zum Schloß.
    Die Terrasse war gut besucht, keine Hotelgäste, sondern Sonntagsnachmittagsbesucher, die Kaffee tranken. Langsam schlenderte ich durch den Rosengarten abwärts. Von Renate und René nichts zu sehen. Aber die Großmama entdeckte ich im Schatten in einem Liegestuhl. Sie hatte die Augen geschlossen, ich wußte nicht, ob sie schlief, und wagte nicht sie anzusprechen.
    Ich blieb in ihrer Nähe stehen, räusperte mich schüchtern und wartete ein bißchen. Wirklich schlug sie nach einer Weile die Augen auf.
    »Entschuldigen Sie, gnädige Frau, hoffentlich habe ich Sie nicht gestört. Ich hätte nur gern gewußt, wie es René geht.«
    »Nicht sehr gut«, sagte sie. »Er hat eine sehr schlechte Nacht hinter sich. Jetzt schläft er. Meine Tochter ebenfalls.«
    »Aha. Tut mir leid, daß er krank ist.«
    »Ja. Es ist schlimm. Wir werden übermorgen abreisen. Ich weiß nicht, ob meine Tochter es Ihnen gesagt hat.«
    »Ja. Sie sprach davon. Übermorgen schon?«
    »Ja. René muß zurück ins Krankenhaus, es hilft alles nichts. Renate macht sich große Vorwürfe, daß sie ihn nicht dort gelassen hat. Aber in letzter Zeit ging es ihm ganz gut, und der Arzt meinte auch, ein wenig Abwechslung täte ihm gut.«
    »Ich hoffe, ich werde René noch sehen?«
    »O ja, ich denke, er wird dann ein bißchen herunterkommen, wenn es nicht mehr so heiß ist. Und seinen vierbeinigen Freund hat er ja heute auch noch nicht begrüßt. Das läßt ihm keine Ruhe.«
    »Und was wird aus Amigo, wenn Sie abreisen?«
    Die alte Dame lächelte. »Ja, was soll aus ihm werden? Wir können ihn schlecht mitnehmen, nicht wahr? Wir reisen mit dem Zug. Das heißt, man wird uns von hier mit dem Wagen nach Zürich bringen, und von dort reisen wir mit der Bahn weiter. Können Sie sich vorstellen, daß man den Hund auf diese Weise transportiert?«
    Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Amigo bestieg wahrscheinlich weder ein Auto noch eine Eisenbahn, nicht einmal René zuliebe. Traurig. Und schade, daß mir nicht Zeit geblieben war, ihn zu zivilisieren.
    Ich bedankte mich bei der Großmama für die Auskünfte und setzte meinen Weg fort. Amigo entdeckte ich wieder am Fuß der Treppe, tief im Gebüsch. Ich sprach ihn an, aber er regte sich nicht.
    Auf dem Weg zum Bad begegnete mir plötzlich die blondgelockte Dorette.
    »Oh«, kicherte sie, als ich stehenblieb, um auch sie nach René zu befragen. »Nicht mal ein Rendezvous kann man haben, gleich wird man von Ihnen erwischt.«
    »Meinen Segen haben Sie«, sagte ich. »Sind Sie eigentlich nach Wilberg zurückgeschwommen?«
    »Wieso?«
    »Ich sah Ihren Verehrer allein losfahren.«
    »Ach so. Ich bin noch ein bißchen in Marnbach spazierengegangen.«
    »Netter Mann«, meinte ich.
    Sie kicherte wieder. »Das werden Sie im Vorübergehen doch kaum festgestellt haben.«
    »Ich dachte, Männer, die

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