Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Die andere Hälfte vergiftet dich nur, sodass du tot umfällst und von Würmern gefressen wirst.“
„Willst du meine Ansicht dazu hören? Oder möchtest du lieber erst noch weiter alleine darüber nachgrübeln? Ich würde das auch verstehen. Es ist deine Entscheidung.“
Lena umarmte Alfred, bevor sie darauf antwortete. „Ich habe so einen großartigen Freund! Du würdest tatsächlich einfach abwarten, wie ich mich entschließe und mitmachen, was auch immer ich sage? Nein! Natürlich will ich wissen, was du zu sagen hast. Sag mir nicht nur, was du für das Vernünftigste hältst, sondern auch, was du lieber möchtest. Das ist mir wichtig. Du bist mir wichtig, auch wenn ich deine Chefin bin und manchmal nicht anders kann als einfach so zu bestimmen, wo es lang geht.“
Sie lächelt aber sie hat auch Tränen in den Augen.
„Und ich habe eine ganz wunderbare Freundin. Vergiss das nicht. Ich wäre strohdumm, würde ich nicht auf dich hören. Glaubst du, nur weil Katja irgendjemanden zum Chef bestimmt, gehorche ich einfach? Nein. Ich tue das, weil du es bist. Was ich für das Richtige halte und was ich lieber möchte, ist übrigens sowieso in diesem Fall das Gleiche, Lenaschatz.“
„Und …?“
„Und das wäre, den Binnenhandel zu übernehmen.“
„Warum?“, erkundigte sich Lena.
„Wo soll ich anfangen? Erst mal ist die Seefahrt auch nicht ungefährlich. Man kann untergehen, dieses Meer ist stürmisch. Außerdem habe ich gehört, dass es Piraten gibt. Daneben finde ich, dein Argument, dass du so gewaltige Geschäfte nicht gewöhnt bist, ist ziemlich … wichtig. Wenn du ausgerechnet das, was deine Hauptaufgabe wäre, nicht tun willst, wäre es verkehrt, sich dafür zu entscheiden. Ich sage damit natürlich nicht, dass du nicht lernen könntest, eine Großhändlerin zu werden.“
„Und was spricht für Dschungelkarawanen?“, wollte Lena wissen. „Was ist mit den Einwänden, die ich dagegen geäußert habe?“
„Diese Probleme gibt es tatsächlich, keine Frage. Aber ich glaube, dass wir besser damit umgehen können. Die Waldläufer würden uns den Weg zeigen und eine große Reisegruppe bietet einigen Schutz. Wir beide können jetzt schon viel besser mit dem Schwert umgehen und Rolf ist eine Naturgewalt. Wir haben bereits Erfahrungen mit Expeditionen gemacht und wissen ein wenig, worauf wir mit der Logistik achten müssen. Was die Natur anbetrifft: Ich mag auch das Meer gerne, aber in den letzten Tagen habe ich mich in die Wälder und Sümpfe hier verliebt. Ich mag auch die Stadt und die Leute und fände es schön, wenn wir erst mal ein wenig mehr in der Gegend bleiben könnten. Außerdem ist da noch dein neuer Gehilfe Velinas. Er ist von Haus aus so etwas wie ein Dschungelbauer. Mit dem Meer kennt er sich aber nicht besonders gut aus.“
„Ich denke, damit hast du sicher recht. Jeder Einzelne aus meiner Gruppe ist besser für Abenteuer zu Lande qualifiziert. Oh je, ich spreche schon wie Katja! Wir können das wahrscheinlich besser. Deswegen sollten wir das auch tun. Danke Alf. Glaubst du, von deinen neuen Freunden würde einer gerne bei so einer Expedition mitmachen?“
„Nein, das glaube ich nicht“, antwortete Alf prompt und mit betrübter Mine. Er sah, dass Lena langsam einen immer enttäuschteren Gesichtsausdruck zur Schau stellte und fügte mit breitem Grinsen hinzu: „Nein, nicht einer. Eher so ziemlich alle von ihnen, jedenfalls die aus der Fischerstadt. Vermutlich trauen sich letztlich nicht alle aber ….“
„Alfred, du bist ein fürchterlicher, schrecklicher, böser Mensch, deine arme Freundin so zu verarschen! Wenn ich das schöne Kleid jetzt nicht anhätte, würde ich dich zur Strafe verhauen!“
Alfred spielte den Zerknirschten: „Oh-jemine! Ich fürchte du hast recht. Was können wir da machen? Ich glaube es gibt nur eine einzige Möglichkeit: Du musst das Kleid ausziehen.“
Lenas Entscheidung stand fest, sie wollte Alfs Rat folgen und den Binnenhandel übernehmen. Doch daraus wurde vorläufig nichts. Eigentlich hatte Katjas Plan vorgesehen, dass Lena bald aus dem Transportgeschäft vom Plateau aussteigen sollte. Doch mit den gesteigerten Transportmengen wuchs der organisatorische Aufwand in diesem Bereich enorm. Lena und ihre Truppe mussten an einem Tag im alten Kontor helfen, am nächsten wegen Transportstaus auf das Plateau eilen. Kaum war das erledigt, mussten sie nach den umfangreichen Baumaßnahmen sehen. Das Kontor im Aussiedlerhof wurde weiter instandgesetzt und
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