Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
habe gehört Handwerk und Landwirtschaft wären nicht so ganz nach Eurem Geschmack? Aber vielleicht etwas in der Verwaltung? Ein Sekretärsposten? Habt Ihr nicht in der Welt, aus der Ihr kommt, Ähnliches gemacht? Aber vielleicht erzählt Ihr mir lieber noch einmal ein wenig über Euch, Eure Interessen und Fähigkeiten“, forderte ihn Celljin auf.
„Also gut. Die Arbeit in der Druckerei mache ich eigentlich ganz gerne. Aber auf die Dauer und als Hauptberuf wäre mir das nicht genug. Das Gleiche gilt auch für den Job, den ich früher gemacht habe. Sekretär trifft es nicht ganz. Ich glaube den Beruf gibt es hier in dieser Form nicht. Man muss da mehr herumrechnen als ein Sekretär, nicht nur im Kopf, sondern auch mit … Rechenmaschinen. Ich weiß nicht so genau, für welchen Beruf meine allgemeinen Fähigkeiten hier geeignet wären. Ich kann inzwischen ganz gut Cion lesen und schreiben aber nicht gut genug, um etwas Literarisches in Erwägung zu ziehen. Ich kann rechnen, bin aber nur das Zehnersystem gewöhnt. Ich kann alles in allem gut beobachten und nachdenken und halte mich, allgemein gesprochen, für recht klug. Außerdem kann ich gut mit Menschen umgehen. Ich bin kein Kraftprotz oder Sportler, hätte aber absolut nichts dagegen, etwas mehr Bewegung zu bekommen als bisher.“ Konstantin versuchte, möglichst ehrlich zu sein. Immerhin war dies ja kein Bewerbungsgespräch.
„Hmmh. Das klingt nach Finanzverwaltung oder Buchhalter. Aber ein reiner Schreibtischposten ist sicher nicht das Optimale. Vielleicht könnte ich einen Ausbildungsplatz in der Gewerbeaufsicht für Euch finden.“
Konstantin blickte skeptisch drein und dachte daran, wie schwer es ihm noch fiel, mit den einheimischen Waren und Maßen etwas zu verbinden. Bisher konnte ihm noch jeder Händler eine Kelle Saabanfrüchte als eine Schütte Merlachpflaumen andrehen.
„Vielleicht wäre da noch eine Möglichkeit. Allerdings hat der Bereich, den ich meine, den Nachteil, dass die Meisten die langen Arbeitszeiten für unzumutbar halten. Ihr könntet Euch nur sehr wenig Urlaub nehmen. An den meisten Tagen würdet Ihr drei oder vier ganze Phasen arbeiten, zuzüglich aller Nebenbeschäftigungen, falls Ihr zum Beispiel weiter in der Druckerei zu bleiben wünscht. Man kann so etwas einfach nicht ernsthaft betreiben, wenn man nicht bereit ist, viel Zeit zu investieren. Und die Ausbildung dauert mindestens zwei Jahre. In dieser Zeit würdet Ihr nicht übermäßig gut bezahlt. Wenigstens am Anfang ist noch viel Routine dabei und ….“
„Das klingt nicht sehr verlockend. Worum geht es denn?“, unterbrach Konstantin Celljin. Eigentlich wollte er bevorzugt von netten, abwechslungsreichen Jobs mit guter Bezahlung und kurzen Arbeitszeiten hören.
„Nun ja. Vermutlich ist so was ja nichts für Euch“, räumte Celljin gleich ein. „Ich bin nur darauf gekommen, weil Ihr damals als ich Euch in der Stadt aufgesammelt habe, diesen kleinen Taschendieb abgehalten habt, meine Börse zu nehmen. So dachte ich mir: Das Einzige was die Sucher noch dringender suchen als irgendwelche Verbrecher, sind Auszubildende, die verrückt genug sind, diese Arbeit machen zu wollen. Aber wenn Ihr ….“
Weiter kam er nicht. „Ich werde ´Kriminalpolizist´! Sucher!“, rief Konstantin euphorisch aus, sprang auf und umarmte voller Eifer Celljin und Cenimnir.
Kriminalkommissar Konstantin! Das muss Schicksal sein!
Celljin versprach, sich nach einer freien Stelle als Sucher für Konstantin umzusehen, und Konstantin versicherte, er wolle in den nächsten Tagen auf jeden Fall zu einer Entscheidung über den Hauskauf kommen. Cenimnir, der nicht so in Zukunftsplänen schwelgte wie Konstantin, wollte erst noch dieses und jenes über das Anwesen und seinen Zustand wissen und fragte dann schließlich auch: „Warum trachtet Ihr, das Haus überhaupt so bereitwillig zu veräußern, Selljin?“
„Ich habe es vor längerer Zeit günstig für meine Älteste gekauft, damit sie, wenn sie einmal nicht mehr bei ihrem alten Herrn leben möchte, etwas Angemessenes hat. Es sieht aber so aus, als wollte sie lieber etwas in weniger exklusiver Lage. Ich konnte mich trotzdem bisher nicht durchringen, das Grundstück zu verkaufen. Aber jetzt wo ich Constantin damit noch einen Gefallen erweisen kann, sagte ich mir, es wäre wohl doch an der Zeit.“
Nach dieser Erklärung kehrten sie zu den Feierlichkeiten zurück und ließen es sich gut gehen. Wenn irgendetwas Konstantins Glück in dieser
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