Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
oder wenn er eine etwas weniger gelehrte Ansicht brauchte mit Senigara darüber, wenn ihn etwas so beschäftigte. Für Konstantin bestätigte sich dadurch im Wesentlichen eines: Den Menschen hier schienen diese Dinge meist genauso ungewöhnlich und spontan absurd wie ihm, nur eben umgekehrt. Lediglich in der Bereitschaft, die andere Möglichkeit ganz zu begreifen und in Betracht zu ziehen, unterschieden sie sich. Vaíl erklärte zu dem geschilderten Problem beispielsweise einfach nur: „Ja, ich meine auch, dass es nicht verkehrt sein muss, wenn ein Staat ein wenig härter durchgreift, als das hier der Fall ist!“ Dass das eigentlich gar nicht das war, was Konstantin meinte, wurde ihr gar nicht bewusst.
Venigara hielt die irdische Herangehensweise schlicht und einfach für absurden Quatsch.
Cenimnir dagegen war fasziniert von dem, was Konstantin darüber von der Erde erzählte und wägte die Vor- und Nachteile in ähnlicher Weise ab, wie sein irdischer Freund.
An dieser Stelle könnte ich ein ganzes Buch über Konstantins Ausbildung anbieten. Leider müssen wir uns damit begnügen festzustellen, dass es noch viele Dinge über diese Welt gibt, die wir nicht wissen und für die hier der Platz sie zu beschreiben nicht ausreicht. Schließlich gilt es ja, eine Geschichte zu erzählen! Es ist die Geschichte Konstantins, Verenas, Lenas, Barwarins und vieler Anderer. Es ist aber auch, wie sich zum Teil erst noch herausstellen wird, eine Geschichte die das Schicksal mehr als dreier Welten berührt und, um den Rahmen der Betrachtung wieder etwas enger zu fassen, eine Geschichte, von der Sie bisher nicht einmal ahnen können, dass darin eine ´sterbende Stadt´ eine entscheidende Rolle spielen wird. Drei Aspekte wollen wir trotzdem hier noch beleuchten.
Der erste Punkt wäre die Frage, was aus Konstantins erstem Beruf als Drucker wurde. Das ist schnell beantwortet. Konstantin nahm sich meist eine halbe, manchmal auch eine ganze Schicht zur Mittagszeit, also zwischen den zwei großen Gewittern, die Zeit dafür. Der ´liebe´ Kollege Sanem war zwar von Konstantins neuem Beruf eingeschüchtert und traute sich deutlich weniger, ganz ließ er aber nie davon ab, gegen seinen Kollegen zu intrigieren.
Der zweite Punkt betraf den Politiker Saladan. Konstantin setzte seine Recherchen über diesen Mann fort, verriet aber seiner Gefährtin lieber nichts davon, da sie damit bekanntlich nicht einverstanden war. Dennoch trug sie ihm nach einiger Zeit zu, dass der Mann Lunte gerochen habe und im Gegenzug Konstantin hinterherschnüffelte. Konstantin erhielt auch bald gewisse Warnungen, von denen er nur vermuten konnte, dass sie aus dieser Richtung kamen. Eine beschmierte Eingangstür war wohl die erste davon. Ein paar Tage später kam er nach Hause und fand er einen kleinen Dolch in seinem Pavillontischchen stecken. Die Kriminaltechnik konnte daran ein verbreitetes, aber nichtsdestoweniger gefährliches Gift nachweisen. Konstantin wurde daraufhin verständlicherweise viel vorsichtiger. Allerdings sah er auch seinen bisher sehr vagen Verdacht, dass der Mann Dreck am Stecken haben könnte, nicht gerade als gemindert an. Er hielt folglich die Augen offen.
Zuletzt gibt es noch etwas Erfreuliches zu erzählen, jedenfalls, wenn man sich darauf besinnt, was diese Angelegenheit noch für schlimme Folgen hätte haben können, wäre Konstantin nicht gewesen. Es war ein Tag wie jeder andere und Konstantin begann seine Morgenschicht im Hauptquartier der Suchergilde. Wie er da an den Verhörzimmern vorbeiging, begann etwas, an seinem Unterbewusstsein zu schaben und zu kratzen. Kurz darauf saß Konstantin mit in dem Zimmer und unterhielt sich auf Deutsch mit dem Gefangenen. Es handelte sich um einen Zahnarzt namens Dr. Franz Peer aus Konstantins Heimatstadt, der den gleichen Trödelladen besucht hatte wie Konstantin. Er war in der Unterstadt wegen wiederholten Diebstahls und illegalem Aufenthalt in der Stadt aufgegriffen worden und hatte sich in dem Verhör bislang verstockt gezeigt. Wie sich herausstellen sollte, wollte er damit seine Familie schützen, die ebenfalls in den Außenbezirken herumirrte und sich der gleichen Vergehen schuldig gemacht hatte. Einem Landsmann erzählte er nun bereitwillig die Wahrheit:
„Wir haben mit den anderen Kunden zusammen den Kramladen verlassen und natürlich wurde uns sofort klar, dass wir hier vollkommen verkehrt waren. Als wir direkt oben an der Felskante noch dazu diesen grünen Mond entdeckt haben, waren
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