Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Frostes´ angelaufen. Beginne mit der Endphase. Alle Agenten sollen vorbereitet sein, wenn das Signal kommt.
Möge Lianta Cintall zu neuem Ruhm erglühen.´
Vaíl las diese kurze Notiz mit Erleichterung, aber auch mit einem Schaudern. Wofür sie all die Jahre verdeckt gearbeitet hatte, würde bald Realität werden. Wie reibungslos diese Operation verliefe, hinge am Ende entscheidend davon ab, wie lange sie Konstantin noch hinhalten könnte. Vielleicht wäre es jetzt angebracht, ihm im Schlaf die Kehle aufzuschlitzen, dachte sie.
Bei dem Gedanken daran wurde ihr so übel, dass sie zum Abort eilen musste, um sich zu übergeben. Irgendwie erleichterte sie auch das.
Ich bin noch nicht in der Lage, den Mann den ich aus tiefster Seele liebe, hinterrücks im Schlaf umzubringen. Dann ist vielleicht nach all den schmutzigen Dingen, die ich in meinem Leben vollbracht habe, noch etwas Menschlichkeit in mir verblieben.
„Nun, zwanzig Tropfen hiervon in seine Mundwinkel geschmiert, werden dafür sorgen, dass er morgen Früh viel zu spät zur Arbeit kommt“, erzählte sie sich selbst aus lauter Nervosität heraus im Flüsterton.
Ich brauche nur ein wenig Zeit.
Feldforschung
„Dies ist der letzte Phänomenort auf unserer Liste!“, stellte Begon Veraz, die wissenschaftliche Leiterin fest.
Maka Neruta, die ältere der beiden H´Veredykundlerinnen zeigte sich erschüttert, die erhebliche Verwüstung zu sehen: „Was im Namen aller Finsterwesen ist hier geschehen?“, rief sie entsetzt aus. „Ich dachte, das wäre nur ein Intensitätsstufe drei Phänomen gewesen!“
„Ich glaube, dass die Heftigkeit dessen, was wir hier beobachten können, wenig mit dem Phänomen an sich zu tun hatte“, wandte Tarz Jokur, seines Zeichens Erdkundler, ein. „Ich vermute, dass es zur Übertragung und Entzündung von brennbaren oder explosiven Substanzen vom Planeten Erde kam.“
„Dann dürften die meisten Spuren des eigentlichen Phänomens verwischt worden sein“, folgerte Begon Veraz mit hörbarer Enttäuschung in der Stimme und verlieh ihrem Unmut zusätzlich durch ein gurgelndes Geräusch Ausdruck.
Sieben Orte vergangener Phänomene aus jüngerer Zeit hatten sie ausfindig machen können, doch die Datenausbeute war mager geblieben. Zum einen lag das an der Tendenz der hiesigen Natur, jede physische Spur solcher Ereignisse in kürzester Zeit zu vertilgen. Unersetzliche Beweismittel waren unwiederbringlich im Sumpf versunken. Andernorts hatten Büsche und Bäume alles so überwuchert, dass Details kaum noch in angemessener Zeit zu erkennen waren. An wieder anderen Stellen hatten Tiere die Spuren verwischt. Daneben gab es ein weiteres Problem, das sich niemand erklären konnte: Die Kraftsignaturen dieser jüngeren Ereignisse waren seltsam unscharf geworden. Zur Kontrolle hatten sie auch zwei altbekannte Phänomenorte aus viel weiter zurückliegenden Epochen untersucht und hatten dort eine im Vergleich viel sauberere, schärfere Restmetamatrix vorgefunden.
Die Versuche, künftige Phänomenorte auf Grundlage der sich verbessernden Vorhersagemodelle ausfindig zu machen und dort unmittelbarer Daten gewinnen zu können, war bei acht von zehn Versuchen ein Misserfolg geblieben. Mittels der Kommunikationsfoki hatte man sich vergewissert, dass auch von der Heimatwelt aus gesehen die Vorhersagen noch viel schlechter geworden waren. Irgendetwas sehr Grundlegendes hatte man offenbar immer noch nicht richtig verstanden. Die beiden direkt ´beobachteten´ Phänomene waren in ihrer Wirkung viel zu gering, um irgendetwas Physisches zu sehen oder zu messen. Wenigstens konnte man direkt beobachten, wie rasch sich die Restmetamatrix im Anschluss daran in Wohlgefallen auflöste, wie Sand, der von einem Wasserlauf davongespült wird.
Hier hatten sie nun einen trockenen und glutheißen Talkessel erreicht. Die gesamte Vegetation in diesem zweihundert Meter durchmessenden Areal war vor einigen Wochen in einem heftigen Feuersturm bis auf die Stümpfe verbrannt worden. Es regte sich kaum noch Lebendiges.
„Die zur persönlichen Begleitung der Wissenschaftler eingeteilten Soldaten gehen jetzt mit ihren Schützlingen. Alle Übrigen errichten ein Lager, das den Zugang zum Tal überwacht“, befahl Tarz Bargon.
Die Wissenschaftler mit ihren Bewachern unter der Leitung von Begon Veraz schwärmten in dem Tal aus, sahen sich zunächst genau um und versuchten dann, so viele genaue Messungen wie möglich zu machen. Wie angeordnet errichtete
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