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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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aufzutauchen. Sein Erscheinen führte zu einem abrupten Stimmungswandel in der kleinen Gesellschaft. In Senigara fand der schlitzohrige Pirat bald eine Verbündete, zwar nicht um irgendwelche Verbrechen auszuhecken, aber darin, die Sache fröhlicher und ausgelassener anzugehen.
    Die Beiden begannen spontan, sich im Armdrücken zu messen. Da war es mit ernsten Themen erst einmal vorbei. Unerhörterweise bot Senigara dem bärenstarken Mann nach einer Weile an, er könne ruhig die zweite Hand dazunehmen. Als sie kurz darauf dennoch ohne ersichtliche Mühe gewann, konnte selbst Konstantin sich ein wenig Freude und Stolz auf seine unvergleichlich starke Freundin nicht mehr verkneifen. Rolf konnte natürlich nicht länger zurückstehen. Zwei unübertrefflich starke Menschen in einem Raum konnte es schließlich nicht geben. Zuerst sah dieser Wettkampf albern aus. Rolfs gewaltige Arme wirkten, als könnten sie Senigara allein durch ihr enormes Kampfgewicht zerquetschen. Dieser Eindruck täuschte. Sowie das Publikum durch einhellige „Los“-Rufe ein Startsignal gegeben hatte, bewegten sich die ineinander verschlungenen Arme keinen Millimeter mehr. „Gegen Rolf kann sie nicht gewinnen!“, behauptete Lena aufgeregt.
    „Glaubst du? Sie ficht denselben Kampf täglich tausendmal mit einer Druckerpresse aus, die wirklich unbesiegbar ist“, kommentierte Konstantin.
    Wenn allein die Körperkraft entschieden hätte, wäre der Ausgang dieser Angelegenheit ungewiss geblieben. Dem war nicht so. Rolf fing einen kurzen Blick Silanas auf, die offenbar von seinen entblößten, starken Armen nicht unangetan war. Niemandem am Tisch entging, dass Rolf daraufhin schlagartig die Kraft versagte. Nun, niemandem außer Rolf. Dieser merkte erst mal gar nicht, dass seine Hand mit einem Krachen auf die Tischplatte aufschlug und alle herzlich, aber dennoch auf seine Kosten lachten. Erst nachdem Alf die Szene mit „Vilana hat Rolf im Armdrücken besiegt, wer hätte das gedacht“, kommentierte, begriff er endlich, was hier geschah.
    Wenn auch nebenher immer wieder jemand von den Köstlichkeiten naschte, die Serak mitgebracht hatte, galt doch die allgemeine Aufmerksamkeit jetzt der Frage, wer hier wen, in welcher Disziplin, schlagen konnte. Lena, Alf und Serak waren in der Fechtkunst bewandert und hatten sich bei früheren Treffen im Klingenspiel mit Übungswaffen gemessen. Alf und der Kapitän waren in etwa gleich gut. Lena hinkte, obgleich sie mehr Begabung mitgebracht hatte als Alfred, wegen mangelnden Trainings hinterher. Alf erklärte, er nehme an, an den Kräfteverhältnissen habe sich vermutlich nichts geändert, weshalb eine Wiederholung eher reizlos sei.
    „Warum tritt nicht Rolf gegen Cerak an?“, wollte Senigara wissen. „Das wäre interessant zu sehen.“
    Lena und Alf brachen in schallendes Gelächter aus. „Was soll daran interessant sein?“, prustete Alf. „Bindet Rolf den linken Arm auf den Rücken und lasst ihn gegen uns drei gemeinsam antreten. Das wird vielleicht spannend!“
    Diejenigen, die Rolf noch nie beim Training gesehen hatten, waren erstaunt, dass dieser Vorschlag ernst gemeint war. Alfs Vorhersage bewahrheitete sich im praktischen Versuch allerdings nicht: Nichts an diesem Kampf war spannend. Rolfs überragende Kraft war schon zuvor offensichtlich gewesen. Nun überraschte seine ungeheure Geschwindigkeit, Treffsicherheit und Eleganz mit der wuchtigen Waffe. Seine Freunde und der Pirat hatten zusammen nicht die Spur einer Chance. Rolf schlug wie beiläufig alle drei Waffen beiseite. Sein erster Hieb hätte ausgereicht, Lena und Serak, die nahe beieinander standen, auf einmal in zwei zu teilen. Alf, der zurückgetaumelt war, fand einen Herzschlag später Rolfs Waffe auf der Brust.
    „Mittlerweile holt sich sogar unser Fechtlehrer mindestens einen Helfer, wenn er Rolf trainieren will“, erklärte der besiegte Alf mit einem Grinsen.
    „Was ist mit Euch, H´Verena?“, fragte Silana, die sich aufgrund der Verehrung, die sie Verena entgegenbrachte, nicht zu einem vertraulichen Du durchringen konnte.
    „Danke, ich fechte nicht“, wehrte Verena ab.
     Alle starrten sie an.
    „Oh, ich verstehe. Ihr meint, ob ich Rolf waffenlos besiegen könnte? Ja, das kann ich natürlich“, stellte sie ohne einen Hauch von Unsicherheit fest.
    Da starrten alle nur noch mehr. „Bist du so selbstsicher und überheblich oder tust du nur so?“, sprach Konstantin nach einer Weile aus, was alle dachten. Er meinte das nicht so

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