Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
etwas zu erledigen. Mira ist in Lianta Xintall gefangen und versklavt. Ich will sie retten. Und ich will, dass ihr mir helft. Ich finde, dieses Schicksal darf euch nicht gleichgültig sein! Mira kommt von der Erde, sogar aus dem gleichen kleinen Land wie ihr und ich. Solange ihr etwas für Duschen und elektrische Lampen empfinden könnt, kann euch das nicht kaltlassen!“
Eine Weile folgte auf Verenas Rede betretenes Schweigen. Dann sprach Alfred aus, was er dachte: „Verena, ich glaube, wir alle hier sind auf die eine oder andere Art in den Kampf gegen diese schreckliche Sklavenhalterstadt verwickelt. Konstantin versucht, deren Machenschaften aufzudecken. Vilanas Familie führte diesen Kampf auf der politischen Ebene. Lena, Rolf und ich waren nicht nur Handelskonkurrenten dieser Stadt, sondern haben auch viele Gefechte zur See ausgefochten. Manche davon waren sehr verlustreich.“ Alf unterbrach sich, um als Beleg auf seine vernähte und leicht entzündete Backe zu zeigen. „Auch Kapitän Cerak hier hat sich häufig dieses Gegners angenommen. Das ist ein Hauptgrund, warum wir trotz aller Differenzen immer wieder gerne einträchtig an einem Tisch sitzen können. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass wir unsere Bemühungen vereinigen. Und wenn uns etwas einfällt, wie wir das anstellen können, müssen wir selbstverständlich alles versuchen, deine Freundin Mira zu befreien.
„Einverstanden!“, erklärte Serak vernehmlich. „Unter zwei Bedingungen: Heute wird gefeiert und gefuttert. Übermorgen kommt Verena zu mir nach Hause und macht meine Kinder damit zu den glücklichsten jungen Menschen, die H´Veredy je gesehen hat. Morgen setzen wir uns zusammen, um zu beraten, wie wir die Künstlerin Mira und nebenbei noch diese Welt retten können!“
„Darauf sollten wir anstoßen!“, pflichtete Senigara bei.
Das Klingen von Gläsern, Gesang und Erzählungen von zwei Welten waren noch bis spät in die Nacht auf dem Grundstück von Selljins Familie zu vernehmen.
Stille des Frostes
Signalhörner erschallten. Erst als auch das Horn auf dem höchsten Absatz seine Arbeit aufnahm, wurde der Lärm laut genug, Konstantin aus dem Schlaf zu reißen. Verdammt, das muss ein enormer Schwarm Flugechsen oder so sein. Dieser Krach kommt aus der ganzen Stadt.
„Bäbä-büüüüü-bä-bä-büüüp“, erschallte das Signal erneut. Da erkannte Konstantin seinen Irrtum. Das war kein Zeichen für die Bürger, sich in ihre Häuser zu verkriechen, um nicht von fliegenden Raubtieren zerrissen zu werden oder von fehlgegangenen Abwehrgeschützen aufgespießt zu werden. Diese Tonfolge rief alle Soldaten und Sicherheitskräfte zu den Waffen. Ungewaschen und windschief gekleidet stolperte er so rasch wie möglich aus dem Gästebungalow.
Der Morgen graute gerade erst. Auf dem Platz zwischen den Gästehütten versammelten sich die übrigen irdischen Besucher. Verena wirkte hellwach und ihre nassen Haare verrieten, dass sie ohnehin gerade von ihrer Morgentoilette zurückgekehrt war. Die Mitglieder der Catjary dagegen trugen noch ihre Nachtgewänder. „Was bedeutet der Lärm?“, fragte Lena verschlafen.
„Es bedeutet, dass die Stadt angegriffen wird!“, rief Konstantin zur Antwort. „Ich muss zur Suchergilde und bei der Verteidigung helfen. Wenn wir können, treffen wir uns wieder hier!“ Mit diesen Worten rannte Konstantin ohne sich noch einmal umzusehen fort.
*
„Was? Angegriffen? Von wem?“, fragte Lena, ohne sich an jemand Bestimmtes zu wenden.
„Ich werde sofort in die Außenbezirke aufbrechen, um das herauszubekommen. Vielleicht weiß man dort in den Waldläufergildenhäusern schon bescheid. Wenn nicht, muss ich mich persönlich umsehen“, verkündete Verena ihren Entschluss und entfernte sich ihrerseits zügig.
Alf blickte verständnislos die Klippe hinab in die Neustadt. Von hier oben aus konnte man zwar Trupps von Soldaten durch die Viertel eilen sehen, aber nichts schien auf Kämpfe hinzudeuten. Wenn wir schon nicht sehen können, was geschieht, sollten wir wenigstens erst mal nachdenken. Obwohl: Leicht fällt mir das heute Morgen nicht gerade. Meine Backe hat mich kaum schlafen lassen.
In den nächsten Minuten trafen sowohl Senigara als auch die Gastgeberin Vilana bei dem verbliebenen Grüppchen ein. Für ein „Guten Morgen“, schien kaum der richtige Anlass. Vilana hielt sich jedenfalls nicht damit auf. Sie war wohl die Erste, die die ganze Wahrheit begriffen hatte und zögerte nicht, ihre Erkenntnisse
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