Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Lena. „So eine Flotte könnte uns auf dem Rückweg wieder auflauern. Es wäre riskant, hier vom Hafen aus gemeinsam loszufahren, wenn die Agenten dieser Piraten in der Stadt sitzen und die Nachricht weitergeben, dass da gerade fette Beute aufbricht, um zur Strecke gebracht zu werden.“
    „Wenn du die Gefahr so hoch einschätzt, müsst ihr wohl erst mal darauf verzichten, die Flotte herzuholen. Es geht ja auch so. Ich will dir deine Vorsicht nicht ausreden, Lena. Aber wir können es nicht dabei belassen. Die übrigen auslaufenden Händler müssen gewarnt werden. Ich werde auf jeden Fall über einen mir persönlich bekannten Kapitän der Hafenmeisterei mitteilen lassen, er habe einen entsprechend großen Piratenverbund gesichtet. Das kann weder mit euch noch mit mir in Verbindung gebracht werden, und es ist nötig. Ich kenne viele Leute persönlich, die hier zur See fahren, und kann nicht zulassen, dass sie gefährdet werden, weil ich geschwiegen habe.“
    „Das musst du auch gar nicht. Wir haben uns ja gerade an dich gewandt, weil wir eben etwas tun wollten. Vielleicht führt das auch dazu, dass sich ein größerer Händlerkonvoi zusammenfindet, mit dem unsere zwei Schiffe aus der Stadt schlüpfen können, wenn es so weit ist. Später kann unsere Hauptflotte dazustoßen. Gemeinsam wären wir hoffentlich stark genug, um erst mal der Bedrohung zu entgehen.“
    Vilana hatte, während Lena sprach, weiter nachgedacht. „Wenn du noch einen Rat von mir annehmen willst: Ich kenne da einen Finder, dem ich uneingeschränkt vertraue. Er kramt sowieso ganz tief in den Intrigen unserer wichtigsten Großbürger herum. Wenn wir ihm erzählten, was ihr wisst, könnte er auch Ermittlungen aufnehmen, ob es eine geheime Piratenflotte unserer Großbürger geben könnte. So was hinterlässt eine Spur. Schiffe müssen gebaut und gekauft werden. Vielleicht fehlen sie in einer Handelsflotte, oder es gibt ein paar beteiligte Matrosen, die nicht dichthalten. Das kann man nicht alles in einem Hinterzimmerchen halten. Viel mehr wage ich nicht, vorzuschlagen. Eigentlich müssten wir offiziell die Stadtverwaltung in Kenntnis setzen, aber wenn unsere Großbürger drin verwickelt sind, haben sie dort auch Augen und Ohren. Alfred hat den betreffenden Sucher übrigens schon kennengelernt: Es ist der Aushilfssetzer, der euch zu mir geschickt hat. Er macht diese Nebenbeschäftigung immer noch, weil ihm das angeblich beim Nachdenken hilft. Aber eigentlich, hauptberuflich, jagt er Verbrecher.“
    „Also gut. Wenn du das für richtig hältst, sprich mit diesem Sucher, - Canadalith. Aber sage ihm, unsere Flotte sei zum größten Teil heimgekehrt. Gib niemandem eine Information, die er nicht braucht. Das ist der wichtigste Sicherheitshinweis für so was, glaube ich“, mahnte Alfred.
     
    Dieser Plan erwies sich vorläufig als gar nicht so einfach. Wie Vilana später berichtete, hatte sie nur des Suchers langjährige Gefährtin Vaíl angetroffen. Da Vaíl Vilana gesagt hatte, ihr Partner habe sich derzeit dermaßen mit Fällen überlastet, dass er oft erst spät in der Nacht heimkäme, hatte Vilana ihr das Versprechen abgenommen, ´ihrem Constantin´ noch am selben Abend von der Angelegenheit zu berichten. Spät in der Nacht traf noch ein Eilbote ein und überbrachte einen Brief mit Konstantins Siegel. Geschrieben worden war er aber von Vaíl:
     
    ´Liebe Vilana,
     
    mein Canadalith konnte einfach nichtmehr richtig aus den Augen schauen oder aufrecht sitzen, nachdem er heute heimkam. Ich habe ihm trotzdem alles weitergegeben. Er hat mir noch diese Botschaft für dich diktiert, bevor er wie ein Stein eingeschlafen ist:
     
    Vilana: Worauf du gestoßen bist, ist wichtig aber gefährlich. Ich habe bereits vorher Hinweise in dieser Richtung gehört und bin an dem Fall dran. Es ist lebensnotwendig, dass du absolut gar nichts selbst unternimmst. Sprich mit niemandem darüber. Bleib von der Stadtverwaltung fort, die ist unterwandert. Mache auch deinen Informanten eindringlich klar, dass sie nichts unternehmen sollen. Deinen Plan, die Händler auf dem erwähnten Weg zu warnen, heiße ich gut, - mehr aber nicht! Schick mir auch keine Nachrichten dazu. Am besten halte dich eine Weile von mir und meinem Haus fern. Das ist das Sicherste! Ich bin SEHR zuversichtlich, den Fall innerhalb der nächsten sieben Tage abzuschließen. Dann können wir uns wieder sehen. P.S: Ich hoffe, aus deinen Plänen, eine ganz neue Stadt durch deine Konstruktionen in eine bessere