Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Verwaltung und Wirtschaft involviert, dass Lena und Alf durch ihre Hilfe fast jegliche Mühe genommen wurde. Das kam gelegen, denn Lena ging es ja allgemein derzeit nicht besonders gut. Alfred bekam Probleme mit seiner durchschnittenen Backe, die ihm sehr zu schaffen machte. Viele Geschäfte konnte man Velinas überlassen, aber allein oder mit den weniger versierten Helfern aus dem Konvoi, wäre er überlastet gewesen. So jedoch saßen Lena, Rolf und Alf als Dauergäste in der hohen Residenz der Familie, die sich immer noch und vielleicht mehr als zu dessen Lebzeiten, über den ermordeten Selljin definierte. Hier erhielten sie Rechtsberatung und Vermittlung günstiger Immobilien und konnten sogar einen Teil ihrer Geschäfte direkt mit der Familie machen. Dabei musste kaum gefeilscht werden. Man verständigte sich ganz einfach auf eine Lösung, die für beide Seiten lohnenswert wäre und beließ es dabei. Das war nur möglich, weil Vilana, die ihrem Vater und Idol Selljin am nächsten gestanden hatte, darauf bestand. Wer aus der Familie ihr nicht allein aus Respekt zu Willen war, wollte ihr doch keineswegs in den sehnlichsten Zukunftswunsch hineinpfuschen, indem er irgendwelche Missstimmungen mit Lena und ihren Leuten verursacht hätte. Bald wurde klar, dass die Catjary tatsächlich so umfangreiche Ideen für den Ausbau ihrer technischen Infrastruktur hatte, wie Vilana es sich nur wünschen konnte. Dafür standen auch hinreichende Mittel zur Verfügung. Dass dadurch später Aufträge für den Ausbau gleich mehrerer Städte in der Region resultieren könnten, wenn sie ihre Sache gut machte, stand außer Frage. Tunnelbauten, Seilbahnen, Aufzüge, Brücken, große Sägewerke und ganze Werften, betrieben mit Wasserkraft oder gar durch die Kraft des Windes, der auf dem Tafelberg der Catjary sehr stark wehen konnte, -all solche Projekte könnten unter ihrer Leitung oder maßgeblicher Beteiligung realisiert werden. Je eher sie mit der Catjary in deren Heimat aufbrechen konnte, desto lieber war ihr das. Für diesen Traum setzte sich also ihre Familie jetzt ein, und das kam Lenas Plänen in H´Cuudim zu Gute. Allerdings stellte sich im Verhältnis zu den meisten Familienmitgliedern ohnehin in diesen wenigen Tagen ein großes Vertrauen ein.
Nur Rolf litt bei alldem Seelenqualen. Er war daran gewöhnt, kurzzeitige Beziehungen anzufangen und zu beenden, ohne sich viel dabei zu denken, und wann immer sich eine potenzielle Partnerin fand. Jetzt hatte er sich aber Hals über Kopf in eine Frau verguckt und bald auch verliebt, die er eben nicht sofort haben konnte, um die er erst einmal, möglicherweise erfolglos, werben musste. Davon verstand er nicht das Mindeste. Es war nachgerade rührend, wie er immer wieder verzweifelt Lena und Alfred um Rat fragte, als hätten diese ein Patentrezept, wie er Vilana gewinnen könnte. „Lerne sie erst mal kennen, und versuche sie nicht zu bedrängen. Sie ist bestimmt nicht bereit, jetzt irgendwas so holterdiepolter mit dir anzufangen. Und wenn doch, dann würde das niemals halten“, riet ihm Lena. „Wenn du es schaffst, dass sie dich bis zu unserer Abfahrt als Freund betrachtet, stehen deine Chancen dass was draus wird gar nicht soooo schlecht, denke ich. Allerdings … ähm. Also, ich glaube sie ist einfach hundertmal klüger als du. Du wirst dir also auch in dieser Hinsicht Mühe geben müssen, sie nicht zu sehr zu enttäuschen. Ich hoffe das war jetzt nicht zu offen.“
Rolf hatte noch nie ein Problem mit Offenheit gehabt. Auch jetzt bemühte er sich einfach nur, diesen Rat zu befolgen, und machte die Sache für seine Verhältnisse gar nicht so schlecht. Er bot Vilana Hilfe beim Sachenpacken an, zeigte so viel Interesse an ihren Projekten, wie er aufbringen konnte, begleitete sie in die Stadt zum Einkaufen und war ansonsten einfach freundlich und zuvorkommend. Wenn sie in der Stimmung war, zuzuhören, nahm er sich viel Zeit, ihr von ihrer zukünftigen Heimat V´Llionias zu erzählen.
Der Erfolg blieb, wie nur Lena wusste, bislang begrenzt. In einer ungestörten Minute sprach Vilana Lena auf Rolfs Verhalten an: „Sag mal, im Vertrauen: Kann es sein, dass Rolf auf mehr als Freundschaft mit mir aus ist? Ich meine, ich kann ihn gar nicht schlecht leiden. Aber dass wir wirklich zueinander passen sollten, kann ich mir nicht vorstellen. Ich will ihn im Zweifelsfall nicht ermutigen, aber auch nicht verletzen.“
Lena beschloss, offen zu sein, und nahm sich die Zeit, etwas länger mit Vilana
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